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Aktualisiert: 12. Mai 2025
»Anjekind ...«, sagte sie, legte ihre welken Hände ineinander und sah in die lautlose Natur, als habe sie sich an ihre Herrlichkeit gewandt. Fridlin litt nach einer Weile unter Onnes Schweigen; als er forschend auf sie hinblickte, von der Stille geängstigt, erschien sie ihm greisenhafter als zuvor und abgekehrt von allem, was sie zusammengeführt hatte.
Im Gebüsch kam ein Vogel an; er ließ sich nieder, flog aber sogleich wieder davon, als habe das tote Waldtier ihn erschreckt, das Reis der Himbeere schwankte leicht von seiner Berührung, und ins Gras fielen Tropfen. Als Gerom von seiner Hantierung einen Augenblick aufschaute, sah er auf dem Pfad im Morgennebel Fridlin stehn.
Da erhob sich Fridlin und sah sich um, er wußte nur ungewiß, wo er sich befand, die ebene Landschaft hatte nur geringe Merkmale, nach denen man sich richten konnte. Nach einer Weile stieß er auf die alte Dachenauische Fahrstraße nach Gorching und traf Onne unter den Tannen; sie musterte ihn aufmerksam, gedankenlos blieb er neben ihr stehn.
Aber dann riß ihn ein wütender Lebenswille zusammen, und er raffte sich steil auf die Knie empor, ließ sein Blut aus dem Mund rinnen, wie es wollte, und hob die Jagdbüchse gegen Fridlin. Der junge Mensch war mit zwei raschen Schritten hinzugesprungen und stand nun dicht vor dem tödlich verwundeten Mann.
Anfänglich klang nur seine Stimme, aufgeregt und abgerissen, als müßte er um jedes Wort kämpfen, dann sprach ihr Vater, und Fridlin schwieg, eingeschüchtert durch die derbe, harte Antwort. Sie sah ihn hinausstürmen durch den Wald und wußte, daß er nicht wieder zu ihrem Vater kommen würde. Am Abend sah ihr Vater sie an.
Das Mißgeschick des Pfarrers hatte sie erst in Gorching erfahren, in dem Aberglauben, dem er hatte begegnen wollen, war seine Gemeinde durch sein Erlebnis aufs neue bestärkt worden. Nun sagte sie unvermittelt zu Fridlin: »Schlag dir das Anjekind aus dem Sinn.« Fridlin fuhr erschrocken auf, denn die Stimme knarrte fast böse, und ihm war eben noch zu Sinn gewesen, als ob sie ihn tröstete.
Er legte die große Hand, die einst Angelika geschirmt und getragen hatte, die später ihren Geliebten erwürgt und die viel später auf Anjes Haar geruht hatte, auf die Wunde seiner lebendigen Brust und ließ den Tod herannahn, wie er wollte. Fridlin beugte sich in fassungslosem Entsetzen vor. Nun, da Gerom dem Tod sein Recht ließ, begriff er, daß er ihn heraufbeschworen hatte und daß er selbst lebte.
Aber der Pfarrer wich ihm aus, er lenkte das Gespräch ab, als befürchtete er, daß es galt, ihn selbst zu erforschen, denn er gedachte seines eigenen Mißgeschicks in der Einöde. Endlich riet er Fridlin, sich Gedanken aus dem Kopf zu schlagen, die nicht von Vernunft geleitet und nicht redlich seien. Der Morgen nahte über der Ebene.
Fridlin hatte sich am Waldrand auf einen gesunkenen Föhrenstamm gesetzt. »Das geht nicht mehr,« antwortete er laut der Stimme seiner Erinnerung, »wohin ich mich schlage, Förster, ich muß durch die Einöde gehn, um Anje zu Gesicht zu bekommen. Soll ich hier zugrunde gehn, so mag es geschehn, draußen sterb' ich gewißlich dahin.«
Was er beim Förster, seinem Dienstherrn, gehört hatte, war ihm bedeutungsvoller. Gerom wilderte. Er stand schon seit lange im Verdacht, und wenn Fridlin bisher nicht darüber unterrichtet worden war, so war es mit Vorbedacht unterblieben, da der Alte den unbesonnenen Eifer des Burschen mißachtete.
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