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An demselben Abend saßen sich Herrin und Diener im Wohnzimmer gegenüber. Tibet erzählte, wie's ihm auf der Reise ergangen sei, und Ange hörte freundlich und aufmerksam zu. „Auch den Herrn Major von Teut habe ich gesehen und gesprochen,“ warf Tibet in unbefangenem Tone hin, nachdem er den ersten Bericht erstattet hatte. „Er läßt sich der Frau Gräfin aufs angelegentlichste empfehlen.“

Seltsam schaute der Marmorkopf einer Venus aus dem Dunkel hervor, und düster starrten ihm die Arabesken aus dem Teppich entgegen, der den Fußboden bedeckte. Eine Weile saßen beide Männer rauchend und ohne zu reden, nebeneinander. Jedem lagen Worte auf der Zunge, keiner wollte zuerst sprechen. Endlich sagte Clairefort tonlos: „Sie haben gestern mit Ange gesprochen, Teut?“

Bei der nächsten Begegnung zwischen Clairefort und Teut nahm sich letzterer vor, diesen Punkt schon deshalb durch eine Frage aufzuklären, weil alle Maßnahmen danach zu treffen waren. Falls Clairefort die Wahrheit gesprochen, mußte Teut, um nicht auf halbem Wege stehen zu bleiben, auf sofortige Einschränkungen dringen, und diese konnten doch, wie die Dinge lagen, nur von Ange ausgehen.

Wenn sie dann so eindringlich auf ihn einsprach und mit ihrer bezaubernden Art durchzusetzen versuchte, was sie wünschte, gab er wohl nach; ja einigemal brauste er sogar auf, und böse Worte gegen Teut entschlüpften ihm.

Hatte er das alles heraufbeschworen? Vielleicht! Er erkannte, daß meistens nur die Not selbst zur Lehrmeisterin der Menschen wird. Er hatte eingegriffen in die Pläne des Schicksals. Statt aus dem Regen den Sonnenschein von neuem hervorbrechen zu lassen, hatte er diesem zu frühzeitig ein Dach gebaut, und ein Dach, welches das goldene Licht verscheuchte. Teut saß in seinem Zimmer und arbeitete.

Im Grase zirpte es leise, ein Vogel flatterte schlaftrunken in den Zweigen. Drüben schien die Sonne ganz versunken; der Tag war zur Ruhe gegangen, und ihre Hände lösten sich. „Lieber Teut! Gottlob, daß Ihr Brief kam. Sie haben mich aus einer unsagbaren Angst befreit. Jetzt weiß ich, daß Sie am Leben und gesund sind; nun tritt alles übrige in den Hintergrund.

Ange hatte trotz äußerster Sparsamkeit kleine Schulden machen müssen, und die von Tibet gemeldete erschrecklich hohe Summe, welche Teut in dem ersten halben Jahre zu ihrem Haushalt beigesteuert hatte, ragte noch drohend über dem übrigen empor. Gerade diese zu tilgen, beschäftigte immer aufs neue, zulegt fast ausschließlich Anges Gedanken.

Doch, doch,“ sagte Teut weich und ergriff ihre Hand, ihre kleine Hand, die so schmal und krank heute aussah. Aber weiter wagte er nicht zu sprechen; es trat eine längere Pause ein. Die Dinge ringsum erschienen noch ernster, stummer als sonst. Es wehte ein Hauch von trostloser

Takt und Vorsicht riefen ihm zu, sich in den bisherigen Grenzen zu halten. Er entgegnete deshalb rasch: „O, es war doch nichts, gnädiger HerrTeut blickte auf und sah, daß Tibet mit dem Ausdruck einer gewissen Enttäuschung vor ihm saß. Er verstand und bereute seine Schroffheit.

Die beiden Briefe, nach ihrem Inhalt bezeichnend für Ange und Teut, wurden im September geschrieben, aber bereits zwei Monate später trat im Clairefortschen Hause ein so folgenschweres Ereignis ein, daß alles für die Familie in Frage gestellt schien.