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Meister Friedolins rote Kasperlefarbe war es, die da unter dem Fenster stand, und weil er wieder eine Anzahl Kasperle anmalen wollte, hatte er gleich ein bißchen viel in einer flachen Schüssel angerührt. Pfui, wie das roch und schmeckte! Damian ohne Maul erhob sich stöhnend. Er witschte und spuckte, und da packten ihn kräftige Hände. Meister Friedolin war es und Herr Severin.
Meister Friedolin, der Kasperleschnitzer, aber hat eines Tages in dem Schrank herumgekramt und dabei das schlafende Kasperle entdeckt. Wie das ans Licht gekommen ist, ist's aufgewacht.«
Das geht nicht,« meinte Mutter Annettchen. »Ich will mit aufbleiben, ich nähe gleich seinen Kittel fertig.« Liebetraut war schon dabei, für Kasperle ein neues Röcklein zu nähen. Erst sah Mutter Annettchen etwas bedenklich drein, das Aufbleiben mochte ihr nicht recht gefallen. Aber Meister Friedolin meinte, so schlimm wäre das nicht, und ein ordentlicher Kittel täte Kasperle wirklich not.
Mit einem schönen Gruß für dich, mein liebes Kasperle, Dein Freund Herzog August Erasmus. Hurra! hurra! Kasperle stand flink mal Kopf vor Vergnügen, und dann lief er in das Haus hinein, purzelte in die Stube und schrie: »Ich bin eingeladen, eingeladen, eingeladen!« »Jemine! Von wem denn?« fragte Meister Friedolin.
»I bewahre, da kommst du nicht mehr hinein!« sagte Meister Friedolin. Der hatte nämlich sein Schnitzmesser genommen und begann der Puppe, die er schnitzte, Kasperles Gesicht zu geben, wie der flehend zu Liebetraut emporsah. Hei, wie das ging! So flink war das Schnitzen noch nie gegangen.
Frau Annette bejahte, und dann redeten die drei Bewohner des Waldhäuschens von Herrn Pumpel und warum der in aller Welt nur ihre alten, wurmstichigen Schränke kaufen wollte. Schon sein Vater hatte das gewollt, aber da hatte Meister Friedolins Vater nein gesagt, und jetzt sagte Meister Friedolin auch nein. Die Schränke, um die es ging, standen im Obergeschoß des Häuschens.
Meister Friedolin fiel das Schnitzmesser aus der Hand vor Erstaunen, und alle sahen auf das heulende Kasperle. Selbst Michele dachte: Er hat gewiß an der Grenze einen dummen Streich gemacht. Herr Severin fragte ganz ernsthaft: »Kasperle, was hast du getan?« »Hach!« Kasperle schluchzte erschrecklich. »Ich hab' dem Herzog einen Brief geschribbt!« »Du Kasperle?«
»Na, potz Kuckuck, was hat denn da der Damian zu wollen!« rief Meister Friedolin. Damian ohne Maul stand ganz verdattert da. Er merkte schon, er hatte eine große Dummheit gemacht. Ehe er aber noch wie und was sagen konnte, kamen die Landjäger, Michele und die Protzendorfer Männer, Frauen, Kinder, Schweinchen, Ziegen und Hunde gelaufen, und um das sonst so stille Waldhaus toste ein ungeheurer Lärm.
»Ungeschick, du!« schalt Meister Friedolin ungeduldiger als sonst. »Marsch, geh, du hast hier nichts zu suchen!« Da lief Kasperle tiefbetrübt davon. Er lief wieder in das Haus hinein, er lief wieder hinaus und dachte bei sich: Wenn sie mich wegschicken, dann gehe ich; dann gilt auch mein Versprechen Liebetraut gegenüber nicht. Und ganz eilfertig rannte er ein Stück in den Wald hinein.
»Ei, das sind ja schöne Geschichten!« rief Meister Friedolin. »Solange ich im Waldhaus wohne, ist so ein schlechter Mensch noch nicht dagewesen.« »Ich bin nicht schlecht, au, au!« schrie Damian, denn Kasperle schlug noch immer auf ihn los. Da faßte Michele Kasperles Hand und sagte: »Nun hat er genug.