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Als Hickel am Nachmittag nach Hause gekommen war, trat ihm vor der Tür seiner Wohnung ein unbekannter Mann entgegen, übergab ihm ein versiegeltes Schreiben und verschwand wieder, ohne gesprochen zu haben. Der erfahrene Blick des Polizeileutnants konnte nicht im unklaren darüber bleiben, daß der Mensch falsches Haar und falschen Bart getragen hatte.
»Oho, oho!« rief Hickel, »das klingt ja allerdings verläßlich. Woher weiß man denn das so genau?« »Weil er es versprochen hat,« entgegnete Caspar mit treuherziger Offenheit. »Er hat heilig versprochen, in einem Jahr wieder da zu sein. Am achten Dezember hat er’s versprochen, sind also noch zehn Monate und sechzehn Tage bis dahin.«
»Es sollte mich sehr wundern,« sagte Hickel mit vornehm geschlossenen Lippen – eine Finesse, die er dem Lord Stanhope abgeguckt
»Und welcher Ursache schrieb der Arzt seinen Tod zu?« erkundigte sich Herr von Mieg und verbeugte sich gleichzeitig, da Frau von Imhoff und Frau von Kannawurf an seine Seite traten. Frau von Imhoff weinte. Hickel zuckte die Achseln. »Er glaubte an Herzschwäche,« erwiderte er. Ungeachtet des frühen Morgens war schon die ganze Stadt auf den Beinen.
Caspar errötete und sagte nun, er habe sich bloß seinen Namen auf den Deckel gravieren lassen wollen; doch er hätte ein viel geschickterer Heuchler sein müssen, um seinen Worten den Stempel der Ausflucht zu nehmen. Quandt und Hickel sahen einander an. »Wenn Sie einen Funken Ehrgefühl im Leib haben, so gestehen Sie jetzt offen, wohin Sie gehen wollten,« sagte Quandt ernst.
»Echauffieren Sie sich nicht, Herr Lehrer,« unterbrach ihn Hickel, »es lohnt sich nicht, man muß es seinem Unverstand zugut halten. Im übrigen hab’ ich gestern einen Brief vom Grafen bekommen;« er griff in die Rockbrust und zog ein zusammengefaltetes Papier heraus. »Sie möchten wohl gerne wissen, was er schreibt, Hauser? Na, gar so schmeichelhaft ist es eben nicht für Sie.
Der Ritter von Lang, der an Hickel wegen seines einschmeichelnden Wesens Gefallen hatte, pflegte gern zu erzählen, wie Hickel einst mit seinem, des Ritters, Sohn, einem jungen Doktor der Philosophie, über die Landstraße gegangen und wie der junge Mann, gegen das ausgestirnte Firmament deutend, angefangen habe, von den zahllosen Welten dort oben zu reden; da habe Hickel mit seinem mokantesten Gesicht erwidert: »Ja, glauben Sie denn im Ernst, Doktor, daß diese hübschen Lichterchen etwas andres sind als eben – Lichterchen?«
Stanhope schritt an ihm vorüber zur Treppe, da trat ihm ein Herr in der Uniform eines Gendarmerieoffiziers entgegen, sehr eilfertig, mit regentriefendem Mantel und stellte sich ihm als Polizeileutnant Hickel vor, der die Ehre gehabt habe, Seiner Lordschaft vor einigen Wochen beim Rittmeister Wessenig in Nürnberg flüchtig, »leider allzu flüchtig«, begegnet zu sein.
»Lassen Sie uns gehen, Hauser,« sagte Quandt, »es ist zuviel des Jammers.« Im Flur stand der Regierungspräsident Mieg im Gespräch mit Hickel. Der Polizeileutnant berichtete alle Einzelheiten der Katastrophe.
»Der Herr Graf haben sich aber meine Hilfe doch gefallen lassen,« erwiderte Hickel. »Wer weiß, ob der Staatsrat ohne mich zu haben gewesen wäre, er versteht es, sich zu verschanzen. Der Herr Graf geruhen das nicht anzuerkennen. Je nun,« fügte er achselzuckend hinzu, »große Herren haben ihre Launen.« »Wie kommen Sie denn überhaupt dazu, sich zum Zwischenträger anzubieten?« »Zwischenträger?