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Geleitet durch jenen Takt, den man fast stets durch Leiden erlangt, unter denen man von Kindheit an geseufzt hat, erlaubte sich Hippolyt nicht die geringste Bemerkung bezüglich der Lage seiner beiden Nachbarinnen, während er allenthalben die Kennzeichen einer großen und schlecht verhehlten Dürftigkeit erblickte.

Fräulein Leseigneur verlangte auch ihrerseits von ihrem Liebhaber eine strenge Rechenschaft über seine geringsten Handlungen. Sie war so unglücklich, so besorgt, wenn Hippolyt nicht kam; sie verstand so allerliebst zu zanken, daß der Maler seine Freunde nicht mehr besuchte und alle anderen Gesellschaften vermied.

Ich hasse diesen Geldlohn für untadelhaft vergossenes Blut...." "Meine Mutter, diese Erinnerung erschüttert Dich...." Nach dieser Bemerkung ihrer Tochter neigte die Baronin von Rouville ihr Haupt und schwieg. "Mein Herr," sagte das junge Mädchen zu Hippolyt, "ich glaubte, die Arbeiten der Maler seien im allgemeinen wenig geräuschvoll.... Sie scheinen aber...."

Die Lampe stellte sie darauf in das Vorzimmer und öffnete sofort die Tür, ohne erst zu warten, daß die Klingel gezogen werde. Hippolyt hörte darauf einen Kuß empfangen und erwidern, und empfand einen peinlichen Schmerz. Der junge Mann erwartete mit Ungeduld den zu erblicken, der Adelaide so vertraulich behandelte; allein die Angekommenen unterhielten sich erst leise mit dem jungen Mädchen.

Sie gab ihm hin und wieder Fleischbrühe, ein Stück Hammelkeule, Speck und manchmal ein Gläschen Schnaps, den er kaum an seine Lippen zu bringen wagte. Abbé Bournisien, der gehört hatte, daß es Hippolyt schlechter ging, kam ihn zu besuchen.

Vom frühen Morgen an, wenn das junge Mädchen die Schritte des Malers hörte, konnte es sagen: "Er ist in meiner Nähe!" Wenn Hippolyt um die Zeit des Mittagessens zu seiner Mutter zurückkehrte, so verfehlte er nie, seine Nachbarinnen zu begrüßen, und des Abends erschien er zu der gewöhnlichen Stunde mit einer Pünktlichkeit, wie sie nur ein Liebhaber zeigen kann.

Hippolyt hatte bei Gelegenheit einiger Ausbesserungen und Verschönerungen, die in seiner Werkstatt vorzunehmen waren, die Gratisvorstellung einer komischen Szene von seinem Hauswirte bekommen und wunderte sich daher nicht über die schwarzen und fetten Töne, über die öligen Färbungen, über die Flecken und das andere widerwärtige Zubehör, das sich an dem Holzwerk der Wohnung zeigte.

Diese Einzelheiten machen vielleicht den Männern von kühnem Charakter mit wohlbestellten Halsbinden begreiflich, warum Hippolyt Schinner nicht eine Frage inbezug auf die beiden Damen, deren gutes Herz er kennen gelernt hatte, an die Türsteherin richtete, während der Mann derselben nach dem Ende der Rue de la Madelaine geeilt war, um einen Wagen zu holen.

Als das junge Mädchen mit dem Maler allein war, brachte es einen Stuhl, um das Bild herabzunehmen; als es aber bemerkte, daß es auf die Kommode treten müsse, um das Bild von dem Nagel abzuhängen, wandte es sich an Hippolyt und sagte errötend: "Ich bin nicht groß genug.... Hätten Sie vielleicht die Güte?"

Niemand in der Welt würde mehr Teilnahme eingeflößt haben, als Hippolyt Schinner, wenn er sich dazu hätte verstehen können, sich zu erkennen zu geben; allein er offenbarte nicht gern die Geheimnisse seines Lebens. Er war der Abgott einer armen Mutter, die sich selbst die härtesten Entbehrungen aufgelegt hatte, um ihn erziehen zu können.