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Aktualisiert: 14. September 2025
»Ach, ja,« flüsterte die Liegende dankbar, dann hob sie den müden Blick zur Decke empor, auf welche die brennende Lampe ihren gelben Kreis warf, und drückte dem Physikus zum Schluß die Hand, »ich glaube es ja auch nicht,« sagte sie mit zuckenden Lippen, »nein, ich glaub’ es nicht – glaub’ es nicht.« Wilms trat ein. Sein Weib lächelte ihn an und bewegte die Lippen.
Dann klopfte er mit der Hand auf den Tisch. »Vorwärts, meine Herren, jetzt machen wir ein Skätchen; Karten hab’ ich bei mir, und Sie stecken die Lampe an, Wilms.«
Man stellte die Stühle um den Tisch. Zwei Mägde deckten frisches Linnen darüber, Wilms schob den Lehnstuhl der Kranken heran und brachte auch einen Sitz für Hedwig herbei. Wo sie nur bleiben mochte? »Ist denn das Fräulein noch in der Küche?« fragte er zum Schluß eine der Mägde. »Nein, Herr, das Fräulein is oben in ihr Zimmer.«
Wilms blieb stehen. »Nach Grimmen?« wiederholte er schwerfällig. »Geht denn – Hedwig zu meinem Schwiegervater zurück?« »Na, vermutlich doch; oder haben Sie sie hier nötig, Wilms?« »Ich?« Eine Unruhe befiel den starken Mann, er strich mit seiner Hand über die kurzgeschorenen Haare, dann äußerte er auffallend hart und abweisend: »Nein, ich nicht.« »Na, sehen Sie,« sagte der Physikus gemütlich.
Else konnte deutlich das Lachen und Schwatzen der Leute vernehmen. Nicht einmal eine Klingel war ihr zur Hand, mit der sie vielleicht hätte läuten können. Ganz verlassen – ohne jede fremde Hilfe. Sie begann sich zu ängstigen. Wilms könnte doch wirklich längst zurück sein. Das war doch rücksichtslos von ihm und namentlich ihr, der Verzärtelten, etwas völlig Ungewohntes.
Traurig ging er auf Wilms zu, der teilnahmslos in der Sofaecke saß, und drückte ihm schwermütig die Hand: »Gott hat Schweres über uns verhängt,« sagte er unsicher, »wir müssen uns aber in seinen Willen fügen, mein Sohn – ich hätt’ auch nicht geglaubt, daß ich das noch erleben würde.« Damit zog er ein weißes Taschentuch und weinte bitterlich hinein.
»Heting,« sagte Wilms an einem der nächsten Tage, als sie nach dem Kaffee in der Wohnstube zusammen saßen, »du bist ja so vornehm angezogen, willst du ausfahren?«
»Der Jude?« rief die Kranke und richtete sich auf. – »Sieh – sieh da,« stotterte sie und zeigte gerade aus, »da steht er vor dem Fenster – und guckt hinein, gerade auf mein Bett.« Entsetzt fiel sie zurück und zog die Decke hoch, so daß sie nicht mehr bemerken konnte, wie Rosenblüt mit allerlei Grimassen ihren Mann hinauswinkte. »Wilms, ich kann den Juden einmal nicht leiden – was hast du auch immer mit ihm.
Es ist ne große Freude für Sie. Na, grüßen Sie mir den Herrn Wilms – ich lass’ ihm gratulieren. – Gute Nacht, Fräulein Schröder.« »Ich danke Ihnen auch bestens,« sagte Hedwig und reichte ihm die Hand. Der Wagen rollte weiter. »E seltsam ruhiges Mädchen,« dachte der Händler, während er sich in die Kissen zurückdrückte. »Sie bleibt sich immer gleich – in Freud und Leid.«
»Guten Morgen, Hedwig, willst du mich nicht in die Kirche begleiten?« wiederholte der Landmann dringender. Ihm erschien der Kirchgang am ersten Feiertag als selbstverständlich. Hedwig schwieg, drehte an dem Reif, den er ihr gestern geschenkt, und lehnte dann seine Aufforderung mit kurzen Worten ab. »Du willst nicht?« stotterte Wilms, als wenn er es nicht glauben könne.
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