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Am Nachmittag dieses Tages fühlt Jachl wieder sehr die Krankheit. Das kommt daher, weil er von Lieschen Abschied nehmen muß, die sich nach der Stadt vermietete. In den Wochen ihrer Freundschaft hat Jachl möglichst oft die Nähe seiner einzigen Freundin gesucht.

Von Lackschuhen und gestickten Chemisetts und von all dem »Nötigen«, welches ja wohl ein junger Mann haben muß, ahnt er gar nichts. Aber nein verstecken braucht er sich doch nicht, mein Jachl. Besonders wegen seiner Gedanken, meine ich. Und Gedanken sind ja wohl die Hauptsache. Woran Jachl eigentlich denkt?

Zum Essen versammeln sich alle in dem »Speisesaal«. Der Name ist an die Tür geschrieben. Jachl bringt zuerst vor lauter Staunen sein Essen kaum herunter; es bleibt ihm in der Kehle stecken. Allmählich faßt er sich.

Denn die Schnucken, so viele es auch sind, und so ganz sie Jachls Leben beherrschen, kommen doch erst nach Lieschen. Zu Weihnachten hat sie eine Photographie geschickt. Jachl mußte erst sehr lange hinsehen, bis er genau wußte, wer das sein sollte. Was hat sie bloß auf'm Kopf!? Und Handschuhe an! Wozu zieht sich der Mensch überhaupt Handschuhe an?

Unruhig dreht er sich an diesem Abend auf seinem Lager hin und her und denkt wieder kläglich: »Nicht sterben nicht sterbenEine umfangreiche Schreiberei beginnt. Papiere müssen beschafft werden. Der Landarzt sorgt dafür, daß alles ordnungsgemäß angebahnt wird. Wochen vergehen aber doch, bis Jachls Abreise nichts mehr hindert. Ach, diese letzten Wochen! Wieviel muß Jachl ausstehen!

Da sitzt ja ein dralles Fräulein neben ihm; eins, das kaum siebzehn ist, mit gekrausten roten Haaren und vielen Ringen auf den Fingern und einem Mund, der so rot ist, wie Jachl noch nie einen Mund sah.

Ist Lüneburg denn noch nicht groß genug, wenn eine durchaus die Welt sehen will?! Lange sitzt Lieschens Unternehmungslust quälend in seinem Kopf. Erst gegen das Frühjahr hin treibt die Sonne sie mehr fort. Jachl wirft seine Bücher weg; zum ordentlichen Schäfer wird einer nicht bloß mit studieren. Das weiß er.

Und nun gehen sie wirklich noch eine halbe Stunde, wie zwei artige Kinder angefaßt, ihres Weges. Manchmal sieht Jachl sich um. Er weiß nicht, wünscht er, daß andere ihn sehen oder wünscht er es nicht. Der Duft der knospenden Pflanzen tut Lieschen wohl. Weit, weit fort von Berlin fühlt sie sich. Hätte sie nur nicht ihr Mieder so fest zusammengeschnürt.

Zum Herzen und Küssen kommt's fast nie; Zärtlichkeit ist in dem niederen Hüttchen nicht heimisch, wenigstens keine äußerlich sichtbare. Nur am Sonntag Nachmittag, da hat's auch der Jachl gut. Mutter Bohn hebt ihn, der sonst in irgendeinem Stubenwinkel herumkriecht, auf den Schoß, läßt ihn tanzen und springen und sich von ihm die dünnen, grauen Haare zerzausen.

Zehn-, zwanzigmal wiederholen sie mechanisch die gleiche Weise: Und wie ging es denn hin, Und wie ging es denn her Und wie ging es denn her Wenn die Hoffnung nicht wär'?! Lieschen ist in Gedanken schon weit fort. Jeder Schritt bringt sie ja dem neuen Leben näher. »Schade, daß der Jachl Trübsal blästdenkt sie. »Was hat er nur, warum starrt er mich heute immer so an?