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Aktualisiert: 3. Juni 2025
Er unterhielt sich lebhaft mit Althoff und hatte mit Ilse wiederholt auf das Wohl ihres Bräutigams angestoßen, was ihr jedesmal eine tiefe Röte in die Wangen trieb. Rosi beherrschte sich und zeigte ein anscheinend ruhiges Gesicht, als sie ins Zimmer trat. Sie trug ihren Hut in der Hand und ihren Mantel über dem Arm und legte beides auf einen Stuhl.
In dem gutmütigen Gesicht berührte ein liebenswürdiger Zug äußerst angenehm, aber über den schüchternen Ausdruck in seinen blauen Augen mußte Ilse unwillkürlich lächeln. Und wie unbeholfen waren seine Bewegungen, als er sich jetzt mit der Hand über seine dünnen blonden Haare strich und dann die goldene Brille zurecht rückte. Rosi riß Ilse endlich aus ihren Betrachtungen.
Annemie hielt denselben höchst angenehm überrascht in der Hand. »Nun könnt ihr um die Wette lachen,« scherzte die Vorsteherin, »denn das Täubchen darfst du behalten und in deinem Zimmer aufhängen. Aber vergiß niemals, Annemie, daß du das Tierchen regelmäßig füttern mußt, hörst du?« So erhielt eine jede ihre scherzhafte Rüge, nur Rosi nicht.
»Die Schleife gefällt mir wohl gut,« meinte Rosi, »aber es ist mir ein peinliches Gefühl, geliehene Sachen zu tragen.« »O sancta simplicitas!« rief die geniale Flora. »Kind, du gehst in deiner Pedanterie wirklich zu weit! Unter Freundinnen herrscht Gleichheit, da kann von geliehenen Sachen keine Rede sein!«
Sie hatte sich so zu setzen gewußt, daß ihr kleiner, schmaler Fuß im Goldkäferstiefel wie absichtslos unter ihrem Kleide hervorsah. Rosi war natürlich weder kokett, noch empfand sie die geringste Erregung. Ruhig und freundlich, wie immer, saß sie da, und so tadellos gerade hielt sie sich, daß sie auch in der Tanzstunde das Musterkind für die andern war.
Wenn sie sich ihren Hut aufsetzte, blickte sie nur flüchtig in den Spiegel, um zu wissen, ob er schief oder gerade saß, und damit Punktum! Endlich war Rosi fertig, und die Reise konnte nun losgehen. Als alle zum Ausgehen gerüstet auf dem Vorplatz standen, nahm Rosi eine Tasche vom Kleiderständer herunter und hing sie sich über den Arm.
»O, eine Landsmann von mir!« rief Nellie laut und erfreut. Ueber diese drollige Bemerkung kam Annemie in das Lachen. Orla wurde ganz böse darüber und hielt ihr den Mund zu. »Fräulein Raimar ist ja noch im Korridor mit der Dame,« flüsterte sie, »wenn sie sich umsieht, sind wir blamiert.« In diesem Augenblicke kam von der andern Seite des Korridors Rosi Müller.
„Ich sagte dich ja schon, daß ich ein braves Hausfrau geworden bin, sittsam und ordentlich wie unsre artige Rosi; du wirst große Wunder an mir erleben,“ erwiderte Nellie, und der Schelm lachte aus dem Grübchen in ihrer rosigen Wange. „Du einzige Nellie, du bist doch noch ganz wie früher, wie furchtbar lieb habe ich dich, am allerliebsten auf der ganzen Welt.“
Annemie lachte über jede Kleinigkeit, ja selbst Rosi, die stets Vernünftige, machte heute eine Ausnahme und schloß sich der allgemeinen Stimmung an. Als Flora ein selbstgedichtetes Weihnachtslied zum besten gab, und die ganze übermütige Schar sie dabei auslachte, lachte Rosi mit, – nur als Nellie an zu necken fing, bat sie sanft: »Bitte, Nellie, nicht spotten!
„O nein, du mußt noch bleiben,“ rief Nellie. „Nein, auf keinen Fall,“ entschied Rosi kategorisch und achselzuckend schwieg Nellie. Sie ärgerte sich über Rosis Halsstarrigkeit und merkte, daß ihre Bitten nichts ausrichten würden.
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