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Aktualisiert: 12. Juni 2025
Wunneke entgegnete sanftmütig, der Herr Vogt werde besagten Gesang auf der Straße vernommen haben, wo man leider oft von liederlichen Leuten die gottlosesten Dinge hören müsse. Herr Quarre blieb aber dabei, es sei im Nebenzimmer gewesen, und ließ auch einfließen, es sei eine helle und gewissermaßen lieblich pfeifende Stimme gewesen, wobei er drohende Blicke auf das Fräulein schoß.
Sogleich geriet Herr Quarre in einen brennenden Zorn, und als nun lächelnden Mundes Wunneke ins Zimmer trat, ergoß er sich in wütenden Reden und forderte tobend, daß ihm der Name des unverschämten Rebellen genannt würde, der so aufreizende Lieder von sich gäbe, damit eine nachdrückliche Strafe über ihn verhängt würde.
Wunneke veränderte aber ihre unschuldige Miene nicht und sagte ruhig, im Nebenzimmer sei niemand anders gewesen als Flämmchen, der Papagei, der dort seinen Standort habe und allerdings, was sie nicht leugnen wolle, sowohl sprechen wie singen könne, so daß es, wenn auch unwahrscheinlich, doch nicht unmöglich sei, daß er den Unfug getrieben habe.
Sein Zorn verdoppelte sich noch, als Herr Schmitz, der Bürgermeister, obwohl er sich verschworen hatte, alles zu tun, um den Gekränkten zu begütigen, sich mit Vorbringung fadenscheiniger Ausflüchte entschuldigte, als der Vogt sich Wunneke selber zur Entschädigung ausbat.
Und daß er mit seinem Leben bezahlen muß, wenn er Euch empfängt, bewirtet oder berührt?« Es quälte mich, daß Wunneke nicht ein Wort zu entgegnen vermochte, obschon sie sich Mühe gab, zu sprechen; sie starrte ihm ins Gesicht und hätte sich, glaub ich, von ihm niederschlagen lassen, ohne den leisesten Versuch zur Verteidigung oder zur Flucht zu machen.
Herr Quarre verlangte murrend die angebliche Bestie in Augenschein zu nehmen und wurde von Wunneke höflich in das Nebenzimmer geführt, wo auf einer goldenen Stange Flämmchen saß, mit einem Kettlein am Fuße daran festgebunden.
Er hatte sich, außerordentlich dabei belustigt, und wenn Wunneke kam, pflegte er mir heimliche Zeichen zu machen, in sich hineinzukichern und sich die Hände zu reiben; ohne daß ich ihn darum gebeten hätte, ließ er um unsertwillen die Friedhoftür länger geöffnet als gewöhnlich und schloß sie hinter uns, kurz, er war uns in jeder Hinsicht bei der Ausführung unsrer Zusammenkünfte behilflich.
Herr Quarre zog dies in Zweifel, da noch nicht einmal bewiesen und überhaupt sehr unwahrscheinlich sei, daß das dumme und eitle Tier sprechen könne, welcher Beweis denn nun freilich auf der Stelle geleistet wurde. Indessen war Flämmchen nicht zu bewegen, etwas andres zu sagen als: Guten Morgen, Wunneke! Komm mit, Wunneke!
Es war der Abend, als sich die Tür auftat und Wunneke zu mir eintrat, nicht mehr ein blühender Veilchenstrauß, den Kinder und Frauen im Triumphe geleiten, sondern wie ein losgerissenes Blatt, vom Nordwinde hereingeblasen, wie ein Seufzer über die Erde huschend, todmüde und ruhelos kam sie herein, setzte sich neben mich und weinte.
Und so ist es gekommen, daß ich Wunneke sah. Denn trotzdem es allgemeiner Mißbilligung unterlag, daß sie unser verfemtes Reich betreten und einer Handlung so schauriger Art beiwohnen wollte, hatte sie sich nicht davon zurückhalten lassen, ihren Liebling auf seinem Martergange zu begleiten.
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