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Aktualisiert: 2. Juni 2025
Borsati, Hadwiger und Cajetan brachen nach ihrer bäuerlichen Behausung auf. Draußen im Freien jubelten sie, – der Mond leuchtete durch zerrissene Wolkenflöre. Freilich war die Luft feucht und der Boden schwammweich, doch strahlte wieder einmal ein Gestirn am Himmelsgewölbe, und traumhaft funkelte der Neuschnee von den Häuptern der Berge.
»Kein übler Narr«, sagte Borsati, »und kein unwahrscheinlicher. Ich kannte einen Baron Rümling, einen achtzigjährigen Greis, aus herabgekommenem Geschlecht, der in den dürftigsten Verhältnissen lebte.
Borsati saß ganz in sich geduckt auf seinem Stuhl. Die Teilnahme auf seiner Miene hatte etwas Rührendes, weil kindlich Befangenes; er gehörte zu jenen Naturen, denen das Mitleid für eine ihnen teure Person unbehaglich, fast demütigend ist, und die daher dieses Mitleid auf irgend eine Weise in Trotz, in Zorn, in Empörung gegen die Welt umsetzen.
Er war merklich blaß geworden, während er dies sagte, und Franziska, auf beide Ellbogen gestützt, beugte sich weit vornüber, wie um ihn näher zu betrachten, oder wie um ihn zu suchen, und in ihren Lippen, die geschlossen blieben, war eine seltsam zärtliche Regung, in ihren Augen eine schmerzliche Trauer. Borsati, der sie am besten kannte, glaubte zu ahnen, was in ihr vorging.
Inzwischen löste sich der Bund Franziskas mit Borsati ohne Lärm noch Katastrophe, etwa wie ein schöner Spaziergang endet, und obwohl sie nach der Rückkunft der andern Freunde gern und oft an den regelmäßigen Zusammenkünften teilnahm, führte sie ihr Leben fern von ihnen.
»Als echte Frau müßte sie den Spruch abgeben: wer mich am besten liebt, soll den Spiegel behalten«, entgegnete Borsati. »Also ein weiblicher König Lear«, sagte Franziska sanft. »Dabei kommt die Cordelia am schlechtesten weg. Wenn ihr euch in den Haaren liegt, meine lieben Freunde, so muß ich wirklich glauben, daß mein Geschenk eine Torheit war.
Auch du hast unter der Dummheit leiden müssen, auch aus dir hat sie einen Märtyrer gemacht. Deine roten Höschen und dein blauer Frack sehen närrischer aus als du selber warst; du warst ein Sokrates unter den Affen, und wer weiß, was für erhabene Regungen deine Schimpansen-Seele beherbergt hat.« Borsati und Cajetan lächelten, Hadwiger schüttelte verwundert den Kopf.
Und der Inka wurde hingerichtet.« »Wäre nicht das schöne Vergessen«, meinte Franziska, »wäre uns immer gegenwärtig, was vor uns geschehen ist und was jetzt geschieht, jetzt, während wir sprechen, niemand könnte vor Gram und Herzeleid alt werden«. »Immerhin war Pizarro der Sendling seines Monarchen«, nahm Borsati das Wort, »und dadurch wurde seine Tat für die Nachwelt sakrifiziert.
»Ja, was ist dann das, was man Charakter nennt?« fragte Franziska kopfschüttelnd. »Die Tugend der Ungeprüften«, versetzte Hadwiger schroff. »Nun, so in Bausch und Bogen möcht ich diesen Ausspruch doch nicht gelten lassen«, fiel Borsati vermittelnd ein. »Es gibt –« »Was? Eine Tugend? Gibt es eine Tugend, wenn man hungert? In den großen Städten nicht. In den Romanen vielleicht.
Leb wohl«. Ich brauche nicht die Raserei der Frau zu schildern, als sie an der Leiche ihres Sohnes stand. Hier endet die Pflicht des Erzählers.« »Menschen wie dieser Robert haben etwas Schattenhaftes«, sagte Borsati sinnend, »die Konflikte, in denen sie sich bewegen, sind wie aus der Geistersphäre. Solche tragische Verdünnung des Handelns und Aufnehmens ist nur in unserer Zeit möglich.
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