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Aktualisiert: 23. Juni 2025
Und hörte nur ganz heimlich mit dem linken Ohr hin. Aber der Kopf denkt, das Herz lenkt. Benno ertappte sich dabei, daß er täglich den Theaterzettel des Opernhauses studierte, um den Namen Rita von Veldern zu entdecken. Aber er fand ihn nicht. Und das bedeutete keinen Mangel an Scharfsinn, denn selbst ein Stuart Webbs und Nick Carter würden den Namen dort nicht entdeckt haben.
Unwillkürlich hatte Benno sie gegrüßt. Rita von Veldern schaute ihm erstaunt in die Augen, und er fühlte, daß sie sich umkehrte und ihm nachsah. Daß sie ihm in die Augen sah, konnte Benno, der blutrot geworden war, nicht erschrecken, aber daß sie ihm nachblickte, war peinlich. Denn nun mußte sie den Buckel sehen.
So brachte sich Benno um jede Freundschaft mit Frauen und um das höchste Erdenglück, um Liebe, durch seinen eigensinnigen Argwohn, sein Buckel müsse jeden Menschen abstoßen. Seit Benno Stehkragen Rita mit Augen gesehen hatte, ward ihm ihr Gesang noch wertvoller. Freilich, die Illusion des goldblonden Engels war unrettbar dahin. Aber der Verlust dieser Illusion hinterließ keine brennende Wunde.
Sie konnte noch so oft betonen, daß das Junggesellenleben doch unmöglich einen Mann auf die Dauer befriedigen könne, und daß ein kluger Mann niemals eine junge Schneegans, sondern nur ein gereiftes, erfahrenes Mädchen – »Rita, wie alt bist du eigentlich?« – heiraten würde. Benno gab ihr vollständig recht, aber er zog nicht die gewünschten Konsequenzen.
Ihm fiel bald der natürliche Wohlklang der Stimme Ritas auf, er ließ es nicht an guten Ratschlägen fehlen, nahm wohl auch nach den Chorproben das eine oder andere Lied mit ihr durch, und ihm war es zu verdanken, daß Rita auch Schumannsche und Schubertsche Lieder kennen und singen lernte.
Rita gewann den Eindruck, daß er ein ungeheuer gescheiter Mensch sein müsse, von dem sie etwas profitieren könne, und so lud sie ihn ein, sie doch gelegentlich zu besuchen und ihr beim Üben mit Ratschlägen behilflich zu sein. Das war mehr als Benno erwarten konnte.
Rita richtete eine direkte Frage an Benno, er mußte seinen schönen Traum abbrechen und antwortete: »Wie haben Se soeben bemerkt, gnädiges Fräulein?« Nun entwickelte auch Benno seine musikalischen Ansichten und sprach lang und gut.
Hatte er, der bucklige Benno Stehkragen, ein Recht, über die körperlichen Vorzüge und Fehler seiner Mitmenschen zu Gericht zu sitzen? Und wäre Rita häßlich wie die Nacht gewesen, ihre Stimme war zart und lieblich und besaß die Gabe, Licht in die Seele eines unansehnlichen, harmlosen Hagestolzes zu gießen und Frühling in ein schmuckloses Junggesellenzimmerchen zu zaubern.
Ich weiß nicht, welche Altersberechnung im Feenreich üblich ist – nach irdischer Berechnung stand Rita in der Mitte der dreißiger Jahre. Ein unscheinbares, verblühtes Persönchen, das auf recht ausgiebig geratenen Füßen durchs Dasein trippelte. Das spärliche dunkle Haar war unter einem großen, abenteuerlichen Hut verborgen, der aussah wie »von Herrschaften abgelegt«.
Aber das dämpfte sein jubelndes Triumphgefühl nicht. Er vertiefte sich in den Theaterzettel und las ihn zum hundertstenmal, den köstlichen Zettel, auf dem ganz unten stand: Erste Brautjungfer ... Fräulein Rita Veldern. Das Adelsprädikat »von« hatte der Zettel rücksichtsvoll unterdrückt. Der Zwischenaktvorhang fiel, Benno erhob sich und ging nach Hause.
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