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Aktualisiert: 24. Mai 2025
Und an dieser unbegreiflichen Wahl war eben Fräulein Rita von Veldern schuld – jenes Fräulein Rita, dessen Bild Martha in Bennos Gedächtnis beinahe ausgelöscht hatte. Die Sache war so: Lange Jahre hatte Benno im Zentrum der Stadt gewohnt, nicht unweit der Industriebank, die sich damals noch im Oederweg befand.
Papa Käsberger wies mit Stolz auf den Freischütz-Theaterzettel, der eingerahmt über dem Klavier hing. Die Worte »Erste Brautjungfer ... Rita Veldern« waren mit roter Tinte unterstrichen. »Ja, es war e Bombe’erfolg, mei liewer Stehkrage,« lachte der glückselige Schornsteinfegermeister. »Ich habb’ vor lauter Uffregung gar net haamgehe könne.
Vielleicht dhun ihne de Sachsehäuser noch ebbes bumbe, die Frankforter dhun’s net mehr!« Die volle Wahrheit über Rita von Veldern, geborene Katharine Käsberger, erfuhr Benno auch hier nicht. Nur so viel hörte er aus der lieblosen Schilderung heraus, daß die Rita ein armes Geschöpf war. Und das war sie in der Tat. Ursprünglich war Katharine keineswegs zur Künstlerin bestimmt gewesen.
Benno blieb plötzlich mitten auf der Straße und mitten in seiner Träumerei stehen. Benno wußte sofort: das ist sie. Rita von Veldern trug einen karierten Rock, eine verwaschene hellblaue Bluse mit einem breiten, maschinengearbeiteten Spitzenkragen. Ihre Kleidung schien etwas vernachlässigt und geizte offenbar danach, für kostspieliger zu gelten, als es der Wahrheit entsprach.
Vor dem Bilde Marthas verschwand ihm das Bild eines anderen Mädchens, das ihn bisher manches Mal beschäftigt hatte: das Bild des Fräuleins Rita von Veldern. Wer war das?
Und hörte nur ganz heimlich mit dem linken Ohr hin. Aber der Kopf denkt, das Herz lenkt. Benno ertappte sich dabei, daß er täglich den Theaterzettel des Opernhauses studierte, um den Namen Rita von Veldern zu entdecken. Aber er fand ihn nicht. Und das bedeutete keinen Mangel an Scharfsinn, denn selbst ein Stuart Webbs und Nick Carter würden den Namen dort nicht entdeckt haben.
Unwillkürlich hatte Benno sie gegrüßt. Rita von Veldern schaute ihm erstaunt in die Augen, und er fühlte, daß sie sich umkehrte und ihm nachsah. Daß sie ihm in die Augen sah, konnte Benno, der blutrot geworden war, nicht erschrecken, aber daß sie ihm nachblickte, war peinlich. Denn nun mußte sie den Buckel sehen.
Und darunter war eine schmutzige Visitenkarte angenagelt, der die rechte obere Ecke fehlte: »Rita von Veldern, Mitglied des Frankfurter Opernhauses.« Benno nahm ehrfurchtsvoll seinen Hut ab und machte eine tiefe Verbeugung. Also Rita hieß sie. Natürlich kam es ihm so vor, als hätte er noch nie einen schöneren Namen gehört.
Aus dem einfachen Grunde, weil er nicht dort stand. Sollte die Visitenkarte an der Tür des vierten Stockwerkes gelogen haben? Benno überlegte. Er wollte der Visitenkarte nicht unrecht tun; sie hatte so vertrauenerweckend schmutzig ausgesehen. Er sagte sich: Wahrscheinlich tritt sie nicht unter ihrem Familiennamen von Veldern auf, sondern sie hat sich einen Bühnennamen zugelegt.
Aber das dämpfte sein jubelndes Triumphgefühl nicht. Er vertiefte sich in den Theaterzettel und las ihn zum hundertstenmal, den köstlichen Zettel, auf dem ganz unten stand: Erste Brautjungfer ... Fräulein Rita Veldern. Das Adelsprädikat »von« hatte der Zettel rücksichtsvoll unterdrückt. Der Zwischenaktvorhang fiel, Benno erhob sich und ging nach Hause.
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