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»Wie sind Sie blaß und still gewordenhörte ich Glyzcinskis warme Stimme. »Verzeihen Sie mir ich habe mich schon so daran gewöhnt, vor Ihnen laut zu denken, daß mir nicht einfiel, wie sehr ich Sie dadurch erschrecken könnte

Es dauerte jedoch nicht lange, und ich fühlte, daß es nur eines geringfügigen Anlasses bedurfte, um einen neuen Sturm heraufzubeschwören. Ich schwebte in ständiger Angst. Schon der Tritt meines Vaters auf der Treppe machte mich zittern, und möglichst leise verließ ich nachmittags das Haus, um erst dann erleichtert aufzuatmen, wenn die Tür von Glyzcinskis Studierstube sich hinter mir schloß.

Zu Hause fand ich ein Telegramm von der Mutter: »Papa über deine Abreise äußerst empört, verlangt sofortige Rückkehr oder Übersiedlung zu EgidysNoch am gleichen Tage zog ich auf Glyzcinskis Rat in die Spenerstraße. Egidy selbst war verreist, und so konnte ich, ohne zu verletzen, den Tag über abwesend sein. Fast immer war ich bei Glyzcinski.

Von einer breiten Hand zu schwer fast für den schmächtigen Körper fühlte ich meine Finger umschlossen. »Ich freue mich Ihres Besuchsseine Stimme klang im Zimmer viel weicher und voller als auf der Rednertribüne, » nicht mehr allein, weil Sie Glyzcinskis Witwe sind.

Ich hatte inzwischen die Bücher Glyzcinskis gelesen: seine eigene Moralphilosophie und die Schriften der Gründer und Leiter der Ethischen Gesellschaften Amerikas und Englands.

Noch am Abend brachte der Diener Glyzcinskis mir ein paar Zeilen von ihm: »Eben verläßt mich Egidy. Sein Besuch war mir eine doppelte Freude: Ich erfuhr, daß er Ihre Mutter beruhigen konnte, und lernte einen Mann kennen, wie es trotz all seiner Schrullen und Eigenheiten wenige geben mag. Nicht wahr, nun darf ich auch hoffen, daß Sie bleiben werden und bei mir wieder jeden Nachmittag Sonntag ist?!«

Zwei Vögel mit buntschillernden Flügeln flatterten, durch meinen Eintritt aufgescheucht, durch den Raum und ließen langgezogene Flötentöne hören. Auf den breiten Lehnstuhl neben dem Schreibtisch deutete einladend die weiße Hand Glyzcinskis, der mir mit seinen Kinderaugen und dem wesenlosen, unter Decken verborgenen Körper wie ein Zauberer inmitten seines Märchenreichs erschien.

Einer der Leiter der Ethischen Gesellschaften Amerikas war auf Glyzcinskis Veranlagung nach Berlin gekommen, seine Vorträge hatten große Aufmerksamkeit erregt und im Kreise der Intellektuellen lebhafte Debatten hervorgerufen. Ich sah, wie schmerzlich Egidy und seine Anhänger das Auftreten des Ethikers empfanden.

»Ein Verdienst Glyzcinskis und Ihrer Zeitschrift , das werden Sie sich hoffentlich nicht verhehlenwarf er ein. »Im übrigen ist das natürlich die schwächste Seite der Damen und wird es bleiben. Sie können ihnen ja darüber tüchtig die Leviten lesen. Mit Ausnahme der christlich-sozialen Frauen jüngerer Richtung verstehen sie nicht einen Deut von ihr