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Aktualisiert: 12. Mai 2025
Aber Wunneke wendete ein, wenn Flämmchen denn vernunftlos sei, dürfe man ihm auch sein schelmisches Singen nicht zum Vorwurf machen, worauf Herr Quarre in einen glühroten Zorn geriet, seinen borstigen Schnurrbart sträubte, daß man an der Spitze jedes Haares ein Fröschlein hätte aufspießen können, und sagte, ohne Vernunft sei der Vogel zwar nicht, aber seine Vernunft sei des Teufels, und wenn ihn die sämtlichen Kirchenväter mit dem Papst an der Spitze zum Schafotte geleiteten und ihm die ganze Bibel aufsagten, würde das dem ruchlosen Federvieh nur zu Spott und Gelächter dienen.
Über diesen Anblick begann Wunneke plötzlich sich zu fürchten, und ich geleitete sie in Sicherheit heim, versprach ihr aber zuvor, daß ich Flämmchens zeitliche Überreste auf dem nächsten Gottesacker ordentlich und lieblich bestatten wollte, was ich mir unter dem Schutze des Totengräbers, den ich gut kannte, wohl auszuführen getraute.
Ich hatte ein ganz leises süßes Gefühl zärtlichen Mitleids für Wunneke, aber nur so, wie man für ein Kind hat, das wegen eines Schmerzes weint, der in kurzen Minuten vorüber sein wird, und als der Probst mir dringlich zuflüsterte: Sag ja, Lütte Grave! rief ich laut und ärgerlich: Nein, nein, nein, ich will nicht! und fürchtete fast, sie würden mich mit Gewalt vom Schafott reißen und in ihr Gewühl hineinzerren, da ich den Bürgermeister heftige Zeichen und Winke geben sah.
Küß mich, Wunneke! welche Reden er süßlich quäkend und unter geschwindem Augenrollen mehr als nötig wiederholte. Daraufhin erklärte der vorsitzende Bürgermeister den Papageien für wohlbefähigt, das Verbrechen, dessen er geziehen wurde, begangen zu haben, und Herr Quarre, der den Vogel nunmehr zwischen Furcht und Staunen für einen Zauberer ansah, neigte zu der Ansicht, daß er der Täter sei.
Da sah ich etwas Entsetzliches: ich sah, wie er den kaiserlichen Vogt, die Ratsherren allesamt, beide Bürgermeister und Wunneke im Vorbeigehen mit der Spitze seines Schwertes streifte, und erinnerte mich an das Gerede des Volkes, daß er damit, wen er wolle, auf das Blutgerüst bringen könne.
Dort warf ich ein schmales Hüglein auf und bepflanzte es über und über mit blühenden Astern, daß es wie ein einziger großer Blumenstrauß aussah. Am folgenden Abend kam Wunneke, wie sie mir aus freien Stücken angesagt hatte, und wir setzten uns auf einen halb eingesunkenen Stein unter einer hohen Pappel, die der Wind rauschend auf und nieder bewegte.
Ich sah auf einmal meinen Vater in schwarzer Amtstracht, sein Schwert unter dem Arme, und Wunneke nicht weit von ihm, die Augen starr auf ihn geheftet, und eine große Bewegung unter der Volksmenge, weil die Tochter des Bürgermeisters mich vom Schwerte losgebeten hatte zu ihrem Manne.
Als ich, ohne hiervon einen Verdacht zu haben, plötzlich vor einen heimlichen Rat gestellt wurde, war ich nicht wenig bestürzt, konnte mich aber doch so weit fassen, daß ich beschloß, nichts auszusagen, was Wunneke gefährlich werden könnte.
Denn daß ich des Scharfrichters Sohn war, wußte sie so gut, wie sie sah, daß Wunneke ein vornehmes Fräulein war; das allerärgste schien ihr aber merkwürdigerweise das zu sein, daß wir den Vogel in geweihter Erde begraben hatten. Die warnenden Reden seiner Frau erschreckten den Totengräber so, daß er schnurstracks, um Leib und Leben zu retten, hinlief und seine Anzeige vor Gericht machte.
Und als ich vollends am Tage der Papageihinrichtung mein neues Amtsgewand trug, ganz aus schwarzem Tuch, das kurze Mäntelchen, mit karmesinroter Seide gefüttert, schwarze und rote Federn auf dem Barett, zweifelte ich nicht, daß der Himmel sich über meiner Schönheit öffnen und Rosen auf mich herabschütten würde, Rosen von jenseits, mit Ambrosia betaute, die ich alle der erbleichenden Wunneke in den Schoß werfen würde.
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