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Aktualisiert: 23. Juni 2025
Zwischen seiner Wohnung und dem schornsteinfegerlichen Königreich lag eine Delikatessenhandlung, die das Stelldichein sämtlicher Dienstmädchen der Umgegend zu bilden pflegte. Dort wollte Benno Näheres über Rita erfahren. Er gedachte, dort irgendeinen Einkauf zu machen und bei dieser Gelegenheit die Besitzerin des Geschäftes auszufragen.
Und an dieser unbegreiflichen Wahl war eben Fräulein Rita von Veldern schuld – jenes Fräulein Rita, dessen Bild Martha in Bennos Gedächtnis beinahe ausgelöscht hatte. Die Sache war so: Lange Jahre hatte Benno im Zentrum der Stadt gewohnt, nicht unweit der Industriebank, die sich damals noch im Oederweg befand.
Es war eben ein Unglück, da war nichts zu machen. Papa Käsberger hingegen hatte im ersten Kummer geschworen, er werde dem Breivogel alle Knochen einzeln entzweischlagen. Aber die Wogen seiner Erregung glätteten sich wieder, als Lebrecht versprach, Katharine, die jetzt bereits Rita hieß, zu seiner ehelich angetrauten Gattin zu machen. Er wisse, was seine Pflicht als Ehrenmann sei!
Und obwohl der Text zu Lohengrins Schwanenlied unabänderlich feststeht, sang er doch während des ganzen Weges auf diese Melodie den neuen Text: »Rita, Rita, Rita.« Wer erst einmal auf verbotenen Wegen gewandelt ist, kann es bekanntlich nicht mehr lassen. Denn gerade auf den verbotenen Wegen blühen die schönsten Blumen, leuchten die hellsten Sterne und wachsen die dicksten Kartoffeln.
Vor dem Bilde Marthas verschwand ihm das Bild eines anderen Mädchens, das ihn bisher manches Mal beschäftigt hatte: das Bild des Fräuleins Rita von Veldern. Wer war das?
Papa Käsberger wies mit Stolz auf den Freischütz-Theaterzettel, der eingerahmt über dem Klavier hing. Die Worte »Erste Brautjungfer ... Rita Veldern« waren mit roter Tinte unterstrichen. »Ja, es war e Bombe’erfolg, mei liewer Stehkrage,« lachte der glückselige Schornsteinfegermeister. »Ich habb’ vor lauter Uffregung gar net haamgehe könne.
Wildfremde Menschen hatten geklatscht, er hatte es deutlich gesehen – vielleicht hatte der Lebrecht Breivogel, der Lump, doch recht gehabt, und in seiner Rita steckte eine Großfürstin im Reiche der Kunst. Als der wohlwollende Beifall schon längst verstummt war, klatschte Papa Käsberger noch immer, bis ein ärgerliches Pssst!! seine Riesenhände zur Ruhe zwang.
»Er kennt Sie noch nicht,« erklärte Rita das eigentümliche Verhalten ihres Sprößlings. Und fügte lächelnd hinzu: »Auch ich kenne Sie noch nicht. Wer sind Sie eigentlich?« »Wer ich bin?« sagte Benno, als Lebrechts Mund endlich mit einem mütterlichen Konfektstück gestopft war, im Weitergehen. »Wer ich bin? In der Hauptsach’ bin ich e Buckel.
Das Bewußtsein, der heiligen Cäcilie als treuer Jünger gedient zu haben, war dem wackeren Manne Lohnes genug für die geopferte Zeit und Mühe. – Schwere Gedanken belasteten das Hirn Benno Stehkragens auf dem kurzen Heimweg von der Delikatessen-Pythia. Nicht Liebe war es, die ihn für Rita beseelte, nicht einmal Freundschaft.
Oder hatte die lieblose Enthüllung der Käsbergerschen Privatverhältnisse durch die Delikatessen-Pythia doch einen Stachel in Bennos Gemüt hinterlassen? Rita von Veldern war von der Nachtigall zur Amsel degradiert. Gewiß, auch die Amsel ist ein recht respektabler Singvogel, aber ihr schwarzes Köpfchen trägt nicht das Diadem der Poesie, mit dem die Dichter einstimmig die Nachtigall gekrönt haben.
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