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Es kam jenes Gefühl hinzu, das alle Herzen im Lande bewegte, soweit Gerom und sein Schicksal bekannt waren, daß dem Manne vom Leben bitteres Unrecht geschehen sei und daß er freiwillig eine Strafe, über die menschliche Gerechtigkeit hinaus, zu verbüßen schien. Siebentes Kapitel

Er legte die große Hand, die einst Angelika geschirmt und getragen hatte, die später ihren Geliebten erwürgt und die viel später auf Anjes Haar geruht hatte, auf die Wunde seiner lebendigen Brust und ließ den Tod herannahn, wie er wollte. Fridlin beugte sich in fassungslosem Entsetzen vor. Nun, da Gerom dem Tod sein Recht ließ, begriff er, daß er ihn heraufbeschworen hatte und daß er selbst lebte.

Gerom sah sie an. »Mütterchen ...« sagte er langsam, aber dann erschrak er über den weichen Klang seiner Stimme und schwieg, und da Onne sich darauf verstand, woher ein Wort kam und wieviel es bedeutete, begnügte sie sich mit dieser Antwort und dachte in ihrem Sinn: Mit Gerom läßt sich leben.

Er würde wohl auf seine finstre und überlegene Art gelächelt haben, wenn Onne ihm erzählt hätte, Anje sei das eigenwilligste und trotzigste Kind, daß sich denken ließe. Aber die Alte hütete sich wohl, auch wollte Gerom von niemandem etwas über sein Kind hören. Sie begriff das Verlangen nach Liebe, das in dem kleinen Herzen Anjes brannte, und schirmte es heimlich auf ihre Art.

Unter den Bäumen, an die er stieß, schrie er: »Das Anjekind ist an dem Unheil schuld, das Anjekind ...« Gerom vernahm nichts von diesen Worten, er wurde sich nach einer Weile, bevor seine Sinne sich ganz umdunkelten, dessen bewußt, daß er nun allein war, und daß er nicht mehr die Kräfte hatte, um sich heimschleppen zu können.

Oft vergingen Monate, und Gerom litt mit ihr unter der aufreibenden Qual ihrer Erwartung, über die niemand sprach. Die schmerzliche Erlösung, die endlich ein kurzer Brief brachte, zerteilte Geroms dunkles Herzensreich in zwei Teile, er schritt umher wie ein fröhlicher Kranker.

Ein kindliches Bedauern war der einzige Ausdruck, der verriet, daß sie ihn hörte, aber er gab keine Gewißheit ihrer Teilnahme. Ein Schwindel seiner Ohnmacht überwältigte Fridlin, und er schlug die Hände vor sein Gesicht. »So ist es Gerom, dein Vater ...«, schrie er plötzlich heiser und reckte sich auf, mit schwerem Atem, aber Anje war fort, und das Haus lag ruhig im Mondschein.

Ich werde sie schlagen, dachte er, ich werde sie so schlagen, als wollte ich mit der Faust bis ans Herz dringen. »O, höre mich an, sieh mich an, Gerom, ich habe nicht gewußt, was ich getan hab'.« Gott weiß es, warum sie es getan hat, dachte er. Sie ist ein Weib, Gott weiß es ...