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Aktualisiert: 29. Juni 2025
Da war unter anderen Herr Käsberger, der wieder seinen Stiftungsfestgehrock anhatte und sich vergeblich bemühte, den ungezogenen kleinen Lebrecht im Zaum zu halten. Auch Herr Breivogel war erschienen und erzählte während der Leichenreden einem ihm völlig unbekannten Bankbeamten von seinen beispiellosen künstlerischen Erfolgen. Er gedenke, demnächst auch in Frankfurt ein Konzert zu geben.
Wildfremde Menschen hatten geklatscht, er hatte es deutlich gesehen – vielleicht hatte der Lebrecht Breivogel, der Lump, doch recht gehabt, und in seiner Rita steckte eine Großfürstin im Reiche der Kunst. Als der wohlwollende Beifall schon längst verstummt war, klatschte Papa Käsberger noch immer, bis ein ärgerliches Pssst!! seine Riesenhände zur Ruhe zwang.
Wenn ein Lebrecht Breivogel für etwas garantiert, so kann es kein Besinnen mehr geben. Das Warenhaus wurde um eine Einwicklerin ärmer und der große Einwickler Breivogel um eine Schülerin reicher. Auf dem Auktionswege wurde ein Klavier erstanden, äußerlich so gut wie neu und innerlich ebenso miserabel, und Katharine Käsberger wanderte zweimal wöchentlich zu ihrem Gesangsprofessor Lebrecht.
Was man eigentlich von ihm glaube? Ritas wundervolle Stimme, ihre Zukunft als gefeierte Sängerin seien ihm Mitgift genug. Zum zweitenmal fiel die Familie Käsberger auf die Versprechungen Breivogels hinein. Denn als der lockere Breivogel merkte, daß man Miene machte, ihn beim Wort zu nehmen, entfaltete er seine Flügel und verschwand spurlos aus Frankfurt.
Es war eben ein Unglück, da war nichts zu machen. Papa Käsberger hingegen hatte im ersten Kummer geschworen, er werde dem Breivogel alle Knochen einzeln entzweischlagen. Aber die Wogen seiner Erregung glätteten sich wieder, als Lebrecht versprach, Katharine, die jetzt bereits Rita hieß, zu seiner ehelich angetrauten Gattin zu machen. Er wisse, was seine Pflicht als Ehrenmann sei!
Und Katharinchen sah sich bereits in den illustrierten Blättern abgebildet. In einem tiefdekolletierten Seidenkleid, und mit einem Faksimile ihrer verbesserten Handschrift. Lebrecht Breivogel prüfte die Stimme, und da er dringend Schülerinnen brauchte, entdeckte er ein außergewöhnliches Material. In spätestens zwei Jahren werde das Fräulein ein erstklassiges Engagement haben, dafür garantiere er.
Und als Zugabe das Baßlied von der »Krone im tiefen Rhein«, für Sopran bearbeitet. An jenem Abend befand sich unter den Zuhörern als Gast auch der ehemalige Chorist Lebrecht Breivogel, der sich seit Verlust seiner Stimme den Titel »Gesangspädagoge« zugelegt hatte.
Bald darauf fand der erste Besuch Bennos bei den Käsbergers statt, und das riesige Blumenbukett, mit dem er sich bewaffnet hatte, erweckte das helle Entzücken Katharines und der Großmama Käsberger. Herr Lebrecht Breivogel hatte sich nie in solche Unkosten gestürzt. Im Gegenteil, er war noch die Kosten für die Hebamme schuldig.
Und der Bankbeamte schiene ihm, soweit er dies nach dem Sprechen beurteilen könne, eine ausgezeichnete Stimme zu besitzen, ja, er habe in Anbetracht seiner herrlichen Bühnenfigur geradezu ein Vermögen in der Kehle, und er, Lebrecht Breivogel, sei gerne bereit, diese Stimme einmal ausnahmsweise, aber wirklich nur ganz ausnahmsweise, völlig kostenlos zu prüfen.
Als Benno bei Käsbergers schellte, öffnete ihm ein fremder Mann, der ihn vom Kopf bis zu den Füßen maß, sein Gesicht zu einem Grinsen verzog und dann mit herablassendem Schauspielerpathos sprach: »Junger Mann, wenn mich Ihr Buckel nicht täuscht, habe ich das Vergnügen mit Herrn Benno Stehkragen! Sie sehen in mir den bekannten Gesangspädagogen und Heldenbariton Breivogel, Lebrecht Breivogel.
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