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Es kam übrigens seit Marthas Versetzung in das Couponbureau nur noch selten zu Zusammenstößen zwischen Benno Stehkragen und Wittmann. Wittmann wollte sich vor Martha keine Blöße geben. Und Benno fühlte instinktiv, wer an dieser Veränderung die Schuld trug, und war Martha dankbar dafür.

Ich will nichtHermann sah ihn befremdet an. »Hmmeinte er nach einer Weile. »Hm! Sie scheinen mir doch andere Gründe zu haben, als Sie angeben, aber das ist Ihre Sache! Im übrigen scheint es mir jetzt beinahe selbst, als wären Sie viel zu nervös für so einen Posten! Sie können gehenZitternd vor Erregung kam Benno im Couponbureau an.

Oben in ihrem Zimmer aber lag Martha auf der Chaiselongue, drehte die Daumen und überlegte, überlegte ... Seit diesem Abend wurde sie nicht mehr auf der Bank gesehen. Niemand wußte, wohin sie gekommen war. Bis eines Vormittags ein Beamter aus der Korrespondenz lachend in das Couponbureau gestürzt kam und jubelte: »Neues von Fräulein Böhle! Das Neueste vom Direktions-Kriegsschauplatz!

Vor ihr auf der Brüstung lagen ihre Glacéhandschuhe, und Benno phantasierte: Wenn ihr jetzt ein Handschuh hinunterfielewie im Schillermitten zwischen die Salonlöwen und die Parkettigerinnenund sie tät’ zu mir heraufrufen: »Herr Delorges Stehkragenei, so hebt mir den Handschuh auf!« – ich tät’ herunterrufen: »Edles Fräulein Kunigunde Hochbergtät’ ich rufen, »wie kommen Se merr vor? – Heut abend bin ich nicht der Stehkragen vom zweiten Pult im Couponbureau der Industriebank, der vor jeder Kundin seinen Knicks machen mußheut abend bin ich der Kunstgenießer und Kunstmäzen Ritter Bennound ich sitz’ so stolz auf meinem numerierten Galerieplatz wie der König auf seinem unnumerierten Thronund von mir aus kann auch noch Ihr zweiter Handschuh hinunterfallenund Ihre Brillantenausstellungund Sie selbst dazuich seh’ gar nicht einmal hin nach Ihnendenn ich schwärm’ für ein junges Mädchendas mir gegenüberwohnt am Kontorpultund goldene Haare hatund ...«

Und sah er bei der Fütterung der Tiere zu, so lächelte er: Eben kriegen se ihren Gehalt! Und er sann weiter: Das Couponbureau ist mein Käfig. Und der Wittmann is mein Wärter. Wenn ich nur emal das Schildchen an dem Käfig gucken könnt’, wie ich auf lateinisch heiß’, und ob ich eigentlich ’n Löwe bin oder ’n Aff’? Klein, klein war Bennos Käfig.

Wir brauchen daher einen neuen Bureauchef. Dabei dachten wir in erster Linie an Sie. Nicht wahr, Kollege BirronBirron murmelte zerstreut: »Es wird schon recht sein, lieber Herr Kollege! Ganz wie Sie meinen!« »Sie sind nicht nur der älteste Beamte im Couponbureau, mein lieber Stehkragen, sondern wir haben zu Ihnen auch besonderes Vertrauen.

Und weiter dachte er sich: Weshalb schimpft er eigentlich so? Nun ja, er is die Primadonna von dem Couponbureau. Er muß seine Stimm’ üben. Und immer schreit er dasselbe. Er hat’n Grammophon verschluckt. Hinauswerfen? Mich? Schön!

Selbst Marthas Bild schien ihm in diesen Tagen in weite Ferne gerückt. Er bekam sie nur noch selten zu sehen, denn Martha war nach dem Zusammenprall mit Wittmann aus dem Couponbureau versetzt worden. Sie hatte dem Direktor Hermann die Affäre erzählt, und Hermann hatte kurz entschlossen angeordnet: »Von morgen ab sind Sie als meine Privatsekretärin in der Direktion beschäftigt!

Ich will ein weniges aus dem Leben Benno Stehkragens erzählen, des kleinen Buchhalters, der über zwanzig Jahre tagsüber den Drehstuhl hinter dem zweiten Pult im Couponbureau der Industriebank zu Frankfurt am Main, Bahnhofsplatz drei, drückte. Es war ein ziemlich hoch geschraubter Drehstuhl, denn der ganze Benno Stehkragen maß kaum einen Meter zwölf, und wenn er auf seinem Platze thronte, so baumelten zwischen dem Pult zwei krumme Beinchen und bildeten eine Null. Über dem Pult schaute ein schwarzhaariges Wuschelköpfchen hervor, das dicht zwischen den Schultern saß, das aber ebenso flink drehbar war wie der Stuhl. Eine große Brille vorsintflutlichen Formats saß auf Bennos etwas aufgestülpter Nase, und die Brillenschienen endigten hinter großen, abstehenden Ohren, die die Fähigkeit besaßen zu wackeln, ohne daß die Stirne Falten zog. Durch die Brillengläser aber zwinkerten zwei braune, kluge

Dabei streifte sein Blick mit leisem Lächeln die Glatze des Direktors Birron, der in das Kursblatt vertieft dasaß und überhaupt keine Notiz davon genommen hatte, daß jemand in das Zimmer getreten war. Als Martha immer noch nichts entgegnete, nahm er unvermittelt wieder seinen schneidenden Geschäftston an: »Sie werden von heute mittag ab im Couponbureau arbeiten! Melden Sie sich bei Herrn Wittmann!