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Aktualisiert: 26. Juni 2025
Im Tale geisteten schon die frühen Abendnebel um den Fluß und das junge Erlengebüsch an den Ufern, die Häuser und Türme auf dem Berge aber waren von der sinkenden Sonne in rote Glut getaucht, und Maidi sang: »Du bist Orplid, mein Land, das ferne leuchtet.« Aber ob sie in Wahrheit eine unsichtbare Ferne suchte und wo diese lag, wußte ich nicht, und nun kann ich sie auch nicht mehr fragen.
Sie schrieb aber nur, ich möchte sie diese Woche nicht besuchen, da sie nicht ganz wohl und etwas überanstrengt sei und dabei eine besonders vollbesetzte Woche in der Schule habe, und fügte dann hinzu: »Ich freue mich, bis wir wieder einmal miteinander wandern, in den Frühling hinein. Es ist mir, als liege noch der ganze Winter auf mir. Maidi.«
Wir kamen aber beide noch nicht so schnell von der Geschichte weg und hielten uns besonders damit auf, uns das Unglück des Blindgeborenseins so recht innig vorzustellen, um dann desto wonnevoller unsere hellen Augen in der lichten Welt herumzuschicken, deren Höhen und Weiten vor uns ausgebreitet lagen. »Ich will es einmal versuchen,« sagte Maidi träumerisch, »mir vorzustellen, ich sei blind.
Das brachte ich ein wenig störrisch heraus, denn es war mir in der Tat nicht freudig zumute, aber Maidi fing über die letztere Begründung so hell und sonnig an zu lachen, daß ich wider Willen, wenn auch etwas knurrig, mitlachte, und in diesem Augenblick kam der Zug, der an der kleinen Station ganz kurz anhielt, so daß Maidi noch lachend einstieg, so wenig es ihr vor ein paar Minuten drum gewesen war.
Aber das wußte ich jetzt selber nicht. »Mama, Mama!« rief Maidi und flog auf eine Frau zu, die den gelben Sandweg des Gartens herunterkam. Sie trug ein langes, dünnes, weißes Kleid und hatte einen sonnigen Schein um den Kopf aus lauter krausen, blonden Haaren, und trug auf den Armen ein kleines Kindlein. »Mama, es ist noch viel schöner bei ihm.
Seither hatte er sie auch in ihrer Heimat aufgesucht, wie ich erfuhr, und setzte nun, da sie beide wieder in derselben Stadt lebten, den Verkehr mit ihr fort in einem Ton, der mir von Maidi und mir her geläufig war, halb kameradschaftlich, aber mit einem kleinen Anklang von Zärtlichkeit, wenigstens von seiner Seite.
Er ist ihr Bub, und du bist mein Maidi.« Da tat sich hinter mir die Pforte wieder zu. Auf der Schwelle sah ich noch einmal den Weg hinunter und sah die schöne Frau mit dem Kindlein im Grünen stehen, und sah Maidi wie einen Schmetterling auf sie zufliegen und hörte ihren lachenden Ruf: »Mama, ich habe gesagt, wir kommen dann einmal alle. Wenn der Bubi laufen kann, dann.«
Nicht gegen ihn, sondern gegen mich selbst hatte ich Maidi verleugnet, und als ich unter den dunklen Bäumen hinging, klopfte mir das Herz hart und stark, als ob ich mich schon entschieden hätte ohne alles Nachdenken, dem Schicksal oder dem, was sich dazu aufwarf, zu folgen, und als ob ich nun nicht mehr zurück könnte, obgleich mich eine zärtliche und lebensvolle Stimme riefe.
Dann ging ich wohl noch aus und kehrte bald wieder zurück und kam mir wie auf einem fremden Stern vor. Denn so wenig ich es schwer nahm, einmal rücksichtslos und gleichgültig gegen die zu sein, die mich liebten, und die auch ich zu lieben meinte, so wenig ertrug ich es, wenn es mir von andern widerfuhr. Am Sonntag hoffte ich, zu Maidi zu gehen und ihr alles zu sagen.
Sie ließ uns ins Haus und ins Wohnzimmer eintreten, und bei dem Geräusch unserer Schritte und Stimmen kam Maidi aus dem anstoßenden Schlafzimmer, um zu sehen, was es gebe.
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