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Denn von 'Fährlichkeitenund sie wies auf das Sofa »wird sich in diesem Falle wohl sprechen lassen. Ich habe Gieshübler schon vor Jahr und Tag darauf aufmerksam gemacht, aber leider vergeblich; so gut er ist, so eigensinnig ist er auch.« »Aber Marietta ...«

Aber wenn sie auch Millionen gewonnen hätte, was hätten ihr die gefruchtet; das Glück, das sie für ihn im Auge hatte, war ein höheres. Der in ihr aufgehäufte Groll gegen Marietta verlieh den Argumenten, mit denen sie Erasmus zu Leibe rückte, eindringliche Schärfe.

Mit Menschenkenntnis sonst nicht eben begabt, entwarf sie, durch Haß befeuert, ein Bild von Marietta, das in der Verzerrung noch Züge der Wahrheit hatte und abschreckend genug war: Ehrgeizig nannte sie sie; eitel; seelenlos; durch Lektüre verbildet; im Bestreben, die große Dame zu spielen, durch ihre heikle Situation doppelt herausfordernd; mit zur Schau getragener Freiheit nah daran, für eine Abenteuerin zu gelten; unergründlich egoistisch und wie alle sehr egoistischen Frauen gefährlich sinnlich; längst über die erste Jugend hinaus, auch über die zweite bald; getrennt von einem Mann, der ihr alles geopfert, sie auf Händen getragen hatte und unglücklich und vereinsamt war, geistig und körperlich ein Krüppel.

Tut lieber das, sagte sie. Der Pförtner ist ja ein guter Bekannter von Euch, und Eure Wirtin gibt Euch wohl den Schlüssel. Oder spielt Ihr den Tugendhaften vor der kleinen Marietta? Wißt Ihr, daß ich auf das unbedeutende Geschöpf in allem Ernste eifersüchtig zu werden anfing? Auf Marietta? Sie ist in Euch vernarrt, oder ich habe keine Augen im Kopf. Seht sie nur an.

Länger als zwölf Jahre dauerte nun die Liaison zwischen Erasmus Ungnad und Gräfin Marietta Giese, und Georg Ulrich Castellanis boshafte Bemerkung, es sei bald an der Zeit, sie in die Galerie berühmter Liebespaare einzureihen, zeigte zum mindesten den Grad der Verwunderung unter manchen Freunden an, vom Mißfallen anderer zu schweigen.

Später sah er, wie Herr Campireali in Begleitung von zwei Priestern den Weg durch die prächtige grüne Eichenallee einschlug, welche den Rand des Kraters krönt, auf dessen Grund der See von Albano liegt. Zehn Minuten danach drang eine alte Frau dreist in den Palazzo Campireali ein, unter dem Vorwand, schöne Früchte zu verkaufen; die erste Person, die sie traf, war die kleine Kammerzofe Marietta, die intime Vertraute ihrer Herrin Helena. Diese errötete bis ins Weiße der Augen, als sie einen schönen Blumenstrauß empfing. Der in diesem Strauß verborgene Brief war unermeßlich lang: Giulio erzählte alles, was er seit der Nacht der Flintenschüsse erlebt hatte; aber aus einer eigentümlichen Scham heraus wagte er nicht, das, worauf jeder andre junge Mann seiner Zeit stolz gewesen wäre, zu gestehen: daß er der Sohn eines durch seine Abenteuer berühmten Kapitäns war und selbst bereits in mehr als einem Kampf durch seine Tapferkeit erprobt. Er glaubte stets die Betrachtungen zu hören, welche diese Tatsachen dem alten Campireali eingeben würden. Man muß wissen, daß im sechzehnten Jahrhundert die Mädchen einer gesunden republikanischen Vernunft näher als heute einen Mann viel mehr seiner Taten wegen schätzten, als wegen der zusammengescharrten Reichtümer oder der berühmten Taten seiner Väter. Aber es waren hauptsächlich die jungen Mädchen aus dem Volk, welche diese Anschauung hatten; die den reichen Klassen oder dem Adel angehörten, hatten Angst vor den Briganten und hielten, wie es sich schließlich versteht, Adel und Reichtum in hoher Achtung. Giulio schloß seinen Brief mit folgenden Worten: "Ich weiß nicht, ob die gefälligen Gewänder, die ich aus Rom gebracht habe, Euch die grausame Beleidigung vergessen ließen, die mir kürzlich jemand wegen meines armsäligen[sic! sonst einheitlich: armseligen]

"Sag mir, wo der Schlüssel der kleinen Tür ist?" fragte er Marietta. "Ich sehe ihn nicht, aber hier sind die Schlüssel zu den Vorlegschlössern der Eisenstangen, welche das große Tor sperren. Ihr könnt hinaus." Giulio nahm die Schlüssel und stürzte aus der Loge. "Laßt die Mauer," rief er seinen Soldaten zu, "ich habe endlich den Schlüssel des Tores."

Die Anrufung Gottes und die zwei bestürzten Zirkumflexe auf seiner Stirn brachten Marietta zum Lachen. Er zuckte zusammen. Er liebte dieses Lachen an ihr, das den Mund einer aufgeschnittenen Frucht ähnlich machte und sie zwanzigjährig erscheinen ließ. Es enthielt Erinnerung an Reiz und Liebkosung, Halbvergessenes, Halbentschwundenes, Unvergeßbares, heimlichstes Wunder des Geschlechts.

Noch immer regungslos, mit geschnürter Kehle, starrte er Marietta an.

Doch die Freunde hatten so wenig Einfluß darauf wie die Familie, die Rücksicht auf die Karriere so wenig wie der Gedanke an persönliches Behagen. Im Grunde stand man vor einem Rätsel. Erasmus war nichts weniger als ein Toggenburg; Ausharren war sonst seine Stärke nicht; Marietta nichts weniger als ein Käthchen, im Gegenteil, eine Frau von Welt, ein überlegener Charakter.