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Mancher hat sich wohl in jenen Tagen die bedeutungsvolle Frage vorgelegt: „Wie erklärt es sich, daß der Gegner in seinen rücksichtslosen politischen Forderungen uns gegenüber nichts nachließ, trotz seiner vielen militärischen Mißerfolge des Jahres 1917, trotz des Ausscheidens Rußlands als Machtfaktor aus dem Kriege, trotz der doch zweifellos tiefgreifenden Wirkung des Unterseebootkrieges und der dadurch geschaffenen Unsicherheit für einen Transport starker nordamerikanischer Kräfte auf den europäischen Kriegsschauplatz?

Wir waren uns alle nicht im Zweifel über die Schwere des Schrittes. Jedenfalls gab aber die Anwendung des Unterseebootkrieges mit seinen verlockenden Aussichten Heer und Heimat lange Zeit hindurch eine große moralische Stärkung für Fortführung des Landkrieges.

Der Wille, die ganze Schärfe des Unterseebootkrieges anzuwenden, um die Leiden der Heimat abzukürzen und das Heer in seinem ungeheueren Ringen zu entlasten, war schon vor meiner Übernahme der Obersten Heeresleitung vorhanden. In diesem mitleidlosen Kampfe gegen unsere wehrlose Heimat gilt nurAuge um Auge, Zahn um Zahn.“ Alles andere erscheint Erbarmungslosigkeit gegen das eigene Blut.

Die schwierigste Frage ist und bleibt: „Innerhalb welcher Zeitspanne wird der Erfolg des Unterseebootkrieges erreicht werden können?“ Der Admiralstab kann hierfür natürlich nur unbestimmte Angaben machen.

Unserem eigenen Friedensschritte folgte eine gleichgerichtete Bemühung des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika auf dem Fuße. Die Oberste Heeresleitung wurde vom Reichskanzler über die Anregungen, die er durch unseren Botschafter in den Vereinigten Staaten hatte ergehen lassen, unterrichtet. Ich selbst hielt den Präsidenten Wilson nicht geeignet für eine parteilose Vermittelung, konnte mich vielmehr des Gefühles nicht erwehren, daß der Präsident eine starke Hinneigung zu unseren Gegnern, und zwar in erster Linie zu England, hatte. Das war wohl die ganz natürliche Folgeerscheinung seiner angelsächsischen Herkunft. Ebenso wie Millionen meiner Landsleute konnte ich das bisherige Verhalten Wilsons nicht für parteilos halten, wenn es vielleicht auch dem Wortlaut der Neutralitätsbestimmungen nicht widersprach. In allen Fragen der Verletzung des Völkerrechtes ging der Präsident gegen England mit allen möglichen Rücksichten vor. Er ließ sich hierbei die schroffsten Abweisungen gefallen. In der Frage des Unterseebootkrieges dagegen, die doch nur unsere Gegenwirkung gegen die englischen Willküren war, zeigte Wilson die größte Empfindlichkeit und verstieg sich sofort zu Kriegsdrohungen. Deutschland gab seine Zustimmung zu dem Grundgedanken der Wilsonschen Anregung. Die Gegner äußerten sich Wilson gegenüber über Einzelheiten ihrer Forderungen, die im wesentlichen auf eine dauernde wirtschaftliche und politische Lähmung Deutschlands, auf eine Zertrümmerung

In welchen Zusammenhang wir die Führung des Unterseebootkrieges zu der gesamten kriegerischen und politischen Lage brachten, ergibt sich aus einer Zuschrift vom Ende September 1916 unsererseits an die Reichsleitung.

Das Ergebnis des Unterseebootkrieges übertraf nach den uns damals zukommenden Mitteilungen alle unsere Erwartungen. Seine Wirkungen mußten daher bald offen zutage treten. Trotzdem konnte ich mich mit diesem Vorschlag nicht befreunden.

Nach dem ersten Anschein liegt die Entscheidung darüber bei der Reichsleitung und beim Admiralstabe; doch ist auch die Oberste Heeresleitung stark davon berührt. Ist es doch klar, daß wir aus allgemein militärischen Gründen die Führung des Unterseebootkrieges wünschen müssen. Die Vorteile, die wir hieraus für unsere Landkriegführung erwarten können, sind mit den Händen zu greifen.

Angesichts des für uns verhängnisvollen Ausgangs des Krieges hat man die Erklärung des uneingeschränkten Unterseebootkrieges für ein Vabanquespiel halten zu müssen geglaubt. Damit versuchte man diesen unseren Entschluß politisch und militärisch wie auch moralisch herabzuwürdigen. Man übersieht bei diesem Urteil, daß nahezu alle entscheidenden Entschlüsse, und zwar nicht nur diejenigen im Kriege, ein schweres Risiko in sich tragen, ja, daß die Größe einer Tat hauptsächlich darin liegt und daran zu messen ist, daß ein hoher Einsatz gewagt wird. Wenn ein Feldherr auf dem Schlachtfelde seine letzten Reserven in den Kampf schickt, so tut er nichts anderes, als was sein Vaterland mit Recht von ihm fordert: Er nimmt die volle Verantwortung auf sich und beweist den Mut zum letzten entscheidenden Schritt, ohne den der Sieg nicht zu erringen wäre. Ein Führer, der es nicht auf sich nehmen kann oder will, die letzte Kraft an den Erfolg zu setzen, ist ein Verbrecher an dem eigenen Volk. Mißlingt ihm der Schlag, dann freilich wird er von dem Fluch und dem Hohn der Schwachen und Feiglinge getroffen. Das ist nun einmal das Schicksal des Soldaten. Es würde jeder Größe entbehren, wenn es nur auf sicheren Berechnungen sich gründen ließe, und wenn die Erringung des Lorbeers nicht abhängig wäre von dem Mute der Verantwortung. Diesen Mut heranzubilden, war Ziel unserer deutschen militärischen Erziehung. Sie konnte dabei hinweisen auf die größten Vorbilder in der eigenen Geschichte sowie auf die mächtigsten Taten unserer gefährlichsten Gegner. Gab es einen kühneren Einsatz der letzten Kraft, als ihn der große König bei Leuthen wagte und damit das Vaterland und seine Zukunft rettete? Hat man nicht auch den Entschluß Napoleons I. als richtig anerkannt, als er bei Belle Alliance seine letzten Bataillone an die Entscheidung setzte, um dann freilich, wie Clausewitz sagt, arm wie ein Bettler vom Schlachtfeld zu verschwinden? Wäre nicht ein Blücher dem Korsen gegenüber gewesen, der Korse hätte gesiegt, und die Weltgeschichte wäre wohl einen anderen Weg gegangen. Und auf der anderen Seite der viel umjubelte Marschall Vorwärts; wagte er nicht auch in dieser Entscheidungsschlacht das

Mochte die Marine auch noch so sehr drängen, so verlangten doch politische und militärische Rücksichten eine Verzögerung des Beginns des uneingeschränkten Unterseebootkrieges über den Herbst 1916 hinaus. Wir durften in der damals so hochgespannten Kriegslage keine neuen Gegner auf uns ziehen.