Vietnam or Thailand ? Vote for the TOP Country of the Week !
Aktualisiert: 16. Mai 2025
Meine Teilnahme an den Bestrebungen Egidys schien ihm sogar erwünscht, um die Einflüsse von der anderen Seite zu paralysieren. Er selbst hielt sich davon zurück. »Es widerstrebt mir, mich als preußischer General in irgendeine öffentliche Bewegung zu mischen. Ich bin Soldat, nichts weiter,« sagte er zu Egidy bei unserem Gegenbesuch, der der erste und letzte war, den er bei ihm machte.
Zuerst kam der Kreis der engeren Gemeinde Egidys, die seit seinem entschiedenen Eintritt in das praktisch-politische Leben sehr zusammengeschmolzen war; dann erschienen die vielen, die überall dabei sein müssen: sensationslüsterne Weiber, kühl-neugierige Skribenten; ganz nach vorn drängten sich die russischen Studenten und Studentinnen, die stets mit sicherem Instinkt die Luft geistiger Revolutionen wittern, und schließlich strömte es herein von Männern und Frauen, von denen ich nicht recht wußte, wohin sie gehörten. »Arbeiter!« sagte Polenz.
Studenten und Studentinnen aller Nationen fanden sich ein, deren jugendlicher Überschwang in Egidy einen neuen Heiland verehrte, und eine Menge ältliche Damen, die aus dem stillen Winkel ihres leeren Lebens hervorgekrochen schienen wie Maulwürfe, die die Sonne suchen, und mit dem Rest ihrer unterdrückten Gefühle verschwärmt zu Egidys Füßen saßen; verschämte Arme, die hier nichts wollten als den reich gedeckten Tisch, an dem sie einmal in der Woche satt werden konnten; mitten darin Abenteurer aller Art, die den reichen, nur allzu vertrauensseligen Mann für ihre Zwecke zu gewinnen suchten, und dazwischen vereinzelt ernste aufrichtige Anhänger, junge Literaten und Theologen zumeist, die sich vergebens bemühten, Egidy vor sich selbst zu schützen.
Zu Hause fand ich ein Telegramm von der Mutter: »Papa über deine Abreise äußerst empört, verlangt sofortige Rückkehr oder Übersiedlung zu Egidys.« Noch am gleichen Tage zog ich auf Glyzcinskis Rat in die Spenerstraße. Egidy selbst war verreist, und so konnte ich, ohne zu verletzen, den Tag über abwesend sein. Fast immer war ich bei Glyzcinski.
»... Jetzt haben die Ethiker den Triumph, daß Orthodoxe und Liberale ihnen Beifall rauschen,« hörte ich Egidys klare, scharfe Kommandostimme, »weil sie erklären, die allgemein menschliche Moral zu vertreten und den religiösen Glauben des einzelnen nicht tasten. Ich aber muß es über mich ergehen lassen, daß man sich schaudernd von mir wendet, weil ich dem dogmatischen Christentum zu Leibe gehe. Ich sage Ihnen, daß ich jedem Dogma zu Leibe gehe, aber mit offenem Visire, nicht so, daß man erst gar nichts Böses hinter mir ahnt und ich mich dann erst als Erzketzer entpuppe, sondern: erst Ketzer dann ganzer und wahrer und Nur-Mensch, so sind noch nicht viele in die Schranken des öffentlichen Lebens eingeritten ...« Ein langer Blick traf mich, und irgend etwas Unbestimmtes wars
Verzeihen Sie den langen Brief. Ich habe hier niemanden, mit dem ich mich auszusprechen vermöchte, und Sie haben mich so sehr verwöhnt! Meine Eltern sind seit gestern hier; vergebens bat ich sie, nach Berlin zurückkehren zu dürfen. Allein in unserer Wohnung zu sein, halten sie für unpassend, und zu Egidys zu gehen, die mich in freundlichster Weise einluden, ist ihnen auch bedenklich!
»Wie, du bist noch auf?« rief er. »Da kann ich dir ja noch Egidys Grüße bestellen!« Damit trat er ein. »Ich wußte gar nicht, daß er Fünfunddreißiger gewesen ist, ehe er zur Kavallerie ging. Übrigens ein famoser Kerl, tapfer und ehrlich. Und, stell dir vor! die Rasselbande hat ihn geschnitten! Kannst dir denken, daß ich ihm um so deutlicher meine Anerkennung für seine Überzeugungstreue aussprach.
»Genossen « wie unter einen Zauberschlag schwieg alles, der Polizeileutnant legte den Helm auf den Tisch, die sich ins Freie Schiebenden wandten sich um, und blieben stehen, in Egidys steinerne Ruhe kehrte das Leben zurück; »es ist unser unwürdig, eine Versammlung durch Lärm zu stören, in der wir nichts als Gäste sind.
Ein spannender Moment: tausend Augenpaare bohrten sich in das blasse, erregte Gesicht Egidys. »Das hab' ich gefürchtet « flüsterte Polenz neben mir. »Ich habe den Soldatenrock ausgezogen um meiner Überzeugung willen, darnach gibt es für mich kein Opfer mehr, das ich ihr nicht leichten Herzens bringen könnte.
Daß unsere Aufgabe sein soll, 'der Feindseligkeit und dem Unmaß in der Menschenwelt Schranken zu ziehen und eine entsprechende Gestaltung der Erziehung und der Lebensführung zu fördern', heißt, fürchte ich, Egidys Versöhnung noch übertrumpfen, und daß aus dem § 2 der Statuten die Worte 'Besitzlose' und 'Schutz vor Ausbeutung' gestrichen wurden, gab mir ordentlich einen Stich ins Herz.
Wort des Tages
Andere suchen