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Bei wichtigen Fragen und Aufgabenund seinem Feuereifer schien fast alles wichtigholte er sich alle Darstellungen und Behandlungen herbei, die ihm Neues bieten konnten, und durchackerte sie; aber nie beruhigte er sich bei den Büchern; er zwang sich, die Ideen eines Bacon, eines Comenius, eines Pestalozzi und Herbart, die Abhandlungen eines Schiller und Lessing, die Darstellungen eines Ranke und Mommsen unabhängig vom Buch, in eigener Form zu rekonstruieren, ihre Zusammenhänge, da, wo sie ihm fehlten, selbst zu finden; er hielt sich gleichsam selbst Vorträge; ja, er diskutierte im Schlafzimmer laut mit sich selbst und stellte Grund und Gegengrund sozusagen im kontradiktorischen Verfahren einander gegenüber, so daß Frau Rebekka, die für den Frieden eines Studierzimmers nicht allzuviel Verständnis hatte, zuweilen lächelnd hereinkam und rief: »Junge, du priesterst ja wieder ordentlichEr hatte nun einmal dies leidenschaftliche Bedürfnis nach Klarheit; es war, als ob eine Stimme in ihm rief: Nichts Dunkles hinter dir zurücklassen, sonst verwirrt sich alles Künftige, und er hatte den heiligen Glauben, daß, wer sich bei keinem unklaren Gedanken beruhige, endlich auch die letzten Rätsel lösen müsse.

"Ich will meinen Vater holen!" sagte das junge Mädchen. Petra folgte ihr mit den Augen, bis sie hinter der Tür des Studierzimmers verschwunden war. Aber sobald sie wieder allein war, überfiel sie eine Angst vor dem, was sie getan hatte; und als sie in der Tür das erstaunte Gesicht des Propstes sah, zitterte sie.

Er wußte wohl, daß er sich gefreut hatte an dem Kaleidoskop seiner Phantasien; aber er konnte diese Freude nicht zurückrufen. Warum war das nicht so mit andern Freuden, mit den Freuden der Kindheitsspiele, des Studierzimmers, der Kunst, der Wanderung in Feld und Flur?

Er trat hinaus, um sie wieder zuzumachen, und blickte dabei zufällig zur Seite: von der Veranda gegen den Nordwind geschützt, auf Ragnis Bank unter den Fenstern seines Studierzimmers saß Josefine, ihr Tuch über den Knien. Sie sah ihn und kroch in sich zusammen wie ein flügellahmer Vogel, der sich nicht vom Fleck rühren kann und doch Angst hat, man könne ihn sehen.

Eines Nachmittags, lange Zeit nachher, als sie auf ihrem Bett lag und nachsann, wie ihr Bruder Ragnis Tod ertragen würde, sah sie ihn plötzlich. Sie dachte sich erst nichts dabei; aber das Bild wurde seltsam deutlich. Sie sah ihn, so lang er war auf dem Sofa seines Studierzimmers liegen, sie sah den ganzen Raum, die Gardinen, die Bücherregale, die Bücher, den Schreibtisch, die zwei Tische, einen großen Lehnsessel, verschiedene aufgeschlagene Bücher, beschriebene Papiere bogenweise nebeneinander, ... alles sah sie, jedes Blatt, jeden Buchstaben, und ihn selber, in einem braunen Anzug, den sie nicht kannte. Und dabei war sie nie in dem Studierzimmer gewesen, seit es möbliert war, und hatte die Möbel nie gesehen, auch nicht die Gardinen, die Teppiche; aber sie zweifelte keinen Augenblick, daß es genau so war, wie sie es sah. Zu jeder andern Zeit würde das einen seltsamen Eindruck auf sie gemacht haben; aber jetzt wurde alles verdrängt durch sein Aussehen. Er war so ganz verzehrt von Kummer! Je genauer sie ihn ansah, desto schlimmer wurde es. In einer solchen Verzweiflung sah sie ihn, daß es sie packte, wie nichts in ihrem Leben, nicht einmal des Vaters Tod sie gepackt hatte. Sie sah, wie er sich herumwarf und laut aufweinte, sah, wie er die Hände zusammengekrampft vors Gesicht hielt, sah zuletzt bloß noch ihn, den Jammer dieser Augen unter der Brille und den buschigen Brauen, und eine große

Dann die gotischen Fenster des Studierzimmers, Auerbachs Keller, die wundervollen Sylphiden, die von fernen Gestirnen und Hügeln flüstern, von Margarethe, bis ihre Melodie in den berühmten Tanz sich sanft variiert.

Das Hauptübel, mein lieber Bruder, liegt in dem Misverhältnisse Deines =Alters= zu Deiner =Lage=; ich habe das alles vorhergesehen, und größtentheils es Dir vorhergesagt. Du mustest diesen Uebeln Dich freiwillig unterwerfen. Dazu kommt Deine bis jetzt gewohnte Lebens Art. Es ist kein geringes aus dem beständigen Leben in einer Familie, aus fortdauernder Gesellschaft, sich in die Einsamkeit eines Studierzimmers, und ohne Welt- und Menschenkenntniß, ein Jüngling an Jahren, und ein Kind an Einsicht sich unter fremde Leute eines ganz andern Standes wagen. Die unangenehmste Nachricht in Deinem Briefe war mir dein Hang zur Hypochondrie. Ich weiß aber besser, daß es nicht dies, sondern Sehnsucht nach Deiner vorigen Art zu seyn, Sehnsucht nach Hause, u.

Er verachtete Rindfleisch. Er verachtete die blaue Stube, die Enge dieser Geister, die demütigen Seelen, die pietistischen Überspanntheiten und die sittliche Verstocktheit. Auch bei Unrat zu Hause sah es eher dürftig aus; dafür aber hatte er in seinem Kopf die Möglichkeit, sich mit mehreren alten Geistesfürsten, wenn sie zurückgekehrt wären, in ihrer Sprache über die Grammatik in ihren Werken zu unterhalten. Er war arm, unerkannt; man wußte nicht, welche wichtige Arbeit er seit zwanzig Jahren förderte. Er ging unansehnlich, sogar verlacht unter diesem Volk umher; aber er gehörte, seinem Bewußtsein nach, zu den Herrschenden. Kein Bankier und kein Monarch war an der Macht stärker beteiligt, an der Erhaltung des Bestehenden mehr interessiert als Unrat. Er ereiferte sich für alle Autoritäten, wütete in der Heimlichkeit seines Studierzimmers gegen die Arbeiter die, wenn sie ihre Ziele erreicht hätten, wahrscheinlich bewirkt haben würden, daß auch Unrat etwas reichlicher entlohnt wäre. Junge Hilfslehrer, noch schüchterner als er, bei denen er sich mit der Sprache herauswagte, warnte er düster vor der unseligen Sucht des modernen Geistes, an den Grundlagen zu rütteln. Er wollte sie stark: eine einflußreiche Kirche, einen handfesten Säbel, strikten Gehorsam und starre Sitten. Dabei war er durchaus ungläubig und vor sich selbst des weitesten Freisinns fähig. Aber als Tyrann wußte er, wie man sich Sklaven erhält; wie der Pöbel, der Feind, die fünfzigtausend aufsässigen Schüler, die ihn bedrängten, zu bändigen waren. Lohmann schien in Beziehungen zu stehn zur Künstlerin Fröhlich; Unrat errötete darüber, weil er nicht anders konnte. Aber zum Verbrecher ward der Schüler Lohmann erst dadurch, daß er sich bei verbotenen Freuden der harten Zucht des Lehrers entzog. Nicht sittliche Einfalt zwang Unrat zum Zorn