United States or Pakistan ? Vote for the TOP Country of the Week !


Sie gewahrte nur etwas Graues oben und weiter unten ein Fenster, aus welchem ein knochiges Gesicht lugte. Eine Sekunde zermalmender Hoffnungslosigkeit; sie schlich, nein, flüchtete zu Nadinskys Lager. Sein rechter Arm hing schlaff herab, Schweiß perlte auf seiner Stirn. Sein Anblick war ihr erschreckend fremdartig; schmerzlicher Haß loderte in ihrer Brust.

Mit Joseph verkehrte dieser Mann in der ausgesucht eigentümlichsten Art und Weise. Er verstand es, plötzlich, als hätte ihn die dunkle Erde selber ausgespien, vor dem Bureau, Licht und Luft gleichsam weghauchend, zu erscheinen. Dann blieb er eine gute, volle Minute stehen, nicht, um etwas zu tun oder vorzubereiten, sondern zu seiner, wie es schien, persönlichen Lust und Freude. Dann öffnete er die Türe, trat aber noch nicht ein, würde ihm noch lange nicht eingefallen sein, sondern blieb stehen, anscheinend, um zu prüfen, welchen Eindruck sein unheimliches Benehmen machte. Seine kalten Augen fest auf den unangenehm berührten Gehülfen gerichtet, kam er jetzt in das Bureau hinein, um vorläufig abermals eine Pause zu machen. Nie sagte er guten Tag oder guten Abend. Für ihn schien die Tagesstunde gar nicht zu existieren, ja nicht einmal die Gottesluft, denn dieser Mann schaute in die Welt hinaus, als ob er nicht nötig hätte, zu atmen. Sein knochiges Gesicht fest ineinanderklemmend nahm er jetzt ein oder zwei Formulare aus einer schwarzledernen Tragtasche, hob sie absurd hoch in die Luft und ließ sie auf den Schreibtisch des Gehülfen fallen, schweigend, spitz und hackig, wie Krallen eines Raubvogels hacken. Dies abgetan schien er sich an dem Bewußtsein zu weiden, das ihm sagen mochte, seine Erscheinung sei eine trostlose und herzbeklemmende gewesen, denn er dachte in keinerlei Weise daran, sich zu entfernen, sondern probierte minutenlang, ob es ihm gelinge, die Brieftasche wieder in seine Rocktasche zu befördern. Dann sagte er beinahe adieu und ging. Dieses Adieu des Mannes war viel frostiger, als wenn er gar nichts gesagt hätte, es klang geistesabwesend und zugleich bewußt kurz und hart. Der Mann schien dann gehen zu wollen, nein, jetzt tat er jedesmal erst das Schreckliche, er maß mit seinen Augen die Umgebung, das Haus und den Garten. Dann ging die andere Türe auf, Frau Tobler erschien aufgeregt im Bureau, mit großen Augen und mit den angstvollen Worten: »Jetzt steht er wieder im Garten! Sehen Sie, sehen Sie

Diese und ähnliche Dinge konstatierte er mit einer gewissen schauerlichen Genugtuung. Was er aber nicht beobachtete und nicht feststellte, was ihm unbewußt blieb und sich darum beständig verschlimmerte, war der sonderbare Mangel an Taktgefühl, der ihm mit den Jahren immer mehr zu eigen geworden war. Es war schlimm, daß er im Familienkreise Anekdoten erzählte, so geartet, daß er sie höchstens im Klub hätte vorbringen dürfen. Aber es gab auch direkte Anzeichen dafür, daß sein Sinn für körperliche Schamhaftigkeit im Erlahmen begriffen war. In der Absicht, seiner Schwägerin Gerda, mit der er auf freundschaftlichem Fuße stand, zu zeigen, wie durabel gearbeitet seine englischen Socken seien, und wie mager er übrigens geworden sei, gewann er es über sich, vor ihren Augen sein weites, kariertes Beinkleid bis hoch über das Knie zurückzuziehen ... »Da sieh, wie mager ich werde ... Ist es nicht auffällig und sonderbarsagte er bekümmert, indem er mit krauser Nase auf sein knochiges und stark nach außen gekrümmtes Bein in der weißwollenen Unterhose zeigte, unter der sich das hagere Knie trübselig abzeichnete

Dann jedoch, nach einer Pause, während welcher in Betrachtung des Theaters sein knochiges und verfallenes Gesicht sich aufhellte, ließ er plötzlich eine Figur sich auf der Bühne vorwärts bewegen und sang mit hohl krächzender und tremolierender Stimme: »Ha, welch gräßliches Verbrechenworauf er den Sessel des Harmoniums vor das Theater schob, sich setzte und eine Oper aufzuführen begann, indem er, singend und gestikulierend, abwechselnd die Bewegungen des Kapellmeisters und der agierenden Personen vollführte.

Wie bleich sie noch ist! Und wie fremdartig schön in ihrer Blässe, mit ihrem schweren, dunkelroten Haar und ihren rätselhaften Augen, die mit einer gewissen verschleierten Moquerie auf dem Prediger ruhen. Es ist Herr Andreas Pringsheim, pastor marianus, der nach des alten Kölling plötzlichem Tode in jungen Jahren schon zum Hauptpastor aufgerückt ist. Er hält die Hände inbrünstig, dicht unter dem erhobenen Kinn gefaltet. Er hat blondes, kurzgelocktes Haar und ein knochiges, glattrasiertes Gesicht, dessen Mimik zwischen fanatischem Ernst und heller Verklärung wechselt und ein wenig theatralisch erscheint. Er stammt aus Franken, woselbst er während einiger Jahre inmitten von lauter Katholiken eine kleine lutherische Gemeinde gehütet hat, und sein Dialekt ist unter dem Streben nach reiner und pathetischer Aussprache zu einer völlig eigenartigen Redeweise, mit langen und dunklen oder jäh akzentuierten Vokalen und einem an den Zähnen rollenden r geworden