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Aktualisiert: 14. Juni 2025
Lieschen möchte gern erst mal von draußen in die Stube sehen. Sie hebt sich auf Zehenspitzen, aber die Augen reichen nicht bis ins Fenster. Da nimmt Jachl sie ein wenig in die Höhe. Doch erschreckt stößt Lieschen einen leisen Schrei aus. So richtig gesehen hat sie eigentlich nichts, aber ängstliche Scheu hat sie gepackt. Zögernd bleibt sie mit ihrem Kranz auf dem Arm vor der Türe stehen.
Und was schleppen sie nicht alles an sich herum, was schwer sein muß, besonders auf'm Kopf. Auch die in der *IV*. Klasse sind anders wie Leute in Lüttersloh, aber ganz so schlimm wie die Feinen sind sie nicht. Je länger Jachl reist, je mehr anders werden sie. So oft der Zug hält, glaubt er: das ist Berlin!
Die wissen besser, wie sie rasch zu einer Braut kommen. Jachl ist nur von einem Gedanken erfüllt. Immer und immer summen die Worte in ihm: »Alles hängt von Lieschen ab alles hängt von Lieschen ab« Wie er das meint, könnte er selber nicht erklären. Denkt er dabei nur an diesen Augenblick oder an sein ganzes Leben? Er möchte gern nach des Mädchens Hand greifen, angefaßt mit ihr gehen nur angefaßt.
Er beobachtet die Mädchen, die zum Einkauf das Geschäft betreten. Sauber sind sie alle. Das ist wahr! Man merkt gleich, keine hat mit Mist oder mit Melken zu tun. Die Augen gehen ihnen rundum. Jachl sieht nur nach dem Fleisch, das sie in ihren Körben haben, sie aber sehen ihm grad' ins Gesicht, so lange und so grade, daß ihm heiß wird.
Nun haust sie mit dem Ohm, ihrem einzigen Anverwandten; beide mürbe, gelassen, arbeitssam, wenig gesprächig. Für den kleinen Joachim den Jachl hat niemand Zeit. Der Bauer muß auf die Heide oder in den Stall, und die Frau, die mitarbeitet, findet selten eine Viertelstunde, in der sie den kleinen Eindringling auf dem Arm tanzen lassen kann.
Vielleicht mache ich auch nach Berlin, aber zuerst will ich doch mal nach meinen Schnucken sehen. Ich schicke Dir das Reisegeld; so viel kann ich noch an Dich wenden. Ich stehe am ersten Feiertag am Gitter und warte und am zweiten wieder und am dritten auch wieder. Dein alter Jachl.« Zu den meisten von den »Großen« kommt eine Braut. Jachl ist entschlossen, mit Lieschen die Sache mal zu bereden.
Der Kleinen Kranz ist fertig: Heidekraut, Kamillen und Blätter, viel grüne Blätter in buntem Gemisch, nicht kunstvoll gebunden, aber doch als Kranz erkenntlich. Hurtig schüttelt sie die Schürze ab. Geschwind läuft sie weiter. Manchmal bleibt sie stehen und guckt sich ringsum. Irgendwo muß ja Jachl stecken; er ist ihr eben davongelaufen; auf irgendeinem Baume wird er sitzen. »Ju hu, ju hu!«
Der Viehdoktor aber denkt, als er davonfährt, »dem schick ich unsern Landarzt, der hat ihn nötig«. Und er tut's. So kommt es, daß Jachl, der doch nichts von »die Doktors« hält, ihnen in die Finger fällt. »Na, denn zieh dich mal aus«, sagt der Arzt freundlich. Was macht der Mann bloß alles! Er klopft auf Jachls Brust, er klopft auf Jachls Rücken, er legt sein Ohr dicht auf Jachls Herz.
Was hätte Umkehren für Sinn? Er heult ein bißchen, wirklich nur ein bißchen, als er nichts mehr von Jochem und den Schnucken sieht. Zuletzt, ehe der Leiterwagen in die Stadt rasselt, sieht Jachl, wie ein Dummerjan, nur in die Höhe, immer in den Himmel, grad' wie damals, als er wie besessen nach dem Luftschiff sah. Er fühlt plötzlich, von wem er jetzt Abschied zu nehmen hat: vom Himmel!
Später hat's Jachl seinem Nachbarn nicht mehr geglaubt. Das war Unsinn mit »chronisch«. Der kleine Maler weiht Jachl trotz »chronisch« in die Geheimnisse von Berlin ein; nicht in die allerschlimmsten, aber doch in Dinge, von denen ein Hütejunge, wenn er auch schon ein richtiger Schäfer ist, nichts wissen kann.
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