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Aktualisiert: 1. Juni 2025
In dem Gedicht vom alten Bettler scheint mir Kellers Vaterlandsliebe vollkommen zum Ausdruck gebracht zu sein; zugleich seine unzerstörbare Kindestreue und die göttliche Ferne und Uneigennützigkeit seines großen Herzens.
Aus Kellers kurzen Briefen spricht Höflichkeit und der Wunsch, gerecht zu sein und nicht zu verletzen, zugleich aber auch eine gewisse Ungeduld, die er, wie mir scheint, lebhaft empfand, wenn jemand nicht ganz und gar er selbst zu sein entweder wagte oder sich begnügte. Besonders liebenswert erscheint Keller in seinen Beziehungen zu den Frauen.
Seine Eltern stellten Gegensätze dar, wie sie bei den meisten Dichtereltern umgekehrt verteilt sind, wo die Mutter gegenüber dem strengen, charaktervollen Vater ein poetisch-religiöses Gefühlselement zu vertreten pflegt; womit aber nicht gesagt sein soll, daß es Kellers Vater an Ernst und Charakterstärke oder seiner Mutter an Empfindung gefehlt hätte.
Darin haben wir ein Beispiel für das Verhältnis von Phantasie und Wirklichkeit in Kellers Dichtungen. Bei seiner Achtung vor der Wirklichkeit und Abneigung gegen das Gemachte, begann er damit, Selbsterlebtes darzustellen und betonte einmal mit Nachdruck, fast als sei das Gegenteil eine Schande, daß er es immer so halten werde.
Böcklin, der längere Stellen aus Kellers Prosa auswendig kannte, schätzte an diesem besonders die Anschaulichkeit der Darstellung und die Feinheit und Schärfe der Beobachtung. Er hat sich des alternden Dichters mit rührender Sorgfalt angenommen, er fuhr mit ihm aus und geleitete ihn sorgsam nach Hause.
Es war Kellers Bestreben, diesen Prozeß, nämlich das Ausscheiden des Unwesentlichen vom Wesentlichen, gewissermaßen des Verweslichen vom Unverweslichen, fortwährend zu verfeinern, bis er pures Gold in schlichter, aber edelster Form gebildet hatte.
Die Worte Kellers: „Schauen wir der Iris Bogen, wenn der hellste Himmel blaut“, passen auf keine Epoche Böcklins so gut wie auf die Zürcher Zeit. Der Meister liebte die Farben des Zürcher Sees und der neue Wohnort war sicher von Einfluß auf sein Kolorit. Es sind auch die Motive einiger gefeierter Bilder in der Umgebung seines Wohnsitzes festgestellt worden.
Übrigens lobte Keller seinen Hang zum Weintrinken im Ernste selbst nicht und gab sich ihm auch nicht in so maßloser Weise hin, daß er dadurch sein Leben und seine Lebensarbeit geschädigt hätte. Kellers Beschaffenheit, die ich eben mit einigen Strichen zu umschreiben versuchte, spiegelte sich wieder in seiner Weltanschauung und in seinem praktischen Verhalten, das mit dieser übereinstimmte.
Es ist den Werken Gottfried Kellers zugute gekommen, daß er sich im Leben an nicht nur liebreizende, sondern auch feste und tüchtige »Personen« hielt. Was Keller an den Frauen nicht liebte, sieht man an einer Gestalt wie Züs Bünzlin, mit der er, wie er gelegentlich bekennt, ohne Absicht manche Erscheinung der ästhetischen Berliner Kreise getroffen hat.
Es soll nun selbstverständlich nicht gesagt sein, Verstand und Absicht für sich allein wären imstande, ein Kunstwerk hervorzubringen, und am allerwenigsten, das wäre Kellers Fall gewesen; aber wie es aus dem Unbewußten vom Bewußtsein erzeugt werden soll, das läßt sich an seinem Muster studieren. Er trägt sein Geschöpf wie eine Mutter ihr Kind ohne Ungeduld, ohne sein Traumweben zu stören, speist es mit allen Zuflüssen, die sein Geist mit oder ohne Willen aufnimmt, ja manchmal verpaßt er sogar die Stunde, wo es lebendig ans Licht hätte kommen können. Es wurzelt mit ihm in dunkler Erde und treibt mit ihm die Krone ins grüne Licht. Nichts war Keller mehr zuwider als das ohnmächtige Betasten und Zerfasern des Gegenstandes, das »Grübeln über die Mache«, das er an Grillparzer und Otto Ludwig tadelt, da doch das einzig richtige sei, unbefangen etwas zu machen; wobei er als selbstverständlich voraussetzt, daß das Wissen, wie etwas zu machen sei, vom Künstler bereits erworben und ihm Natur geworden sei.
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