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Dem Oberregistrator erklärten sie in einem scheunenartigen Gebäude: die letzten Kuriere seien, bei Kinzelheim, wo ein Lobensteiner sein Gewehr verloren hatte, überfallen und ihrer Papiere beraubt worden; neue Kuriere kämen erst in sechs Wochen; denn inzwischen fiele Fronleichnam, und der bestellte Hufschmied könne auch nicht früher kommen, weil seine Schwägerin entbunden habe, einen reizenden dicken Knaben, Paul heiße er, geradeso wie sein Vater; aber kommen täte sein Onkel nicht vor der Taufe.

Ab und auf wogte die Menge vor dem Kastell; bisweilen steckte ein Schelm den Kopf zum Fenster hinaus und schrie etwas Befehlendes in einer fremden Sprache. Gegen Mittag erschien der uniformierte Oberregistrator vor dem Haus. Sie riefen ihm zu, es liege ein Bruch des Völkerrechts vor; man hätte sie verjagt, mit Besen und Feuerzangen bedroht. »Wehe, weheWarum hätten sie geschossen? Geschossen? Das seien Salutschüsse gewesen, wie sie in ganz Böhmen, Mähren, Istrien, Venetien bis zur Lombardei herunter täglich bei freudvollen Ereignissen losgingen; und wenn schon ein Spiegel dabei zerbräche, was mache das aus! Ein Spiegel! Wehe, wehe! Sie würden ihn bezahlen. Dem Registrator wurde fade zumut bei diesen Reden; das Völkerrecht gebrochen zu haben, war für einen Lobensteiner kein kleiner Vorwurf; er hatte dazu das Bewußtsein, überhaupt ein Unrecht begangen zu haben mit der Zulassung dieser Fremden. Er gab innerlich klein bei und parlamentierte herum. Da öffnete sich unversehens oben eine Dachluke, auf einer Leiter stieg geheimnisvoll heraus an die Luft ein weiß bemalter Mann, anzusehen wie jenes Schneemännchen, klingelte laut, eine Stille trat ein und sprach einen furchtbaren Fluch über Lobenstein aus. Dann sank er wie ein Geist nieder. Es war ein entsetzlicher Moment; die Bauern standen da wie Steine. In dem anhaltenden Schweigen pochte der Beamte an die Tür, versprach Genugtuung. Aber lange dauerte es, bis sich drin etwas rührte. Die Türe öffnete sich. Stumm zogen die verstörten sechs Handwerker heraus, reichten feierlich dem Regierungsvertreter die Hand. Ihr Schutzgeist, das Männlein im Schnee, hätte sie verlassen; das hätte sie bekümmert; es sei einen Moment von ihnen gegangen, eben im Häuschen, von der Stange sei es heruntergeschritten die Treppen hinauf; sie seien froh, jetzt stünde es wieder ganz klein auf seinem Eckchen. Ein paar Lobensteiner Frauen ächzten: »Des hat ja auf dem Dach gestanden; geklingelt hat esSchwermütig winkten die Gauner, scharten sich um die Fahne und blickten zu dem Klingelgeist herauf. In der gesammelten Stimmung begegnete man nun einander mit Ruhe. Der Beamte lud die sechs Fremden in sein Haus zum Mittagsmahle ein. Vorerst übten die Gesellen an ihrer Fahnenstange eine umständliche Art Neuweihe vor dem Haus unter einer Laube, umzogen die Stange, murmelten allerlei, besprengten sich und das ragende Holz, verhüllten zum Schluß das umfangreiche Möbel in ein bereitgehaltenes blaues Tuch. Nunmehr nahmen sie auch den Fluch von Lobenstein zurück und begaben sich an die Mahlzeit. Dann wie es Zeit war, hieß es Abschied nehmen. Sie waren zu erschüttert, um noch zu guter Letzt, wie sie vorhatten, den Stallbauern ein paar Schmiedehandgriffe beizubringen im Auftrag ihres verhinderten Freundes; sie baten um den gern gewährten Dispens. Von der Wegekommission unter Posaunenstößen an die Grenze geleitet, sagten sie allen Hinterbliebenen ihren Dank, sprachen auch den ausdrücklichen Wunsch aus, daß jener spiegellosen Witwe von Staatswegen Ersatz geschaffen würde. Sie selbst nahmen neben vielen sonstigen Grüßen eine Empfehlung an den König von Böhmen mit, dem sie dienten. Es wurde von ihnen dem Anführer der Wegekommission eine Art Schärpe überreicht, mit welcher der