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Er schließt zuletzt die Augen mit Gewalt, Und ruft Amandens Bild zum mächt'gen Gegenhalt; Amandens Bild, aus jener ernsten Stunde, Als er, den Druck noch warm auf seinem Munde Von ihrem Kuß, zu Dem, der die Natur Erfüllt und trägt, den Eid der Lieb' und Treue schwur.

2 Daß diese Blumen, die er bricht Und mahlerisch in Kränz' und Sträuße flicht, Um in den Harem sie, wie üblich ist, zu schicken, Vielleicht Amandens Locken schmücken, Ihr schönes Leben vielleicht an ihrer lieblichen Brust Verduften, der Gedank' erfüllt ihn mit Entzücken; Das schöne Roth der Sehnsucht und der Lust Färbt wieder seine Wang' und strahlt aus seinen Blicken.

54 Zwar irrt, nicht blöde mehr, sein Blick von freyen Stücken Auf ihren Reitzungen umher; Doch nicht aus Liebe, nicht mit schmachtendem Entzücken, Nicht, wie sie wünscht, vom Thau wollüst'ger Thränen schwer. Er ist zerstreut, er scheint sie zu vergleichen, Und jeder Reitz, der ihm nachstehend sich enthüllt, Mahlt nur lebendiger Amandens edles Bild, Und muß, beschämt, dem keuschen Reitze weichen.

90 Wie eine Silberwolk' umwebt Amandens Angesicht ein undurchsicht'ger Schleier, Durch den sich jedes Aug' umsonst zu bohren strebt. Voll Ungeduld, wie sich dieß Abenteuer Entwickeln werde, strömt die Menge ohne Zahl Dem edeln Paare nach. Itzt öffnet sich ein Sahl; Hoch sitzt auf seinem Thron, von seinem Fürstenrathe Umringt, der alte Karl in kaiserlichem Staate.

12 Der Ritter, dem der lang' verhaltne Drang Zur Marter wird, dem jede bittre Zähre, Die seine Grausamkeit Amandens Aug' entzwang, Auf seinem Herzen brennt, er seufzt so laut, so bang, Als ob's sein letzter Athem wäre. Sie, die mit Lieb' und Scham schon eine Stunde rang, Kann endlich länger nicht die Lind'rung sich versagen, Zu forschen was ihn quält, und Trost ihm anzutragen.

99 Wenn seine Kraft ihn schier verlassen will, Ruft die entflohnen Lebensgeister Amandens Bild zurück. Schwer athmend steht er still, Und denkt an Sie, und fühlt sich neuer Kräfte Meister. Es bleibt nicht unbelohnt, dieß echte Heldenherz! Allmählich ebnet sich der Pfad vor seinen Tritten, Und gegen das, was er bereits erstritten, Ist, was zu kämpfen ihm noch übrig ist, nur Scherz. Achter Gesang

86 Er wiegt und wählt aus einem Haufen Speere Sich den, der ihm die meiste Schwere Zu haben scheint, schwingt ihn mit leichter Hand, Und stellt, voll Zuversicht, sich nun an seinen Stand. Wie klopft Amandens Herz! wie feurige Gebete Schickt sie zu Oberon und allen Engeln ab, Als itzt die schmetternde Trompete Den Ungeduldigen zum Rennen Urlaub gab!

35 Thut wie ich euch gesagt, und alle Tag' und Stunden Schaut eure Rosen an; und wenn ihr alle drey Zu Lilien werden seht, so merket dran, ich sey Mit Oberon versöhnt und wieder neu verbunden. Dann eilet mit Amandens Sohn herbey, Denn mit der meinen ist auch ihre Noth verschwunden. Die Nymfen neigten sich und flohn In einem Wölkchen schnell hinweg mit Hüons Sohn.

6 Indessen da sein Fürst und Freund darauf beharrt, Was kann er thun als sich zum Abschied anzuschicken? Er küßt Amandens Hand, umarmt mit nassen Blicken Den werthen Fürstensohn, den seine Gegenwart Noch kaum erfreute, nun begann zu drücken, Und Thränen tröpfeln ihm in seinen grauen Bart. Herr, ruft er, bester Herr, Gott laß' euch's wohl ergehen, Und mögen wir uns bald und fröhlich wiedersehen!

Wenn dann bey Sternenlichte Die Nacht sie alle drey am Feuerherd vereint, Und auf Amandens lieblichem Gesichte, Das halb im Schatten steht, die Flamme wiederscheint: 47 Dann ruht, mit stillem liebevollen Entzückten Blick, der junge Mann auf ihr, Und seine Seele schwillt, und süße Thränen rollen Die dunkle Wang' herab. Tief schweiget die Begier!