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Aktualisiert: 21. Juni 2025
Hippolyt litt furchtbar darunter. Er schämte sich, als er das Geheimnis seines Herzens so leichtsinnig behandelt, seine Liebe in Fetzen zerrissen sah, als er hörte, daß man ein junges unbekanntes Mädchen, dessen Leben ihm so bescheiden geschienen hatte, den rücksichtslosesten Beurteilungen unterwarf, mochten dieselben richtig sein oder falsch.
Der Wagen war jetzt angekommen; Hippolyt hörte nicht weiter auf die alte Schwätzerin, sondern fuhr sogleich nach Hause. Seine Mutter, der er seinen Unglücksfall erzählte, verband nochmals die Wunde an der Stirn und erlaubte ihm am folgenden Tage nicht, in seine Werkstatt zu gehen. Sie rief einen Arzt herbei; verschiedene Vorschriften wurden von demselben gegeben und Hippolyt blieb zwei Tage zu Hause. Währenddessen rief ihm seine unbeschäftigte Einbildungskraft die Einzelheiten des Auftrittes ins Gedächtnis zurück, der sich nach seiner Ohnmacht vor seinen Augen zugetragen hatte. Die Züge des jungen Mädchens schwebten dabei häufig an seinen Blicken vorüber und dann sah er das gewelkte Antlitz der Mutter, oder fühlte noch Adelaidens sanfte Hände. Manchmal erinnerte er sich an eine Bewegung oder einen Blick des Mädchens, das er anfangs unbeachtet gelassen hatte, deren Erinnerung ihm aber jetzt eine seltene Anmut enthüllte; ein andermal erinnerte er sich an eine Stellung oder an den Klang ihrer melodischen Stimme; die Erinnerung verschönerte die geringsten Zufälligkeiten aus diesem Abschnitt seines Lebens. Als er am dritten Tage frühzeitig nach seiner Werkstatt eilte, waren nicht seine begonnenen Gemälde, sondern der Besuch, den er bei seinen Nachbarinnen abstatten mußte, der wahre Grund seiner Eile. In dem Augenblicke, in dem sich eine Liebe aus ihrem Keime entwickelt, werden wir von unerklärlichen Wonnen ergriffen. Das wissen alle, die je geliebt haben. Mancher Leser wird daher begreifen, weshalb der Maler so langsam die Stufen zum vierten Stock hinanstieg, weshalb sein Herz so schnell und heftig schlug, als er die braune Tür der bescheidenen Wohnung erblickte, in der er Fräulein Leseigneur wußte. Dieses Mädchen, das den Namen seiner Mutter nicht führte, hatte tausend Sympathien in dem Herzen des jungen Malers erweckt. Er glaubte, eine
Der alte Edelmann erschien jetzt weniger oft, und Hippolyt, der nicht mehr eifersüchtig auf ihn war, ersetzte ihn beim Spiel, aber auch mit stets gleichem Unglück.
Da sah er plötzlich eine Börse vor sich, die Adelaide dort hingelegt hatte, ohne daß er es bemerkte; sie aber hielt seine alte Börse in der Hand und nahm Geld daraus, um ihre Mutter zu bezahlen. Hippolyt fühlte, wie ihm alles Blut zum Herzen strömte und er nahe daran war, das Bewußtsein zu verlieren.
Hippolyt hatte einst bei seiner Mutter dieselben Zeichen der Armut kennen gelernt, und als er sie jetzt mit jener eigentümlichen Lebhaftigkeit, die die ersten Eindrücke unseres Gedächtnisses charakterisiert, wahrnahm, erschlossen sich ihm weit mehr als jedem andern die Einzelheiten dieses Lebens.
"Ich habe Unrecht gehabt!" versetzte Hippolyt; "aber dennoch gibt es Leiden, die man nicht mitzuteilen wagt, selbst dann nicht, wenn die Freundschaft bereits älter ist als die unsrige." "Aufrichtigkeit und Stärke der Freundschaft dürfen nicht nach der Dauer der Zeit gemessen werden. Es gibt alte Freunde, von denen der eine nicht einmal eine Träne für das Unglück des andern hat," sagte die Baronin.
Mit jenem grausamen und schnellen Beobachtungsblick, der den Künstlern eigen ist, erkannte Hippolyt die Bestimmung, die Möbel und den Zustand dieses ersten Raumes, der in zwei Abteilungen geschieden war.
Hippolyt hatte von Anfang an über Schmerzen geklagt, aber man hatte ihn nicht angehört. Nachdem man nunmehr einsah, daß er im Rechte gewesen war, gönnte man ihm ein paar Stunden Befreiung.
Endlich war das Spiel beendet, der Edelmann zog seine Börse und warf zwei Louisdor auf den Tisch, während er nicht ohne einigen Unwillen sagte: "Vierzig Franken! Gerade zwei Louis...! Ha! Teufel! Es ist elf Uhr...!" "Es ist elf Uhr...!" wiederholte die stumme Person mit einem Blick auf Hippolyt Schinner.
An den folgenden Tagen widmete sich Hippolyt mit allem Eifer seinen Arbeiten, um durch diese und durch die Ablenkung seiner Phantasie auf einen anderen Gegenstand seine Leidenschaft zu bekämpfen. Seine Absicht gelang ihm zur Hälfte; die Arbeiten trösteten ihn, vermochten aber die Erinnerung an so viele glückliche Stunden, die er neben Adelaide verlebt hatte, nicht zu verbannen.
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