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Aktualisiert: 9. Juni 2025


Und da hielt schon das Wägelchen mit den zwei hohen Kisten vor unserer Tür. Das Lisei war da, der Vater Joseph war da, beide mit muntern Augen und roten Wangen; und auch das ganze Puppenspiel zog mit ihnen ein; denn ausdrückliche Bedingung war es, daß dies den Vater Joseph auf sein Altenteil begleiten solle. Das kleine Fuhrwerk dagegen wurde in den nächsten Tagen schon verkauft.

"Lisei", flüsterte ich, "Wir werden eingeschlossen." "Laß!" sagte sie, "i kann nit; i geh nit furt!" "Dann bleib ich auch!" "Aber dei Vater und Mutter!" "Ich bleib doch bei dir!" Jetzt wurde die Tür des Saales zugeschlagen; dann ging's die Treppe hinab, und dann hörten wir, wie draußen auf der Straße die große Haustür abgeschlossen wurde. Da saßen wir denn.

Es war Unwetter geworden; am Himmel, gegen den Mond, stieg eine Wolkenbank empor; drunten im Garten konnte man die Blätter zu Haufen von den Bäumen wehen sehen. "Guck", sagte Lisei nachdenklich, "wie's da aufi g'schwomma kimmt! Da kann mei alte gute Bas' nit mehr vom Himm'l abi schaun." "Was für eine alte Bas', Lisei?" fragte ich. "Nu, wo i g'west bin, bis sie halt g'storb'n ist."

Die gute Frau schlug die Hände über ihre Brust zusammen. "Heilige Mutter Gottes, bitt für uns! das Lisei! also so hat's ausgeschaut! Aber", fuhr sie fort, "wie kommst denn du mit dem alten Sünder da zusammen?" und sie wies mit dem ausgestreckten Finger nach dem Gefangenhause drüben "der Paulsen hat mir doch gesagt, daß du ehrlicher Leute Kind bist!"

Da merkte ich's denn wohl, der alte Puppenspieler ließ ihm keine Ruhe; sein Freund, der gute Heinrich, genügte ihm nicht mehr als Publikum, er mußte einmal wieder öffentlich vor versammeltem Volke seine Stücke auffuhren. Ich suchte es ihm auszureden; aber er kam immer wieder darauf zurück. Ich sprach mit Lisei, und am Ende konnten wir nicht umhin, ihm nachzugeben.

Gleich darauf stand Lisei bei mir und ließ sich geduldig von mir in die eine Decke wickeln; sie sah aus wie eine Schmetterlingspuppe, nur daß oben noch das allerliebste Gesichtchen herausguckte. "Weißt", sagte sie und sah mich mit zwei großen müden Augen an, "i steig ins Kistl, da hält's warm!"

Doch ich hatte mich zu früh beklagt; dort, an einem Eisendrahte, der von einer Kulisse nach der Wand hinübergespannt war, sah ich zwei der wunderbaren Puppen schweben; aber sie hingen mit dem Rücken gegen mich, so daß ich sie nicht erkennen konnte. "Wo sind die andern, Lisei?" fragte ich; denn ich hätte gern die ganze Gesellschaft auf einmal mir besehen.

So war die Zeit meiner Abreise herangenaht, und mir wurde das Herz immer schwerer. Es tat mir fast weh, das Lisei anzusehen; denn bald fuhr es ja auch mit seinem Vater von hier wieder in die weite Welt hinaus. Wenn sie nur eine Heimat gehabt hätten! Aber wo waren sie zu finden, wenn ich Gruß und Nachricht zu ihnen senden wollte!

Da war mir, als hörte ich die Stimme meiner Mutter sagen: "Halte diese Hand fest und kehr mit ihr zurück, so hast du deine Heimat wieder!" und ich hielt die Hand fest und sagte: "Kehr du mit mir zurück, Lisei, und laß uns zusammen versuchen, ein neues Leben in das leere Haus zu bringen, ein so gutes, wie es die geführt haben, die ja auch dir einst lieb gewesen sind!"

Lisei, von dem letzteren mehrfach zurückgewiesen, war in einiger Entfernung hinterhergegangen, in der Zuversicht, daß sie wenigstens, bis der liebe Gott die Sache aufkläre, das Gefängnis ihres Vaters werde teilen können.

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