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Aktualisiert: 24. Juni 2025
Immer die Hand fest in der Tasche und die Börse darin haltend, ging Regine den Weg nach dem Pfarrhaus, bis sie plötzlich aus ihren Gedanken geschreckt wurde durch den Ruf: »Na, wohin läufst denn du und siehst einen nicht, wenn man dicht neben dir ist?« Sie blickte auf. Ihr Bruder Thomas schlenderte die Straße herab.
Unter der Haustüre stand die Hausfrau mit einer Nachbarin und Regine hörte sie sagen: »Pelzwerk hat sie gestohlen und beim Trödler verkauft.« Nun schwiegen die Frauen; sie sahen die zwei Geschwister kommen und hörten den Kleinen rufen: »Ich will aber auf die Mutter warten!« »Hansel, da kannst du lang warten,« sagte die Hausfrau und sah das kleine Bübchen mitleidig an.
Glasröhrchen, umwickelt mit blonder und brauner Mohärwolle, die wie Haar aussah, lagen da nebeneinander auf dem Blech und waren im Ofen getrocknet worden. Mit geschickten Fingern streifte Regine die aufgewickelte Wolle vom Glasröhrchen ab, und nun war es eine festgerollte schöne Locke, fertig zum Aufkleben auf den Puppenkopf.
Das wird ein trauriges Wiedersehen geben, Regine, wenn die Mutter deinen kleinen Bruder nicht mehr findet. Du mußt sie dann recht lieb haben, trotz dem was sie getan hat. Die Mutter lieben, aber die Unehrlichkeit hassen, so halte du es, Regine.
»Zeig doch her, was ist’s für ein Sprichwort?« rief Thomas, griff nach dem Blatt und las laut: »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!« Er behielt das Papier in der Hand und starrte darauf; während Regine wieder in ihren Katechismus sah und ganz erstaunt aufblickte, als nach einiger Zeit ihr Bruder rief: »Wer hat dir denn die Bosheit angetan? Gewiß wieder die Emilie Forbes!
»Wo gehst du hin,« fragte er noch einmal, »und was hältst du in der Tasche?« Regine erschrak, denn im Augenblick wußte sie: gegen den Bruder konnte sie nicht aufkommen; nie, er war immer der Stärkere, immer der Klügere. Wohl zog sie die Hand leer aus der Tasche; aber er hatte doch schon bemerkt, daß sie einen Schatz darin hatte. Ach, sie hätte diesen so gerne vor ihm verborgen!
Marie hilft nicht gerne dazu.« »Wir machen’s schon ohne sie,« meinte die Mutter und stand rasch auf, wie wenn sie gleich an die Arbeit gehen wollte. »Gut, daß du wieder da bist, Mutter!« sagte Regine.
Sie fragte wohl, woher und wieso, allein die Sache blieb ihr doch rätselhaft; denn Regine war verlegen, gab nicht viel Antwort, sondern schlüpfte baldmöglichst wieder zur Türe hinaus. Erst mittags konnte der Pfarrer erklären, was es für eine Bewandtnis mit dem Gelde hatte. »Vielleicht hat aber das Mädchen doch etwas genommen,« meinte seine Frau.
Daheim hatte sie nichts erzählt von dem Erlebten; aber am nächsten Sonntag sollte es doch zur Sprache kommen. Denn als sie zusammen zu Mittag gegessen hatten, redete Thomas plötzlich seine Schwester Marie an: »Wenn die Mutter nicht da ist, dann mußt du eben sorgen, daß die Regine zur Konfirmation ihre Kleider bekommt.« Marie sah ihn erstaunt an und lachte. »Seit wann sorgst du für Regine?«
Der Vater war um diese Nachmittagsstunde meist nicht zu Hause, sondern irgendwo als Wegmacher an der Arbeit; auch die zwei größeren Geschwister pflegten um diese Zeit nicht daheim zu sein. Deshalb wunderte sich Regine, ihren Vater, die älteste Schwester Marie und ihren Bruder Thomas zu treffen, hingegen von der Mutter und dem jüngsten Brüderchen nichts zu sehen.
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