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Aktualisiert: 22. Mai 2025
Da sitzt aber der hohläugige Toledaner mit der ehrnen Stirne und dem tiefen Feuerblick, murmelt zwischen den Zähnen von Weibergüte, unzeitigem Nachgeben, und daß Frauen wohl von zugerittenen Pferden sich tragen lassen, selbst aber schlechte Stallmeister sind, und solche Späße, die ich ehemals von den politischen Herren habe mit durchhören müssen. Machiavell.
Muss es nicht das Herz des Menschenfreundes auf das Tiefste betrüben, wenn er die Kinder der Armen in Pfützen und Kothaufen nach Speiseresten wühlen sieht, welche den Reichen für ihre Hunde und Katzen zu schlecht sind oder wenn er hören muss, dass ganze Scharen von Kindern morgens ohne Frühstück in die Schulen getrieben werden oder wenn er von verzweifelten Vätern oder Müttern lesen muss, welche sich und ihre Kinder einem freiwilligen Tode opfern, um dem Tode durch Hunger oder Entbehrung zu entgehen oder wenn er sehen muss, wie eine politische oder geschäftliche Krisis ganze Scharen fleissiger Arbeiter ohne Nahrung für sich selbst und für die Ihrigen auf das Pflaster wirft oder wenn er beobachten muss, wie die Zunahme der Verbrechen gegen Leben und Eigentum zumeist einem heimlich geführten Kriege der Besitzlosen gegen die Besitzenden entspringt oder wenn er die Überzeugung gewinnen muss, dass Egoismus und Selbstsucht die Grundsäulen sind, auf denen die menschliche Gesellschaft aufgebaut ist, u. s. w.? Wenn wir unsre grossen Städte, unsre mächtigen Industriebezirke durchwandern, so haben wir fast bei jedem Schritte Gelegenheit, zu bemerken, wie unmittelbar neben, über und unter den Stätten des Reichtums, und Glanzes die Höhlen des Lasters und Elends sich verbergen, wie neben brechenden Tischen und übersatten Magen der hohläugige Hunger still seine Qualen duldet, und wie neben Wohlleben und Übermut jeder Art die hoffnungslose Entbehrung entweder scheu und ängstlich in schmutzige Winkel sich verkriecht oder in düsterer Verzweiflung schreckliche Thaten gegen Staat und Gesellschaft ausbrütet.
Es war ein heitrer Sonntagnachmittag, und ich ging mit Vinckel über den Marktplatz, wo die Bude stand. Der niederträchtige Tierführer trat eben heraus und verkündigte mit lauter Stimme, die Bestien sollten gefüttert werden, wer es sehen wolle, möge eintreten. Nun hatt' ich unglücklicherweise am Tage zuvor mit meinem Begleiter über jene Tiere gesprochen und ihm, um ihm von meiner Herzhaftigkeit eine gute Meinung beizubringen, gesagt, ich gedächte sie nächstens in Augenschein zu nehmen. "Hörst du," rief er mir zu, "die Tiere werden gefüttert, laß uns hineingehen, es kostet ja nur einen Groschen. " "Ei, was," versetzte ich, "morgen ist auch ein Tag, und ob ich sie fressen sehe oder nicht, das ist mir ganz einerlei. Ohnehin hat man sie hier alle ausgestopft auf dem Museum!" Leider hatte der Tierführer, wie denn ein solches Gesindel immer mäusescharf hört, unser Gespräch belauscht; er trat auf uns zu und sagte: "Meine Herren, morgen mit dem frühsten reis' ich ab, wollen Sie also dies wirklich sehenswürdige Kabinett mit Ihrer Gegenwart beehren, so schieben Sie es nicht auf." Komm, komm, drängte mein Begleiter und zeigte auf das Aushängeschild, es sind, wie du siehst, zwei Tiger darin, ein Löwe " "Die Riesenschlange, das seltene Exemplar eines weißen Bären, die Hyäne und die köstlichen Affenarten nicht zu vergessen!" unterbrach ihn der Tierführer. Der dumme Schlingel glaubte, mich durch Aufzählung all der Scheusale, die in der Höllenbude ihr Unwesen trieben, zum Eintritt reizen zu können, während ich an den beiden Tigern und dem Löwen, deren mein Gefährte erwähnte, schon mehr als genug hatte. "Die Tiger sind wohl noch jung?" fragte ich. "Den Teufel auch," antwortete der Esel, "völlig ausgewachsen, und feurig, wie in Afrika." Mich schauderte. "Jedenfalls ist diese Boaschlange klein wie ein Regenwurm und wird hinter dreifachem Eisengitter