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Aktualisiert: 9. Juni 2025


Da hörte ich draußen vom Tore her ein Glöckchen bimmeln; ich kannte es ganz genau, aber es läutete mir weither aus meiner Kinderzeit. "Lisei!" sagte ich leise. "Ja, Paul, ich hör es wohl." Und bald standen wir beide draußen vor der Haustür. Siehe, da kam es die Straße herab, das Wägelchen mit den beiden hohen Kisten, wie ich daheim es mir so oft gewünscht hatte.

Dann hielten wir die Hochzeit; ganz in der Stille; denn Blutsfreunde hatten wir weiter nicht am Ort; nur der Hafenmeister, mein alter Schulkamerad, war als Trauzeuge mit zugegen. Lisei war, wie ihre Eltern, katholisch; daß aber das ein Hindernis für unsere Ehe sein könne; ist uns niemals eingefallen.

Lisei wollte das zwar noch immer nicht begreifen; sie meinte, das sei ja härter als alle Strafe, die später doch gewiß den wirklichen Spitzbuben noch ereilen würde; aber, fügte sie gleich hinzu, sie wolle ihm auch so harte Strafe nit wünschen, wenn nur die Unschuld von ihrem guten Vaterl an den Tag komme; ach, der werd's gewiß nit überleben!

Als man den Sarg hinabgelassen hatte, trat unser alter Propst an den Rand der Gruft und sprach ein Wort des Trostes und der Verheißung; er war meinen seligen Eltern stets ein treuer Freund und Rater gewesen; ich war von ihm konfirmiert, Lisei und ich von ihm getraut worden.

"Wenn i nur wüßt, wo die Lisei abblieben ist!" hörte ich Herrn Tendler zu seiner an der gegenüberliegenden Wand beschäftigten Frau hinüberrufen. "Wo sollt sie sein!" rief diese wieder; "'s ist 'n störrig Ding; ins Quartier wird sie gelaufen sein!" "Frau", antwortete der Mann, "du bist auch zu wüst mit dem Kind gewesen; sie hat doch halt so a weichs Gemüt!"

Da fiel es plötzlich wie eine Todesangst mir auf das Herz: du siehst sie nimmer, nimmer wieder! "Lisei!" schrie ich, "Lisei!" Als aber dessenungeachtet, vielleicht wegen einer Biegung der Landstraße, der nur noch im Nebel schwimmende Punkt jetzt völlig meinen Augen entschwand, da rannte ich wie unsinnig auf dem Wege hintendrein.

Der alte Gabriel stand wie immer in seinem pfeffer- und salzfarbenen Rock hinter dem Ladentisch, und als ich ihm unser Anliegen deutlich gemacht hatte, kramte er gutmütig einen Haufen "Rester" auf den Tisch zusammen. "Schau, das hübsch Brinnrot!" sagte Lisei und nickte begehrlich nach einem Stückchen französischen Kattuns hinüber. "Kannst es brauchen?" fragte Gabriel. Ob sie es brauchen konnte!

Hinter der Bühne saß mein alter Schwiegervater wie gebrochen auf einem Stuhl und hielt mit beiden Händen sein Gesicht bedeckt. Lisei, die auf den Knien vor ihm lag, richtete sich, da sie mich gewahrte langsam auf. "Nun, Paul", fragte sie, mich traurig ansehend, "hast du noch die Kuraschi?"

Freilich, eine schöne schlanke Jungfrau war es geworden, und auf dem sonst so lachenden Kindergesicht lag jetzt, nachdem der erste Freudenstrahl darüberhin geflogen, der Ausdruck eines tiefen Kummers. "Wie kommst du so allein hieher, Lisei?" fragte ich. "Was ist geschehen? Wo ist denn dein Vater?" "Im Gefängnis, Paul." "Dein Vater, der gute Mann!

Aber ich wartete umsonst; das Lisei kam nicht wieder. Es war um zwölf Jahre später. Ich hatte nach der Rechenmeisterschule, wie es damals manche Handwerkersöhne zu tun pflegten, auch noch die Quarta unserer Gelehrtenschule durchgemacht und war dann bei meinem Vater in die Lehre getreten.

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