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Aktualisiert: 26. Juni 2025
Meistens war ja auch Olbrich dabei, und wir waren ein feines Kleeblatt, das man am besten noch lange so ließe. Aber der war von irgend etwas verscheucht und verstört, und ich hatte Maidi gekränkt und beiden mißtraut; da überfiel es mich von neuem, daß ich mich hätte ohrfeigen können und daß ich mich gern hätte trösten lassen, beides in einem.
Die Bügelmädchen sahen mit Staunen zu und Luise auch, daß wir so ins Reden miteinander kamen, aber ich machte mir gar nichts daraus, sondern als Maidi gehen wollte, fragte ich ganz kecklich, ob ich ein Stückchen mit ihr gehen dürfe, ich müsse sowieso noch einmal in die Stadt. Sie sagte auch freundlich: ja, das dürfe ich gerne, und wir wollen dann über den Marktplatz gehen, weil Messe sei.
Maidi stieg so leicht und schlank und lieblich daher, und wir plauderten, als ob vieles nachzuholen sei, aber es war mir immer darunter hinein unbegreiflich, daß es ihr nicht zu wenig sei, mit mir zu gehen, und ich hielt mich so aufrecht wie möglich. Inzwischen kamen wir auf den Marktplatz, wo sich eine bunte Menge von Menschen hin und her schob, unter die wir uns fröhlich mischten.
Denn als ich am Abend in die Halle trat, ging Maidi mit mir zu der schmalen Hintertür herein, die für die Sänger bestimmt war. Sie sah mich freimütig erkennend an und sagte: »So sind Sie es also doch gewesen. Ich habe Sie in der Probe gesehen und von weitem gegrüßt, aber Sie waren so fremd und finster, daß ich dachte, ich hätte mich geirrt, oder Sie wollten mich nicht mehr kennen.
Sie wollten unruhig flattern wie die Schwalben, denen die Reisesehnsucht keine Ruhe mehr ließ; sie wollten fragen, wie es nun dort sei? Ob Maidi traurig sei oder ob sie mich verachte? Ob sie gehört hatte, daß ich verlobt sei und daß das Land der unbegrenzten Möglichkeiten nun erst ganz und auf immer hinter mir liege? Wenn sie es wußte, dann wußte sie auch, warum ich ihr nicht geschrieben hatte.
»Ja, ich weiß,« sagte Maidi, »er hat es mir mitgeteilt. Sie müssen aber heute den schönen Wald auch von mir grüßen, denn ich kann leider auch nicht ausfliegen. Ich hatte mich schon so gefreut, aber es ist nichts. Die Frau Pfarrer ist unterwegs aufgehalten worden und kommt erst morgen zurück. Und das Kind ist immer noch nicht wohl; es hat eine schlechte Nacht gehabt, und ich bin nicht ruhig, wenn ich gehe.« Sie sah mich dabei lieb und klar an, aber sie war blaß und hatte dunkle Ringe unter den Augen, die freilich vom ungewohnten Schlafbrechen kommen konnten, die mich aber plötzlich an Olbrichs gleichfalls schlechtes Aussehen mahnten und einen Zusammenhang damit zu haben schienen. Wenigstens schoß mir in der großen Enttäuschung, die mir Maidis Absage schuf, und dem
Ich rührte sie an der Schulter und sagte: »So gib doch Antwort,« worauf sie den Kopf hob und, mich mit großen Augen schmerzlich ansehend, tonlos sagte: »Es hilft nichts mehr. Maidi ist nicht mehr am Leben. Sie ist vor einer Stunde begraben worden, hier in ihrem Familiengrab!«
Ich wollte mich wehren, da ich soeben von weitem Maidi gehen sah mit geschlossenen Augen und schlicht herabhängendem Haar, und ich sie zu errufen hoffte; aber knöcherne Finger drückten mir die Gurgel zu, so daß mir die Luft ausgehen wollte, und ich sah ein Gesicht über mir, das mich aus starren Augen schrecklich anblickte, und hörte von weitem Eleonore sagen: »Die Tischkarten müssen zuerst geschrieben sein,« was mir klang wie ein Todesurteil.
Da überkam es mich wie eine heimliche Besitzerfreude, daß ich für Maidi bezahlt hatte und sie in diesem Augenblick zu mir gehörte, und es flog mir durch den Sinn, daß ich ungeheuer arbeiten wolle die nächsten Jahre, weil ich es bald zu etwas Rechtem bringen müsse.
Ging ich, so fand mich Maidi im Herbst nicht mehr, wenn sie zurückkam; blieb ich aber, so ließ ich die erwünschte Gelegenheit zum schnellen Vorwärtskommen hinaus, und um nicht das eine oder andere erwählen zu müssen, flüchtete ich mich immer wieder in meine leichten Wonnen und Schmerzen hinein, da ich ja morgen oder übermorgen immer noch tun konnte, was ich wollte.
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