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Aktualisiert: 23. Juni 2025
Onne schaute vor sich hin, ihre grauweißen Haarsträhnen zogen sich arm an den faltigen Schläfen hin und an den hohlen Wangen nieder, die die Farbe welken Laubs hatten und unzählige Fältchen und Risse. »Gerom,« sagte sie, »das ist wohl wahr, aber wer die Kraft hat, die Natur zu ertragen, dem kommt keine Gefahr mehr von den Menschen.«
Im Weiterschreiten wurde Gerom weicher ums Herz, denn es gesellte sich seinen Empfindungen die Erhobenheit hinzu, die Menschen bewegt, die sich auf der Reise befinden. Angelika begleitete ihn. Ich wünsche, daß Gott dich möchte in Frieden halten nach der Unruhe deines Lebens, dachte er.
Ihr Gesicht war ernst, und sie lächelte kaum, aber es war Gerom ums Herz, als ergriffe sie mit ihren beiden Armen den großen Frühling und schüttete ihn über sein Haupt. Rasch schritt er hinweg, und sein Fuß stampfte schwer im feuchten Grund. Er riß ein paar blühende Weidenzweige ab und nahm sie mit.
Fridlin sagte beinahe leise, aber böse und entschieden: »Laß den Bock und die Büchse, wo sie liegen, und geh du.« Gerom verstand nur so viel, daß dieser Bursche, der Anje nachstellte und dem er sein Haus verwiesen hatte, ihm kraft seines Amtes zu drohn wagte.
Sie hatte zuweilen den Versuch gemacht, Anje mit unter Menschen zu nehmen, aber Gerom wollte es nicht, und als sie das Kind einmal heimlich zu überreden trachtete, stieß sie auf Widerstand. Da ergab sich die kluge alte Frau und überließ Anje dem Walten der großen Wälder, dem beständigen Wechsel der Jahreszeiten, dem geduldigen Land und den himmlischen Botschaften des Windes. Drittes Kapitel
Was er beim Förster, seinem Dienstherrn, gehört hatte, war ihm bedeutungsvoller. Gerom wilderte. Er stand schon seit lange im Verdacht, und wenn Fridlin bisher nicht darüber unterrichtet worden war, so war es mit Vorbedacht unterblieben, da der Alte den unbesonnenen Eifer des Burschen mißachtete.
Nur die schwarzen Tannen aus dem Garten, die gealterten Wahrzeichen der Ansiedlung, sahen ihn ehrfurchtgebietend an, und in der Spitze der Pappel bewegten sich die Blätter, in ihnen erhob sich der Morgenwind vor Tagesgraun. Gerom sah das Fenster an, aus dem sich einst Angelika gebeugt hatte, um ihn zu begrüßen, wenn er von den Feldern heimkehrte.
»Was soll geschehn sein?«, fragte Gerom düster und schaute auf das dichte Moos des Waldbodens, er atmete schwer, aber er stellte die Frage nicht, die sein Gemüt zerdrückte. Onnes welkes, altes Herz wärmte sich in der Glut dieser Liebe, denn obgleich sie längst begriffen hatte, was Gerom in den Wald trieb, sagte sie ihm noch nicht, wo sein Kind war.
Onne hatte ihr wunderbarerweise vom ersten Augenblick an Vertrauen eingeflößt, und die Zuneigung war im Laufe der Jahre zu einer großen Liebe geworden. Onne verstand das einsame und scheinbar verwilderte Kind, dem niemand Liebe erwies, denn Gerom verbarg sein Herz bis zur Schwermut.
Er machte ein paar Schritte, zögerte und sah den Beiden nach, die bald zwischen den Baumstämmen verschwunden waren. Die braunen Augen unter den Stirnfalten sahen Anje nach, solange er noch eine Bewegung in der Ferne wahrnahm, dann kehrte er um, legte sich neben Gerom auf den Boden, den großen Kopf auf den Vorderfüßen, und schloß die Augen.
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