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Aktualisiert: 21. Mai 2025
Der Pfarrer erinnerte sich Onnes Gefährts, diesen Weg mußte sie gekommen sein, und er beschloß ihm nachzugehn. Die Sonne, die nun verhangen war, hatte ihren Höhepunkt am Himmel erreicht, so daß es gegen Mittag sein mochte. Geroms Ansiedlung lag eine Stunde vom Weg entfernt, und der Pfarrer hoffte, sie in diesem Zeitraum erreichen zu können.
Er forschte in diesen Zügen, deren reines Licht von so großer Unschuld erstrahlte, daß ihn eine glückhafte Schwäche befiel, die das Herz eigensinnig zu unerreichbaren Gütern überredete. Er fühlte sich schuldig, weil er ihr kein Trostwort gesagt hatte wegen Onnes Tod, aber er brachte dererlei nicht über sich; war es nicht Tröstung genug, daß sie beide den gleichen Schmerz ertragen mußten?
Ihr Vater war fort, in seiner Stube lag auf dem Bett Onne aufgebahrt und hielt in den zusammengelegten Händen kleine Blumen, die emporstanden, als ob sie eingepflanzt seien. Die Fenster waren weit geöffnet und draußen zog die Nacht vorüber. Anje setzte sich auf einen Stuhl neben das Totenbett. Der Mond schien auf Onnes geschlossene Lider, die sehr tief in das Gesicht eingesunken waren.
Sein Trotz erstickte ihm, als er Onne ansah, er fragte sie nur schüchtern, ob Anje mit ihr über ihn gesprochen hätte. Onnes welke Hand mit den dünnen braunen Fingern wischte seine Worte aus der Morgenluft, sie blinzelte in die rote Sonne hinein. »Söhnchen,« sagte sie, »mein Söhnchen, heb dir dein Leben auf. Was soll denn das Anjekind gesagt haben?
Anje schlief an diesem Morgen noch in Onnes Hütte im Laub am Herd, und Hirte ging durch die Büsche vor dem Haus und betrachtete die Beeren der Ebereschen, die wie ein roter Schatten rings um die Stämme herum auf dem Boden lagen.
Die Traulichkeit des gesicherten Wohnraums ängstigte sie, und oft, wenn sie des Abends von Onnes Haus heimkehrte und den rötlichen Lichtschein des Fensters durch den bläulichen Schnee schimmern sah, war ihr zumut, als müßte sie umkehren, um den Tieren der verlassenen Wildnis nah zu sein, und doch tat sie nichts zu deren Schutz oder Ernährung.
Seine Lippen verzog ein höhnisches Lächeln, und sein versunkener Blick war scheu und zornig. Er schritt immer hart an den Straßenbirken dahin und berührte die eine oder andere mit seiner Hand, als ob er sie befragte. Einmal fand er Onnes Wagenspuren im feuchten Erdreich am Grabenhang und lächelte spärlich. Es begegnete ihm niemand, bis er vor seinem Hof anlangte.
»Anjekind ...«, sagte sie, legte ihre welken Hände ineinander und sah in die lautlose Natur, als habe sie sich an ihre Herrlichkeit gewandt. Fridlin litt nach einer Weile unter Onnes Schweigen; als er forschend auf sie hinblickte, von der Stille geängstigt, erschien sie ihm greisenhafter als zuvor und abgekehrt von allem, was sie zusammengeführt hatte.
»Onne,« flüsterte die kleine Anje; ihr war, als müßte sie Einhalt gebieten, was konnte nicht geschehn, wenn man sich so tief in die Truhe wagte, als es die Alte tat, die ihre beiden Hände bis auf den Grund der Schätze hinabgewühlt hatte. Da bog sich Onnes braunes Gesicht über den Truhenrand nach ihr zurück, und sie sah, daß es unter den grauen Strähnen lächelte. Das Kind atmete auf.
Der Waldpfad wand sich durch Dickicht und über Sümpfe dahin, zuweilen hart am Rand eines Flusses durchs Schilf, dies mußte der Gurdelbach sein. Onnes Behausung lag schon hinter ihm, sie war ihm entgangen, wie den meisten, die das Moor betraten, ehe der Herbst es gelichtet hatte. Dem Schreitenden war zumut, als dränge er mehr und mehr in die Bereiche einer ganz neuen Welt vor.
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