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Kurz darnach tauchte in den höheren Zirkeln der Gesellschaft ein Mann auf, der sich Riccardo Troyer nannte, von vielen als ein Däne, von andern als ein Italiener bezeichnet wurde, und dessen Reichtum durch eine verschwenderische Lebensführung unbezweifelbar schien.

Beppino hatte stumm das Haupt geneigt, gewohnt zu gehorchen, ohne zu fragen, und dachte sich wohl, was für ein Ziel seinen unglücklichen Herrn wieder in die Fremde trieb. Dann hatte Riccardo eine lange Unterredung mit der Mutter, in der er den Hergang der traurigen Begebenheit erfuhr. Die Mutter war im vorigen Winter mit Emilia in Genua gewesen, um Nachrichten über ihren Sohn zu sammeln.

Und in dieser Nacht schlief Riccardo schon im Palaste der Spada. Der große Palast seines Gastfreundes war wie ausgestorben, denn der Vater Emilios war nur für einige Tage zum Empfange seines Sohnes nach Rom gekommen; er hatte ihn in feierlicher Audienz beim Papste vorgeführt und war dann wieder auf sein Sommerschloß zurückgekehrt, indes Emilio noch in Rom seine Angelegenheiten ordnete.

Ein andermal hinkte Riccardo zur Tür herein und befahl ihr, daß sie sich seinen Freunden als Wirtin präsentiere. Sie weigerte sich. Er riß sie mit teuflischer Kraft vom Lager herunter und hob den Arm gegen sie. Sie lächelte todessüchtig vor sich hin.

Sein Argwohn wurde gleichsam materieller. Die Geduld, die sie ihm entgegensetzte, erbitterte ihn. Er ertrug ihre Verschlossenheit nicht. Ihre gegen den Unsichtbaren gerichteten Augen weckten in ihm das böse Gewissen. Um jeden Preis wollte er erfahren, was es damit für eine Bewandnis hatte. Auch ihre Körper- und Atemnähe beruhigte ihn nicht, auch die ließ ihn spüren, daß er nur Gefäß war, nur Hülle, Phantom. Der Betrüger fühlte sich betrogen, der Dieb bestohlen. Nicht eher wollte er sie von seiner Seite lassen, als bis sie ihn erkannt, wie er wirklich war, bis er den Vorhang zerrissen hatte, der zwischen ihnen hing. Schaudernd sah Franziska, daß er in diesem Bestreben tiefer sank als er zu sinken wähnte, unter sich selbst hinab, daß sie es war, die ihn dazu trieb, und ihre Verzweiflung war namenlos. Er wurde roh; er wurde pöbelhaft. Ich habe verspielt, sagte sich Franziska, und in Neapel war es, als sie ihren Entschluß kundgab, sich von ihm zu trennen. Seine grünen Augen erloschen für einen Moment. Es ist gut, antwortete er und ging. Am selben Abend teilte er ihr mit, daß ihn ein Telegramm nach Turin gerufen habe, sie möge die Ausführung ihres Vorsatzes bis zu seiner Rückkehr verschieben. Von Scham und Mutlosigkeit ohnehin benommen, willigte Franziska ein. Riccardo übergab ihr eine Kassette zur Aufbewahrung, die mit den herrlichsten Diamanten gefüllt war. Als er nach drei Tagen wiederkam, ersuchte sie ihn, er möge sie von den Juwelen befreien, deren Behütung ihr drückend sei. Da sie es forderte, begleitete er sie ins Nebenzimmer, sie sperrte den Schrank auf und griff nach der Kassette. Die Sinne vergingen ihr; das Kästchen war so leicht, daß sie sofort wußte, es war seines Inhalts beraubt. Was war das? was war geschehen? wie war es möglich? sie hatte die Wohnung nicht verlassen. An allen Gliedern zitternd überreichte sie ihm die Kassette. Riccardo blickte sie mit großen, starren Augen an, deren Brauen immer höher wurden. Er prüfte das Schloß und die Scharniere, er zog ein Schlüsselchen aus der Tasche und öffnete den Ebenholzdeckel; die Diamanten waren verschwunden. Franziska preßte die Hände vor die Brust und lehnte sich wortlos gegen die Wand. Indessen begab sich Riccardo leise pfeifend ins andere Zimmer. Als sie ihm folgte, saß er wie vernichtet in einem Sessel. Sie eilte ans Telephon, da sprang er auf und packte ihren Arm. »Man muß die Polizei benachrichtigen«, stammelte sie. Er lachte ihr ins Gesicht. Seine Augen durchbohrten sie. »Hältst du mich für gewillt, meinen Namen durch die Zeitungen schleifen zu lassenfragte er höhnisch; und wenn ich mich dazu entschließen könnte, denkst du, daß der Ruf in die

Übrigens kann Euer Gnaden noch nähere Auskunft bei unserer Herrschaft erfahren, draußen in Selva nera, wo jetzt der ganze römische Adel versammelt ist.« »Ja, ja, das will ich tunsagte Riccardo; und er verließ den Palast mit glanzlosem Blick, enttäuscht und hoffnungslos, und irrte lang durch die Straßen Roms, unfähig, einen Plan zu entwerfen, unglücklich und zerschmettert.

Er fühlte, daß Worte Worte bleiben müßten und so drückte er seinem Freunde, der bleich und ernst im Sattel saß, nur stumm die Hand. »Grüße mir Mariasagte Riccardo zum Abschied, »grüß sie mir, wenn du mich noch für würdig hältst, die Reine grüßen zu dürfen. Und sei glücklich, Emilio, lebe wohl

Dann trennten sich die beiden, um für den nächsten Reisetag ihre Einkäufe zu besorgen, die Riccardo bald erledigt hatte. Dann irrte er wieder wie früher durch Rom und in einer verschwiegenen Schenke unter dem Monte Pincio, wo er sein Mittagessen nahm, ward ihm ein Gedanke lebendig, der gestern abend zum ersten Male blitzartig durch sein Hirn geschossen war.

Riccardo saß an der Seite der Mutter Emilios und war durch ihren freundlichen Zuspruch und ihre Gegenrede in der angenehmsten Weise gefesselt, indes das junge Volk unten an der Tafel sich über das Schattenspiel unterhielt und Emilio den Mädchen über den Gast berichten mußte.

Er schüttelte den Kopf und lachte spöttisch, dann griff er wieder zu dem Ruder und arbeitete mit Riesenkraft; sie wurden eines Fischerbootes ansichtig, näherten sich ihm langsam, die Fischer warfen ein Seil herüber, und nach unsäglichen Anstrengungen gelangten sie endlich in den Hafen. Am andern Morgen war Riccardo fort. Die italienische Dienerin sagte, er sei abgereist.