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Stirbt mein Mann vor mir, so soll meine Tochter die Aufzeichnungen ihrer Mutter lesen, sie wird daraus ersehen, wie viel ein Weib ertragen kann, ohne daß es seelisch zugrunde geht. Der Vollständigkeit halber will ich noch erwähnen, daß Bronja wieder in ihrer Heimat ist. Der Doktor hat ihr zweitausend Dollars gegeben, hat ihr ein Billett besorgt und sie auch nach dem Dampfer gebracht.

Kurz und gut, sie hat mir gedroht, wenn ich mich nicht bessere, käme ich nächste Woche ins Hafenviertel, an den Eastriver, da haben sie auch noch ein Haus. Bronja kennt es. Es sei fürchterlich dort. Heizer und Kohlenzieher, betrunkene Seeleute aus aller Herren Länder. Kein weißbezogenes Bett, schmutzige Schlafsofas und dazu an manchem Tage zwanzig Besucher. Krankheiten unausbleiblich.

Auf meine Bitte will er nach seiner Heimkehr einmal hin. Wenn die Bronja noch da ist und sie will heraus, soll er ihr behilflich sein. Ich habe Geld genug, und mein Mann gibt mir gern ein paar tausend Dollars, wenn ich ihn darum bitte, ohne zu fragen wofür. Nur meinen Namen darf der Doktor nicht nennen. Ich bin ganz allein im Wald.

Nur Bronja hält treu zu mir. Als ich ihr gestern meine Not klagte, lachte sie mich aus. »Du bist ein kleines Schafsagte sie. »Deine hoheitsvolle, unnahbare Miene und deine großartige Figur reizen die Männer. Freue dich! Denn, wenn eine keinen Anklang findet, ist es erst recht schlimm. Die schaffen sie dann fort in ein anderes Loch. Frei kommt sie deshalb doch nicht.

Ich glaube nicht mehr an ihn. Und wenn er so lange in Sing-Sing gewesen ist, dann ist es überhaupt ausgeschlossenArme Bronja. Den 4. Juli. Nun bin ich schon über vier Wochen in diesem Hause und bin heute zum ersten Male in der frischen Luft gewesen. Mit »Madame« zusammen. Wir haben im Automobil eine Ausfahrt gemacht, ganz weit hinaus nach Bronxpark.

Bronja lernte in ihrer Stellung einen reichen Herrn kennen und wurde dessen Freundin ein Wunder ist es ja nicht, denn sie ist eine Schönheit in ihrer Art. Als ihr Gönner ihrer eines Tages überdrüssig geworden war, verlor sie allen Halt und alle Selbstachtung.

Als er dann wieder freigekommen ist, sind die beiden nach Amerika gegangen, da der Mann nirgends wieder eine Stelle bekam. Bronja ging mit ihm. Sie hat ihn sehr geliebt! Das Kind sollte bei den Eltern bleiben, bis die beiden hier festen Fuß gefaßt hatten. Aber hier in Amerika ist es für solche verkrachten Existenzen auch schwer. Die beiden mußten sich trennen.

Sie geht mit ihm in eines der bekannten Häuser, wo sie sich ein Zimmer geben läßt, nachdem natürlich vorher fürchterlich getrunken worden war. In der Nacht ist dann dem Fremden seine ganze Barschaft gestohlen worden. Bronja sagt, sie habe es nicht getan, sie sei selbst viel zu betrunken gewesen. Der Fremde schlug aber Lärm, die Polizei kam ins Haus, und Bronja wurde verhaftet.

Wenn ich so dabei bliebe, sei ich mit zwanzig Jahren eine königliche Schönheit. Wenn ich dann nicht schon tot bin. Mir kommt es vor, als ob auch zuweilen verheiratete Frauen hierher kämen, und Bronja meint, das sei schon so. Das seien solche, denen es zu gut ginge, oder auch solche, die sich etwas Taschengeld nebenbei verdienten. Ich möchte sie an meine Stelle wünschen.

Ich habe mich nachher sattgeweint. Den 5. Juli. Gestern abend ist es toll hergegangen. Es war furchtbar voll, denn es ist nichts Seltenes, daß auch Herren mit fremden Mädchen kommen, ordentlich zechen und dann ein Zimmer nehmen. So auch gestern abend. Es waren sehr viele und auch sehr elegante Damen da. Aber Bronja sagt, ich steche alle aus.