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Aktualisiert: 3. Mai 2025


Einmal sah er Wulckow den Kopf ein wenig wenden und glaubte ihn schmunzeln zu sehen. Dann hatte der Hund genug von dem Spiel, er ging zum Herrn und ließ sich streicheln; und neben Wulckows Stuhl hingelagert, maß er mit kühnen Jägerblicken Diederich, der sich den Schweiß wischte. „Gemeines Vieh!“ dachte Diederichund plötzlich wallte es auf in ihm.

Diederich schlug sich auf die Brust. „Gott ist mein Zeuge, daß ich lieber noch heute die Bude zumache und mit den Meinen ins Elend hinausziehe, als daß ich einen einzigen Mann bei mir dulde, von dem ich weiß, er ist nicht kaisertreu.“ „Sehr brauchbare Gesinnung“, sagte Wulckow. Diederich sah ihn mit blauen Augen an. „Ich nehme nur gediente Leute, vierzig haben den Krieg mitgemacht.

Im Publikum bewirkte das ungebildete Betragen der Fabrikantenfamilie die freudigste Stimmung. Die Töchter Buck, Frau Cohn und Guste Daimchen, alle jubelten. Auch Wulckow ward aufmerksam; er sog sich das Fett von den Fingern und sagte: „Frieda, du bist fein ’raus, sie lachen.“ Wirklich blühte die Dichterin erstaunlich auf.

Das Zimmer war auf einmal erfüllt von Graus und Getöse. „Sie machen sich einer schweren Beamtenbeleidigung schuldig, Herr!“ schrie Wulckow, und Diederich, der hinter sich nach der Tür tastete, hatte nur Vermutungen darüber, wer ihm früher an der Kehle sitzen werde, der Hund oder der Präsident. Seine angstvoll irrenden Augen trafen das bleiche Gesicht, das von der Wand herab drohte und blitzte.

Wenn es bei uns auch so schnell ginge“, sagte ihr Gatte. „Na, also, Doktor, wie wollen Sie den Netzigern die Kandare anlegen?“ „Herr Präsident!“ Diederich drückte die Hand aufs Herz. „Netzig wird kaisertreu, dafür bürge ich Ihnen mit allem, was ich bin und habe!“ „Schön“, sagte Wulckow.

Schon bei seiner Aufnahme in den Kriegerverein hatte er eine Rede Seiner Majestät wiedergegeben, – und hatte er sie nur wiedergegeben? Darin kam ausdrücklich vor: „Ich räume die ganze Bude aus!“ Und nun sollte es geschehen, ganz so, als handelte er selbst. Es überlief ihn mystisch ... Wulckow sagte inzwischen: „Die Herren Eugen Richter und Konsorten passen uns nicht mehr.

Es war Frau von Wulckow, die Dichterin. Sie lächelte erregt und flüsterte: „Es geht gut, mein Stück gefällt. Sie kommen gerade rechtzeitig, Fräulein Heßling, gehen Sie nur und kleiden sich um.“ Ach ja! Emmi und Magda hatten erst im zweiten Akt zu tun. Auch Diederich hatte den Kopf verloren.

Hier waren wieder die Lieferanten nicht mehr zu halten. Selbstvergessen schwelgten sie im Idealenund auch Diederich war sich keiner weltlichen Hintergedanken mehr bewußt, nicht seines Paktes mit Wulckow, nicht seiner Verschwörung mit Napoleon Fischer, noch seiner dunkeln Absichten für die Stichwahl. Reine Begeisterung entführte seine Seele auf einen Flug, von dem ihr schwindelte.

Am Büfett fand man, seit dem Prozeß sei er noch mehr verfallen. „Er hätte Lauer lieber freigesprochen, die anderen Richter haben ihn überstimmt“, sagte Diederich. Doktor Scheffelweis meinte: „Nierensteine führen wohl schließlich zur Auflösung.“ Worauf Wulckow humoristisch: „Na, und im Reichstag sind wir seine Nierensteine.“ Der Bürgermeister lachte gefällig. Aber Diederich riß die Augen auf.

Diederichs ganzes Innere bäumte sich auf, in der Unbestechlichkeit seiner kaisertreuen Gesinnung. „Und woher weiß er es?“ dachte er mit zornigem Entsetzen. „Hat Wulckow mich verkauft? Sie glauben wohl alle schon, ich treibe doppeltes Spiel?“ Denn Kunze und die anderen waren ihm heute merklich abgekühlt erschienen; sie hielten es scheinbar nicht mehr für nötig, ihn einzuweihen in das, was vorging?

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