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Aktualisiert: 29. Juni 2025
Beim Knarren der Dielen fuhr er zusammen; sein Gesicht veränderte sich mit einer Raschheit ins Gleichgültige, die ein Meisterzug an einem Schauspieler gewesen wäre. Auch das erfaßte Dorine, und es verletzte sie und stieß sie ab. Doch solche Gewalt hatte sie über sich, daß ihr Lächeln keine Zeugenschaft verriet.
Dorine bezwang sich, ihm ohne Gereiztheit zu antworten. Sie sagte, die Beurteilung dessen, was sie zu seinem Besten verfügt, stehe ihm nicht zu, auch was seine Zukunft anlange, könne er getrost ihrer Einsicht vertrauen.
Dorine Dorine Oberlin war vierzig Jahre alt. Sie hatte eine Jugend im Sinn von Freiheit und Überschwang nicht gelebt, daher fühlte sie dieses Alter nicht als Abstieg und nicht als Verarmung, sondern als Ergebnis eines natürlichen Prozesses, der sie weder zur Rückschau zwang, noch zum Bedauern.
Kein Umgang, der sich für einen Oberlin schickt.« Die Folge war, daß Dorine Haus und Garten nicht mehr verließ, Besuche nicht mehr annahm. Aber sie zog durch einen alten Freund des Ratsherrn, Notar in Konstanz, Erkundigungen ein, und die Nachrichten stimmten sie ernst.
Dorine entzog ihm ihre Hände, unwillkürlich fast; sie kreuzte die Arme über der Brust und erwiderte freundlich: »Nun also, wie war es? Erzähle.« Der Aufforderung hatte es nur bedurft, damit der verhaltene Strom hervorbrach. Dorine traute ihren Ohren nicht. Was für Worte; woher die Worte? woher die Kühnheit, sie ihr gegenüber zu gebrauchen? Redete man über Menschen so, wie er über diesen Lehrer?
Einige Tage vor seinem Tod hatte er eine Unterredung mit Dorine, in der es sich ausschließlich um die Richtlinien handelte, nach denen Dietrichs Erziehung zu vollenden sei. Es lag an der Atmosphäre von Dorines Leben, dem spröden Sichtragen, nüchternen Erscheinen, erzogenen und kühl-heiteren Selbstsein, daß sichtbare Zärtlichkeit gegen Dietrich nie hervorgetreten war.
Eine Weile schaute er denkend vor sich nieder. Dorine beobachtete ihn aufmerksam. Zu ihrer Überraschung gewahrte sie ein Lächeln auf seinen Lippen, helles, herzliches Lächeln. Plötzlich packte er ihre beiden Hände und sagte: »Du, Mutter, wenn du eine Ahnung hättest, wie es war!«
Aber er mußte wissen, wohin sie gegangen war, mußte wissen, was sie getan, wenn anders Maß und Gewicht dieser Welt für ihn nicht aufgehört haben sollten zu gelten. Kein Wort von ihm deutete auf Vergangenes. Schwermütiger Ernst wich nicht von ihm. Dorine suchte ihn zu zerstreuen und aufzuheitern, indem sie ihm vorlas oder erzählte; er schien erkenntlich, doch ohne lebhafte Teilnahme.
Sie blieb jetzt stehen. Fink erblickte sie, stutzte; wollte grüßen, war seiner Sache doch nicht sicher, sah Dietrich an, der drehte sich um, sprang vom Stuhl auf, wurde kreidebleich. Dorine nickte bloß. Als er einen Schritt auf sie zu machen wollte, fügte sie eine abweisende Geste hinzu und entfernte sich. In tiefen Gedanken und tiefer Unruhe nahm sie wieder im Wagen Platz.
Ein weißbärtiger Schlossermeister, den Dorine kannte, trat grüßend zu ihr und Dietrich und erzählte ihnen, was sich begeben. In dem Hause hatte ein leichtfertiges Mädchen gewohnt, eine gewisse Karoline Kranich, die beim Theater gewesen und dann immer tiefer gesunken war.
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