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Aktualisiert: 21. Juni 2025


Ich ging zu Ebeth hinein. Sie lag mit dem Kopf nach der Wand zu, wie eine Tote. Nie ist mir ein Mensch bejammernswerter erschienen als sie in diesem Augenblick. Ich trat an das Fenster und sah in den Frühsommertag, durch den das freudlose Treiben der Großstadt flutete. Dann hörte ich, wie Ebeth sich bewegte. Ich trat zu ihr, setzte mich neben sie und ergriff ihre Hand.

Das Ende solcher Szenen war immer, daß Ebeth körperlich auf das Jammervollste ermattet war, quälende Atemnot bekam und mitunter noch stundenlang nachher von Schüttelfrösten heimgesucht wurde. Sie sah dann bleich aus wie eine Wand, und ich ängstigte mich um sie, denn ich wußte, daß ihre Gesundheit nur zart und besonders das Herz nicht in Ordnung war.

Wir waren in meinem Zimmer, Ebeth lag müde und blaß auf dem Diwan, und der Regen sickerte sanft an das Fenster, in eintöniger Melodie. Ich saß neben ihr, wir schwiegen beide. Plötzlich schlang sie die Arme um mich, zog mich an sich und drückte meinen Kopf unsinnig heftig an die Brust. Ich sagte nichts. Allmählich wurde sie ruhiger.

Die gleiche Mühe gab auch ich mir. So unterhielten wir uns recht gut, lachten sogar, und die Leute, die uns sahen, mußten meinen, daß wir ein jungverliebtes Pärchen seien. Wir traten in ein Kaffeehaus und tranken etwas. Mitunter mußte ich Ebeth ansehen, verwirrt, staunend und gewillt, mir jeden Zug ihres Wesens deutlich einzuprägen.

Dann nahm sie auf einmal meine Hand, biß mit aller Kraft hinein, daß das Blut kam, und wollte sich totlachen. Die Narbe dieser Wunde ist eine der wenigen Erinnerungen an Ebeth, die ich habe. Einige Tage später war ein Sonnentag; dennoch sieht dieser Tag grau aus in meiner Erinnerung. Sie kam des Nachmittags, Blumen in der Hand, und war wie immer.

Ich hatte die Nacht in einem frisch geschaufelten Grab gelegen. Man trug mich vorsichtig in das Leichenhäuschen hinüber, damit ich dort warte, bis ein Wagen käme. Während des Wartens sah ich durch die Fenster des Häuschens, wie man einen Sarg vom Leichenwagen lud und auf jene Stelle hinabließ, wo ich die vergangene Nacht zugebracht hatte. Ebeth

Ebeth! Wenn ich an das Jahr zurückdenke, das wir zusammen durchlebten, so ist mir, ich sähe in einen Sommergarten mit unzähligen Blüten und Düften und mit Sonne, in der die Flügel schillernder Schmetterlinge gaukeln.

Als wir das Kaffee verließen, brannten draußen die Laternen schon. »Jetzt gehe ich«, sagte sie, sah an mir vorüber und reichte mir die Hand. »Leb wohl, Ebeth«, sagte ich. Sie wollte noch irgend etwas sprechen, aber ich wandte mich und ging. Der Lärm der Menschen quoll um mich her. Der Himmel war ganz dunkel geworden. Ich schlenderte langsam durch die Straßen, dösig und beklommen.

»Frage nicht«, sagte sie, »bist Du mir böse?« »Nein«, sagte ich, »Du darfst doch tun, was Du willstWir waren wieder still. Die Zeit rann, als habe sie bleierne Gewichte an den Füßen. Endlich sagte Ebeth: »Ich werde Dir öfter schreiben,

Sie rankte sich an mir auf wie eine Rebe und wühlte in meinem Haar. Als sie sich beruhigt hatte, sagte ich ihr wieder, wie lieb, aber wie unvernünftig sie sei. Meine Rede wurde sehr inständig, und als ich am Schlusse sicher glaubte, diesmal Eindruck auf sie gemacht zu haben, sprach sie kein Wort, sondern nahm nur meinen Kopf in beide Hände und lachte. So war Ebeth.

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