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Aktualisiert: 29. Juni 2025
Er erbat sich Bedenkzeit, die Bedenkzeit verstrich, und das Ergebnis von Francines Bemühungen war, daß er zu Marietta auf ihren Landsitz Eichfurth reiste. Da ging sie zum Minister. Sie vertraute sich ihm ohne Rückhalt an, und die Art, wie er ihr lauschte, ließ die herzliche Zuneigung für Erasmus erkennen.
Bei jeder Weggabelung zog er die Zügel an und wechselte ein Wort mit seinem Begleiter, der schlaftrunken döste. Er konnte nicht denken, doch sah er. Sah Marietta, fiebergequält in den Kissen; der vertraute Körper litt; Lix und Sebastiane huschten bisweilen lautlos durch das Zimmer; jede Bewegung der beiden war ihm wie das Einatmen von Wohlgeruch.
Marietta wandte sich ihm mit großem Blick zu. »Ja, siehst du, Lieber,« sagte sie langsam und freundlich, »ich muß nun auch daran denken, mein Leben unter Dach und Fach zu bringen. Für so naiv wirst du mich doch nicht halten, daß ich dir aus reiner Selbstlosigkeit zurede. Als ich ein Kind war, hing zu Hause ein Bild; die Verlassene hieß es.
Er saß regungslos und starrte sie an. Es war eine unbezweifelbare, sogar eine heilige Wahrheit in ihrer Stimme, in ihrem Blick, in ihrem Wesen; er entzog sich dieser Wahrheit nicht, er bezweifelte sie nicht, aber er wollte sie nicht einlassen; sie stand wie mit einem glühenden Schlüssel vor der Pforte des unbekannten finstern Raums, von dem Marietta gesprochen, und fand keinen Einlaß.
Einige Stunden später wurde ihr diese erstaunliche Neuigkeit durch die kleine Marietta bestätigt, die all ihren Goldschmuck für die Erlaubnis geopfert hatte, der Schwester Pförtnerin, die der Gefangenen die Mahlzeiten brachte, zu folgen. Helena warf sich in ihre Arme und weinte vor Freude. "Das ist sehr schön," sagte sie ihr, "aber ich werde kaum mehr bei dir bleiben."
Ein Telegramm rief ihn von Eichfurth zurück, zehn Tage darauf lief das Schiff aus dem Triester Hafen. Francine glaubte ihn wieder einmal gerettet. Jeder verflossene Monat war Gewinn. Erasmus war dreiunddreißig, Marietta Giese fünfunddreißig; der Zauber mußte binnen kurzem brechen; was die Vernunft nicht erreichte, würde die Zeit bewirken. Wenn es auch noch Kämpfe kostete, Francine war gerüstet.
Am Samstag abend erhielt er eine Karte von Marietta, die ihn ersuchte, Dienstag bei ihr den Tee zu nehmen. Er erschrak. Es war unerwartet. Er hatte nur ganz heimlich, ganz verschollen heimlich damit gerechnet. Daß es eintraf, war Erschütterung. Er erklärte Francine, daß eine wichtige ministerielle Sitzung ihn verhindere, früher als Mittwoch zu reisen. Francine starrte ihn sprachlos an.
Als sie umgekleidet war und für Wolfs Nachtlager gesorgt hatte, erstattete sie genaueren Bericht. Sie äußerte Angst um Marietta. Lix und Sebastiane waren zu ihr hinaufgegangen. Die Gräfin war beschäftigt, Anweisungen wegen der Kleider und Betten zu geben.
»Es ist eine herrliche Geschichte!« rief Wolf mit hingerissenem Ausdruck, »die mußt du mir noch öfter erzählen.« In seinem begeisterten Eifer dutzte er Erasmus plötzlich, und dieser ließ es sich gern gefallen. Gegen Abend suchte ihn Frau von Gravenreuth auf und sagte, Marietta wolle ihn sprechen; sie fühle sich besser, obschon man fürchten müsse, daß es ein trügerisches Intervall sei.
Es ist lästig, sich entscheiden zu müssen. Ich will mich nicht entscheiden.« »Du willst dich nicht entscheiden,« wiederholte Marietta leise, mit einem unhörbar bittern Unterton; »das begreife ich. Du willst, daß für dich entschieden wird, und möglichst zu deiner Bequemlichkeit. Du rührst nicht hin; alles soll sein wie Blumen unter Glas. Du kannst aber nicht außerhalb von Ja und Nein leben.
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