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Aktualisiert: 24. Mai 2025
»Meine lieben Freundinnen,« hub sie an, da raschelte es über ihnen in den Zweigen. Die Mädchen schraken zusammen. »Was war das?« fragte Annemie, »Gott, wenn sich im Baume jemand versteckt hätte!« »Oder wenn ein Gespenst wieder seinen Spuk triebe!« sprach Melanie mit bebenden Lippen. »Wie unheimlich ist es hier!« fiel Grete ein, »ich fürchte mich!«
»Unter die Linde?« fragte Annemie ängstlich. »Laß uns doch hier, es ist ja schon dunkel unter dem alten, großen Baum!« »Ja, und es ist schon spät, wir müssen uns eilen,« fiel die ebenfalls furchtsame Flora ein.
Aber es wollte nicht wieder so recht in Zug kommen. Orla setzte zwar ein, aber falsch, sie war sehr wenig musikalisch. – Annemie mußte über den Mißton lachen, und da Lachen ansteckt, – stimmten die übrigen ein. »Was machen Sie denn, Miß Nellie?« fragte Doktor Althoff und trat auf sie zu. »Warum verstecken Sie Ihre Hände so ängstlich?« Er lächelte sie an.
Orla war aufrichtiger. Sie hatte den Klemmer auf die Nase gesetzt und betrachtete die Jünglinge ganz ungeniert. Später erhielt sie einen Tadel deswegen von der Vorsteherin. Grete und Annemie hatten sich in eine Fensternische gesetzt und kicherten und schwatzten das dummste Zeug. Sogar Nellie war nicht ganz frei von einer harmlosen Gefallsucht.
»Für dich sind meine Worte besonders gesprochen, Annemie,« nahm die Vorsteherin wieder das Wort, »ich fürchte, du wirst dich durch dein albernes Lachen auffallend machen, hüte dich davor. Und dich, Grete, ermahne ich ernstlich, nicht so viel zu schwatzen. Ueberlege erst, was du sagen willst, damit kein Unsinn herauskommt.«
»Wir werden dir helfen und dir alles gern zeigen,« versprach Rosi. Und Fräulein Güssow, die grade hinzutrat, benahm Ilse den letzten Zweifel. »Du kannst ein gleiches Nähkörbchen, wie Annemie anfertigt, arbeiten, ich weiß bestimmt, es wird dir gelingen.« Und es gelang wirklich, ja weit besser, als Ilse sich selbst zugetraut.
Annemie stellte zwei Schälchen mit Gummiarabikum daneben, in das eine schüttete sie Silber-, in das andre Goldpuder und rührte es mit einem Stäbchen um. »Wer will mir helfen,« rief Orla.
Sie nahm Annemie mit in ihr Zimmer und nähte die wenigen Stiche. »Bitte, liebe, gute Nellie, mir ist hier am Aermel ein Endchen Spitze abgerissen, willst du mir nicht die gleich annähen? Du bist auch ein Engel!« Nellie brachte auch diesen Schaden in Ordnung, und als sie fertig war, zupfte sie an Annemie hier und dort zurecht, nichts saß an der kleinen, runden Lachtaube, wie es sitzen mußte.
»Nur nicht ganz so dick aufstreichen,« mahnte sie, »sonst reichen wir nicht mit unsrem Gold- und Silbervorrat.« Flora und Annemie fertigten Netze aus Goldpapier an. »Eine geisttötende Arbeit,« flüsterte Flora Annemie zu, »und außerdem ohne jede Poesie. Warum die Tanne mit allerhand Tand aufputzen?
Annemie hielt denselben höchst angenehm überrascht in der Hand. »Nun könnt ihr um die Wette lachen,« scherzte die Vorsteherin, »denn das Täubchen darfst du behalten und in deinem Zimmer aufhängen. Aber vergiß niemals, Annemie, daß du das Tierchen regelmäßig füttern mußt, hörst du?« So erhielt eine jede ihre scherzhafte Rüge, nur Rosi nicht.
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