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Es sind prächtige Seldwyler Menschen darin, besonders die beiden Ehepaare Salander und Weidelich, und tragische Szenen, die das unverminderte künstlerische Vermögen des alten Meisters anzeigen, so namentlich die, wie die Weidelichs die Schande ihrer Söhne erfahren, und das Sterben der Mutter; und vieles über die Beschaffenheit eines Kunstwerks ließe sich daraus erlernen von dem, was überhaupt erlernbar ist –: das, was sich nicht gebieten läßt, den Odem des Lebens, hat der müde Dichter seinem letzten Werke nicht einblasen können.

Bisweilen machten sich die Seldwyler den Spaß, beide Bauern, ohne ihr Wissen, am gleichen Lose teilnehmen zu lassen, so daß beide die Hoffnung auf Unterdrückung und Vernichtung des andern auf ein und dasselbe Los setzten.

Aber eben durch alles das verändert sich das Wesen der Seldwyler; sie sehen, wie gesagt, schon aus wie andere Leute; es ereignet sich nichts mehr unter ihnen, was der beschaulichen Aufzeichnung würdig wäre, und es ist daher an der Zeit, in ihrer Vergangenheit und den guten lustigen Tagen der Stadt noch eine kleine Nachernte zu halten, welcher Tätigkeit die nachfolgenden weiteren fünf Erzählungen ihr Dasein verdanken.

So wetterwendisch nämlich sonst die Seldwyler in ihren politischen Stimmungen waren, so beharrlich blieben sie in der Teilnahme an allem Freischaren- und Zuzügerwesen, und wenn irgendwo in der Nachbarschaft es galt, gewaltsam ein widerstehendes Regiment zu sprengen, eine schwache Mehrheit einzuschüchtern oder einer trotzigen ungefügigen Minderheit bewaffnet beizuspringen, so zog jedesmal, mochte nun die herrschende Stimmung sein, welche sie wollte, von Seldwyla ein Trupp bewaffneter Leute aus, nach dem aufgeregten Punkte hin, bald bei Nacht und Nebel auf Seitenwegen, bald am hellen Tage auf offener Landstraße, je nachdem ihnen die Luft sicher schien.

Sie sangen, da sie nichts anderes konnten, einen lateinischen Psalm um den anderen zwischen die Zechlieder der Seldwyler und endeten höchst leichtsinnig damit, daß sie diese dringend einluden, ihrer Stadt mit ihren Frauen und Töchtern einen Gegenbesuch zu machen, und ihnen den freundlichsten Empfang versprachen.

Doch ging Wenzel ohne Umsehen hindurch mit seiner Braut, und nachdem sie in ihren Gemächern verschwunden war, begab er sich in den Wilden Mann, ein anderes gutes Gasthaus, und schritt stolz durch die dort ebenfalls noch hausenden Seldwyler hindurch in ein Zimmer, das er begehrte, und überließ sie ihren erstaunten Beratungen, über welchen sie sich das grimmigste Kopfweh anzutrinken genötigt waren.

Die Gesellschaft des Herren Grafen fand dies Benehmen schicklich und ihre Überraschung verwandelte sich in Heiterkeit und beifälliges Lächeln über die unverwüstliche Laune der Seldwyler; nur der Graf selbst hegte gar dunkle Empfindungen, die ihm nicht behagten, obgleich er in der jetzigen Voreingenommenheit seiner Seele keinen bestimmten Argwohn verspürte und nicht einmal bemerkt hatte, woher die Leute gekommen waren.

Er war bis jetzt kaum einmal dort gewesen und wurde von den Verwandten und Freunden seiner Mutter um so freundlicher aufgenommen, als sie großes Wohlgefallen an dem hübschen Jüngling fanden und er zudem eine Art Merkwürdigkeit war als ein wohlgeratener, fester und nicht prahlerischer Seldwyler.

Es ist scherzhaft zu beachten, was für einen Ehrenplatz der »goldfarbene Löwe« in Kellers Werken einnimmt; häufiger noch als bei E. T. A. Hoffmann die gemütlichen Punschbereitungen sind bei Keller die Gelegenheiten, wo schönfarbiger Wein gereicht wird, und nicht genug, daß sich die Wackern am Guten erfreuen, kennzeichnen die Schlechten ihre Verachtungswürdigkeit dadurch, daß sie sauren und wohlfeilen trinken, wie der Seldwyler Viggi Störteler mit seinen Genossen, die noch dazu den »Schwefelwein« nicht vertragen können und große Abschwächung und Übelkeit davontragen.

Von dem alten Schlachtendichter Scherenberg, mit dem er in Berlin verkehrte, sagt er, er sei »ein Genie, aber ein alter, unwissender Hanswurst, der den Mangel an Selbstbeaufsichtigungs- und Bildungsfähigkeit durch allerhand Charlatanerie zu verdecken suchtNicht minder hart urteilt er über die »Gedankenlosigkeit und Faulheit« seiner Jugend und die Erzeugnisse der »unwissenden Lümmelzeit«. Der Grüne Heinrich in seiner ersten Form und die erste von den Seldwyler Novellen, Pankraz der Schmoller, sind noch mehr Schöpfungen eines genialen Dranges als eines göttlichen Geistes, der, wenn er es Licht werden läßt, schon jedes Teilchen der Welt kennt, die darin spielen soll.