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Aktualisiert: 25. Mai 2025
So blind ist der Klatsch, daß er gierig die ganz nichtigen Beziehungen Marthas zu Wittmann ergiebig ausbeutete, aber die verliebte Aufdringlichkeit Benno Stehkragens überhaupt nicht bemerkte. Und welch dankbares Spottobjekt hätte der bucklige Benno als Liebhaber abgegeben! Die Vesperpause war vorüber, und die Arbeitshetze in der Industriebank steigerte sich zur Tollwut.
Unsereins, der anständig ist, bringt’s natürlich zu nichts.« Selbst der alte Binder mußte sich kopfschüttelnd sagen: »Merkwürdige Zuständ’ herrsche uff unserer Bank! No ja, es is halt e Affestall!« Benno hörte die gehässigen Reden, die sich Martha zur Zielscheibe nahmen, aber er verteidigte sie nicht mehr in seinen Gedanken.
Das erstemal am Tag schaute Benno Stehkragen des Morgens, wenige Minuten nach acht Uhr, empor, wenn Martha sich niedersetzte. »Guten Morgen, Herr Stehkragen!« sagte sie dann, indem sie die Schreibärmel überstülpte. »Guten Morgen, Fräulein Tulpe!« erwiderte Benno und erntete ein freundliches Lächeln.
Ehe Benno eine Antwort stammeln konnte, erhob der kleine Lebrecht, der sich vor jedem Fremden fürchtete, ein erschreckliches Geheul und klammerte sich an seine Mutter. »Ein sehr liebes Kind!« stotterte Benno und legte seine Hand auf Lebrechtchens Kopf – ein Beruhigungsversuch, den dieser angenehme Knabe mit verdreifachtem Gebrüll beantwortete.
In Gedanken aber baute Benno noch lange die prächtigsten Gebäude. Im Gegensatz zu Benno besaß Martha, dieses kluge, lustige Mädel, nur wenig Phantasie. Wollte sie sich über das Ackerland des Alltags erheben, so bedurfte sie dazu der groben Vermittlung all des Plunders von Schminke, Puder und Flitter. Eine Flugmaschine, ja, das war etwas, was sie begriff – sie selbst hatte keine Flügel.
Zu allen Menschen war sie freundlich, alle Menschen wurden fröhlicher in ihrer Nähe, nur ihn, Benno Stehkragen, trat sie mit Füßen. Im Orchester setzte das Lied vom Jungfernkranz ein, und Benno kam wieder zu sich. Auf der Bühne knickste Katharine und sang ihr Liedchen, aber Benno hielt es nicht einmal der Mühe wert, das Opernglas auf sie zu richten.
Papa Käsberger ging ans Büfett, nahm eines der belegten Brötchen in die Hand und fragte: »Was kost’ des?« Als er hörte, es koste dreißig Pfennig, legte er das Brötchen wieder zurück und begann seinem Unmut über diese »Räuwerei« so erregt Luft zu machen, daß es Benno angst und bange wurde.
Nein, dieser Siegfried war kein reiner Held für seine Begriffe. Und so erging es ihm mit den meisten Helden der Oper und des Musikdramas: sie sangen wohl recht schön, wenn auch ein bißchen viel und lang, aber lieben konnte man sie nicht, noch sich für ihre Taten begeistern. Schade, daß Martha eine solche Vorliebe für das Theater besaß. Es war Benno ein Rätsel.
Benno fühlte sich sehr geschmeichelt. Da sich aber das Gespräch im Verein fast ausschließlich um die Qualität des
Benno lenkte das Opernglas nach der anderen Seite des Hauses und entdeckte in einer Loge das üppige Fräulein Antonie Hochberg, im Schmucke übergroßer Brillanten. Ob die auch etwas empfand bei der Musik? Sie saß steif auf dem Logenvorderplatz, mit einer Miene, als gehöre ihr das ganze Opernhaus, und als dulde sie nur aus Gnade die Anwesenheit minderbemittelter Staatsbürger und Staatsbürgerinnen.
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