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Aktualisiert: 23. Juni 2025
Es war Vinzenz Gerom, der dort auf seinem Hof stand, und an diesem Morgen lernte Angelika ihn kennen. Er soll auf sie zugetreten sein, als er sie erblickt hatte, mit einer ganz eigenen Bestimmtheit. Er ergriff ihre Hand zur Begrüßung, ohne zu lächeln, mit einem harten, beinahe verstockten Griff, und hielt sie fest.
Sie war keineswegs schwach und hilflos, wie er sie nannte, sondern, obgleich von zarten Gliedern, ein gesundes Kind von blühender Kraft, aber Gerom verachtete die Menschen und ihr Handeln, das er betört und armselig nannte, und gönnte ihnen in ihrem Tun nicht die kleinste Gemeinsamkeit mit seinem Kind.
Aus der Brust des Toten starrte der Knauf eines Jagdmessers, der aus Hirschhorn geschnitzt war, und rätselhaft zärtlich ruhte die erkaltete Hand daneben, wie die blutlosen Hände der Märtyrer in Verzücktheit das erleuchtete Herz der Brust zu schützen scheinen. Dem Toten gegenüber erkannte er die derbe Gestalt des Einsiedlers Gerom an dem großen grauen Bart, der die halbe Brust verdeckte.
Wie Anje in der Einöde heranwuchs, wußte sich niemand recht zu erklären, hätte die alte Onne, die am Waldrand des Moors lebte, sich nicht zuweilen des Kindes angenommen, so wäre die kleine Menschenblüte vielleicht in der rauhen Traurigkeit verkümmert, in die Gerom sein düsteres Dasein hüllte.
»Ach,« antwortete er ihrem Geständnis mit seinem klugen und traurigen Lächeln, »ein Kind trägst du von ihm, von ihm trägst du ein Kind, Anje ...« »Wenn ich ein Kind von dir geboren hätte,« sagte sie fest, »so würde ich um des Kindes willen die Kraft gehabt haben, bei Gerom zu bleiben. Ich wäre nicht über die Felder gelaufen ...«
Über dem einsamen Haus und seinen Menschen herrschte die traurige Ratlosigkeit in allen Räumen, die der Tod nach seinen unbeschreiblichen Besuchen zurückläßt. So erhob sich Gerom unruhig in der Nacht und erstieg die Treppe zu Anjes Schlafkammer. Auf halbem Wege glaubte er Schritte zu hören, die zu verstummen schienen, sobald die seinen erklangen.
Er nickte: »Ja, geh heim.« Und dann sagte er zu Gerom: »Wir wollen hinausgehn, wir können ja draußen reden, wenn Sie wollen.« Er schritt ruhig voran, und der andere folgte ihm wie ein breiter, bedrohlicher Schatten. Angelika langte in Geroms Hof an, als es längst Nacht war. Eine alte Magd war vor dem Kamin eingeschlafen, in dem in diesen Spätsommernächten schon Holzscheite glommen.
Als er nach Gerom fragte, lachte sie ihn an, drückte sich noch mehr zusammen, als die Jahre sie ohnehin eingepreßt hatten, und öffnete ihren Mund, so daß ihr einer schöner Zahn, auf den sie sehr stolz war, aus den dunklen Landschaften ihrer Kiefern funkelte. Er solle nicht gehn, so viel ließ sich verstehn.
In Gorching war Anjes Vater, der Jakob Vinzenz Gerom hieß, trotz seiner Jugend einer der angesehensten Bauern. Nicht allein sein Hof war einer der einträglichsten, sondern seine alteingesessene Familie war geachtet und reich.
Sie hatte einen beliebigen kleinen Zettel für diese Worte genommen; einen Augenblick überkam Gerom eine Regung von Erbarmen, und zugleich wurde ihm schmerzlich klar, daß dies der erste und zugleich der letzte Brief war, den er von seinem Weibe erhalten hatte. Der Brief enthielt folgende Worte: An Vinzenz Gerom. Ich muß sterben.
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