verwahrt?" "Umgekehrt, lang wie ein Schiffsankertau", versetzte jener. "Sie ist in Europa noch niemals größer gesehen worden, und die Kunst besteht gerade darin, daß ich sie mit den Händen aus ihrem Kasten herausnehme und frei hinlege. Treten Sie nur ein, es wird Sie nicht gereuen." Mir war, als ständ' ich vor meinem Grabe. Ganz kleinlaut fragt' ich: "Wie steht's denn mit der Hyäne? Auch so groß, wie ein Pferd?" Dummstolz lächelnd erwiderte der Kerl: "Sehen Sie jenen alten, grauen, lahmen Hund, der die Straße heraufwatschelt? Größer ist die Hyäne nie und sieht so unbeholfen aus wie der." "Was fragst du lange," sagte mein Begleiter, "wir können das alles ja sehen." Ich ließ mich nicht stören. "Es sind doch wohl oft schon Unglücksfälle in Ihrer Bude passiert?" fuhr ich fort, "der Löwe hat sich losgerissen, die Schlange hat Menschen erdrückt? Es kann nicht anders sein. Ich habe im Wochenblatt davon gelesen!" "Sie sind sehr furchtsam!" versetzte der Tierführer frech. "Gar nicht furchtsam, durchaus nicht furchtsam," fuhr ich hitzig auf, "aber bekannt genug ist's, daß Löwen und Schlangen nach Menschenfleisch lüstern sind," hatt' ich sagen wollen, doch der Tierführer unterbrach mich. "Kommen Sie herein, meine Herren," sagte er, "ich darf mit der Fütterung nicht länger zögern, die Tiere sind hungrig." "Hungrig!" rief ich entsetzt; dann flüsterte ich meinem Begleiter ins Ohr: "Hörtest du das? Die Beester sind hungrig!" "Um so interessanter wird's sein," gab der unverständige Mensch zur Antwort, "komm nur!" Er zog mich mit sich fort, und wenn ich keinen Skandal machen wollte, mußt' ich folgen. Ein widriges Geräusch der unangenehmsten Stimmen drang uns entgegen, ein Gebrüll, Gequäke, Geschnatter, Gepiepse zum Umfallen. Anfänglich macht' ich die Augen zu, bloß um mich an die Ungeheuer zu gewöhnen. Doch bald bedachte ich, daß ich mich gerade dadurch den größten Gefahren aussetzen und in die Nähe der schauderhaften Schlange, die ich am meisten fürchtete, geraten könne, und öffnete sie wieder. Mein erster Blick fiel auf die greuliche Kropfgans, die in wenigen Sekunden einen halben Kessel voll Fisch verschluckte und dann in ihren Käfig zurückkehrte. Hu! Solchen Tiere sollten billig erst vierundzwanzig Stunden vor dem Jüngsten Tag geschaffen worden sein! Wer würde sich dann aus dem Untergang der Welt noch was gemacht haben! Jetzt wurde ich den Löwen gewahr, der entsetzlich brüllte; schnell wandte ich den Blick, allein nun sah ich die beiden blutdürstigen Tiger, die in ewiger Unruhe in ihren Käfigen auf und nieder rannten und mit den Schweifen an die Stäbe schlugen, daß sie erbebten. Die bunten Farbenringe, die diesen Scheusalen um den Leib laufen, kamen mir, besonders wenn ich blinzelte, wie aufgerollte Schlangen vor, die auch wohl herunterspringen können; dabei macht' ich die wenig beruhigende Entdeckung, daß sämtliche Käfige aus Holz gezimmert waren. Auf einmal entstand hinter mir ein grausiger Spektakel; als ich mich umsah, erblickte ich die hohläugige, grinsende Hyäne, die sich vergebens anstrengte, ein Stück Fleisch, welches der Wärter ihr vorhielt, zu erhaschen. Ich beschwor den Menschen, das Tier um Gottes willen nicht zu necken; in frevelhaftem Mutwillen versetzte er aber: "Nur unbesorgt, ich und Bunku verstehen uns!" Zugleich hielt er seinen Mund an das Gitter und rief: "Bunku, einen Kuß!" Schnell wandt' ich das Gesicht ab und erwartete, im Augenblick Jammertöne und Geschrei, des zerfleischten Menschen nämlich, zu vernehmen. Ich vernahm nichts; statt dessen hörte ich ein sonderbares Geplapper und Geplärr gerade über meinem Kopf, und als ich emporschaute, sah ich eine Menge häßlicher Affen mit ungestalteten Gliedmaßen und weiten Mäulern, die die Zähne fletschten und mich mit Unrat bewarfen. Diese vergnügten mich einigermaßen, da sie klein waren und possierliche Grimassen schnitten; sie wurden mit
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