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Aktualisiert: 14. Juni 2025
Was der eine macht, macht der andere nach. Schnucken sind doch grad auch so fürs Nachmachen. Nahe am Heulen ist Jachl immer an den Besuchstagen. Zu fast jedem kommt einer. Vorher sehen sie immer nach der Tür, oder wenn sie in der Liegehalle sind, auf den Weg hinaus. Redet man mit ihnen, so passen sie nicht auf; sie denken: »Wer wird heute kommen?
Zuerst fängt Jachl von etwas anderm an. Seine Gedanken sind schon wieder beim heut früh unterbrochenen Tauschhandel. Aber die kurze Zwischenzeit hat seine Forderungen sonderbar beeinflußt: am liebsten schenkte er Lieschen jetzt die schöne Muschel.
Onkel oder Tante, Vater oder Mutter, Bruder oder Schwester?« Jachl hat von diesen allen keinen. Bloß Lieschen, und die ist in dem Jahr nicht ein einziges Mal gekommen. »Es geht wirklich nicht! Ein Dienstmädchen kann nicht wie es will; es muß wie die Herrschaft will,« entschuldigt sie Jachl. Er weiß längst, daß es mit der Straße »Postlagernd« unklug war.
Er ist nicht zu umgehen. Lieschen allein wagt sich nicht heran. Jachl bittet erst auch gar nicht lange, denn: »sicher ist sicher«. Hat er doch beim Anpassen der »schönen« Hose mit Schrecken bemerkt, daß Lieschen ein wenig zu viel abgenäht hat, und daß der Hose Straffheit durchaus nicht angenehm ist. Großartig paßt aber dann am Einsegnungstage nach Lieschens Urteil der ganze Anzug.
Nach ein paar Tagen wickelte er es in viel Papier ein und vergrub es tief in die Hosentasche, ganz tief nach unten, weil die andern Sachen, die in seine Taschen gehören, es sonst wohl leicht schmutzig machen könnten. Johanni will Lieschen noch weiter in die Welt. Bis nach Hamburg will sie! Jachl begreift das nicht.
Solchen Luxus gewähren die Heidjer einander nicht. Mitleid hat man mit einem, der sich den Kopf blutig geschlagen hat; was sonst innen im Kopf schmerzt, darum kümmern sie sich gegenseitig nicht. Jachl bleibt wie ein Stück Holz in einem Winkel der Gaststube liegen. Er wird gezupft und gerufen, bis er die Augen aufreißt, so weit aufreißt, als ihm möglich. Gottes Donnerwetter!
Seine Gedanken muß einer dazwischen beisammen haben, sonst können sie ihn nicht gebrauchen. An die vielen großen Spiegel überall im Haus muß man sich auch erst gewöhnen. Und dann die feinen Leute! Jachl gefallen sie gar nicht und Berlin auch nicht, aber er weiß wohl, der wird ausgelacht, der das eingesteht. In Berlin ist sich verstellen die Hauptsache, das merkt er rasch.
Ohne sich erst noch nach einem anderen Asyl umzusehen, wenden sie sich dem verfallenen Ställchen zu, das ihre einzige Schnucke beherbergt. Platz genug werden sie finden, um sich auszustrecken. Jachl fegt mit einem dicken Strauchbesen die Schlafstelle sauber, bevor er ein paar alte Tücher, die Nachbarsleute herbeischleppten, auf den Boden wirft. Wenige Minuten nur und beide schlafen.
Das muß wohl vom Schreck im Mütterheim gekommen sein. Nach einer Woche ward es besser. Nicht einmal so viel Zeit bleibt Jachl zum ruhigen Überlegen. Und auch nicht so viel Ruhe; denn, was war die Volksheilstätte gegen die Pracht, zwischen der Jachl jetzt zu arbeiten hat. Seide und Samt, Gold und Silber, wohin er sieht.
Er weiß nicht, wie froh ihre Eltern sind, daß nun wieder eines aus der großen Kinderschar flügge wird und in die Fremde ziehen kann. Durch hohen Wacholder schreiten sie in erster Tagesfrühe. Vieles möchte Jachl noch sagen. In Lüneburg, in solch großer, großer Stadt, haben sie gewiß alle einen Schatz. Da stehen ja auch womöglich Soldaten!
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