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Ich hole ihr von zu Haus das letzte Stück Brot und gebe ihr den letzten Schnaps. Meine Frau merkt nichts. Ich gehe mit ihr zu Josef. Er wundert sich, mich mit einem anderen Mädchen zu sehen, doch scheint ihn das irgendwie zu freuen. Er stellt Elly sein Bett zur Verfügung, er selbst übernachtet, in seinen schwarzen Mantel gehüllt, auf einer Bank. Ich schlafe bei Elly.

Wie ich ihre Hand berühre, merke ich, daß sie sehr kalt ist. »Friert dich nicht, DorkaSie aber antwortet nicht mehr. Ich hülle sie in die Decke ein, daß sie ja nicht friert. »Kann ich sie nicht erwärmenUnd ich denke an Elly. Und ich lege mich auf sie. Brust an Brust, Mund an Mund. Doch sie bleibt kalt und stumm. Ich sage mir, nun sind alle Türen zu. Es scheint tief in der Nacht.

Ich begegne in den Isaranlagen einem Mädchen, rothändig, mit großen Füßen, dürftig angezogen, kurzhaarig, im Nacken ausrasiert. Wir sitzen beieinander auf einer Bank und sie erzählt mir, sie heiße Elly und sei eben erst aus Stadelheim entlassen, wegen Gewerbsunzucht zum erstenmal bestraft. Sie ist ganz und gar ausgehungert, seit drei Wochen hat sie nur auf Stroh geschlafen.

Und ich breche in die Kniee, stammelnd, versuchend mich zu rechtfertigen: »Meine Eltern habe ich ins Grab gebracht, das weißt du . . . Wievielen Menschen ich sonst noch Schlimmes getan habe . . . Düsterweg . . . du weißt es . . . Meine dreizehnjährige Kusine . . . du weißt es . . . Habe ich nicht auch Annie Unrecht getan . . . Und die Dorka habe ich geschlagen . . . Und bei Elly geschlafen . . . Andre habe ich erschossen . . . Ich habe meine Frau erwürgt . . .« Das aber brülle ich Schaum um den Mund . . . Und ausatmend: »Nimm alle Schuld von mir . . .«

Da sie friert, lege ich mich auf sie und wir schlafen, Brust an Brust, Mund an Mund. Oft ist es, als ertöne unirdische Musik, die Erde sinkt, die Wände weiten sich, wir schweben. Ich erwache. Es ist Tag. Der Himmel ist ein blutiges Tuch. Elly schläft noch. Sie lächelt. Ich drücke ihr einen flüchtigen Kuß auf die Lippen, ich bemerke, wie ihr Körper entstellt ist, strotzend, aufgerissen, mißbraucht.