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Aktualisiert: 1. Juni 2025
C. F. Meyer schrieb nach Kellers Tode, daß ihm an dem verstorbenen Dichter nichts so ergreifend erschienen sei, wie sein Verhalten zu seinem Volke, über dem er wie ein guter Geist gewaltet habe, zürnend, warnend, lobend, zurechtweisend nach Bedarf.
Jedes große, befreiende Buch muß ein Buch der Erlösung und der Wiedergeburt sein. Dies ist ein Buch von der Erlösung der Frauen, »die alten sinnlichen Vorurteilen zu mißtrauen beginnen, die ihr Schicksal, ihr Frauenschicksal erleben und nicht länger leibeigen sein wollen«. – Seit dem »Grünen Heinrich« Kellers ist in deutscher Sprache kein so interessanter und tiefsinniger Roman erschienen.
Der kleine Gottfried war ein Bursche, wie es wohl manch einen in Zürich gibt: schweigsam und trotzig bei innerlicher Regsamkeit und Zärtlichkeit, lernbegierig trotz träumerischer Faulheit, zugleich ehrlich und listig, trocken und phantastisch, fest in seiner krausen Eigenart steckend. Über dieser drolligen Mischung herrschte ein mächtiger Intellekt, der sich langsam der Erscheinungen bemächtigte, die ihn umgaben, um schließlich die Welt zu umfassen. Gab es einen Riß in Gottfried Kellers Wesen, so bestand er in diesem Übermaß des Intellektes, dem ein gleich starker, auf das tätige Leben gerichteter Wille nicht entsprach, was sich in seinem
Als ich mich umwende, wer steht hinter mir? – – – Der Handwerksbursche! Er packte mich und schrie: »Hab ich dich bei deinem schändlichen Treiben erwischt? Jetzt bist du mir verfallen.« Er wuchs und wuchs, bis er an die Decke des Kellers stieß, seine Augen glühten und sprühten Flammen. Dann stampfte er mit dem Fuße auf die Erde und wir sanken tausend Klafter tief, grad in die Hölle.
Die bekannte Weltbejahung Gottfried Kellers hängt zusammen oder ist eigentlich eins mit seiner Frömmigkeit, die an die Vernunft des Weltganzen glaubt und weiß, »daß eher ein Berg einstürzt, als ein Menschenwesen ohne angemessene Schuld zugrunde geht«; mit dem daraus entspringenden Freiheits- und Verantwortlichkeitsgefühl, mittätig in der großen Lebenswelt zu sein, und schließlich mit der Lust an der schönen Erscheinung, ohne die keiner Künstler sein kann.
Kellers Sprache überhaupt, das eigentliche Mittel seiner Kunst, hat nicht nur den unnachahmlichen Reiz der Eigenart, sondern ist auch schön und musterhaft, insofern sie sich ihre Gesetze geschaffen hat, die für jedermann gelten.
Fast alle Werke Kellers – mit Ausnahme der Züricher Novellen – sind in den Zürcher und Berliner Jahren 1846-56 »ausgeheckt« worden, so daß er an den Sieben Legenden, die 1872, und an den Novellen des Sinngedichtes, die 1880 erschienen, hauptsächlich nur noch die Arbeit des Kunstverstandes zu besorgen hatte. Einzig Martin Salander ist ganz und gar ein Werk des Alters.
Hier hat nun auch der Verstand seine Stelle, der das Wesen der Dinge mit dem Wesen der Worte in Einklang zu setzen, den Wert eines Gefühles und den eines Satzgefüges aneinander abzuwägen weiß. Der Wahrhaftigkeit in Kellers Geiste vor allem verdanken wir es, daß seine Sprache nirgendwo gespreizt oder kokett, immer einfach, sachlich, durchgefühlt und durchgedacht und auf diesem Grunde schön ist.
So sind viele von Kellers Gedichten; sie überraschen einen immer wieder durch neue Aussichten, sie fassen nämlich ihren Gegenstand gerade im Mittelpunkte, sind so rein und wesentlich empfunden, daß der, welcher einen Augenblick darin lebt, immer, er blicke nach welcher Richtung er wolle, einen Ruhepunkt, einen Widerhall, ein Genügen für seine Seele finden muß.
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