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"Nein, wer ist das?" fragte Hermann zurück. "Der schöne Wilhelm, Wilhelm Beuthien, unser Beuthien, den kennen Sie doch. Sehen Sie, da steht er ja", gab Mimi Auskunft. Sie zeigte ungeniert mit der Hand nach dem Pfeiler in der Nähe des Saaleingangs. "Ach", rief Hermann. "Gewiß, das ist also der schöne Wilhelm? Na, jeder nach seinem Gusto. Die Damen müssen's wissen."

In Tetjes Wirtschaftskeller hatte der Zitherverein "Alpenveilchen" sein Klubzimmer. Das Stiftungsfest dieses Vereins stand bevor, und nichts war leichter, als durch Tetje Einladungskarten für Beuthien und die Wittfoth zu erlangen.

Aus diesem Kampf um seine Anerkennung erwuchs ihr Interesse für ihn zu einer fast krankhaften Leidenschaft. Fuhr er aus, er mußte immer an ihrem Hause vorbei, war sie gewiß am Fenster. Sie lauerte ihm förmlich auf. Der junge Beuthien war begehrliche Blicke gewohnt. Er wußte bald, wie er mit Fräulein Lulu Behn daran war. Aber er hatte auch seinen Stolz. Sie gefiehl ihm wohl.

Gesang und allerlei Neckereien würzten die Unterhaltung, und schon unterwegs wurden Beuthien und Frau Caroline im Scherz als das behandelt, was als ernstes Ziel ihm wenigstens dann und wann mit beängstigender Deutlichkeit vor Augen schwebte. Der Endpunkt der Fahrt war eine hinter Wandsbek gelegene Waldwirtschaft.

Am Abend fragte sie die Schwester leise, im Vorübergehen: "Paula, ist es wirklich wahr, mit Beuthien?" "Was denn?" "Ach Du weißt ja, was ich meine." "Ich lüg nicht so wie Du." Zu jeder andern Zeit wäre Paulas Frechheit nicht ohne Erwiderung geblieben. Diesmal hörte Lulu sie kaum.

Heute aber fuhr sie mit der Gewißheit des ihr Bevorstehenden durch die bunte Menge nach Horn hinaus, in der Stimmung eines Verbrechers, der nach dem Schauplatz seiner That geführt wird. Wie meisterlich sich Beuthien beherrschte. Nicht einmal errötet war er, als Lulu mit leichtem Neigen des Kopfes an ihm vorbei in den Wagen stieg.

Lulu, die leidenschaftlich gerne tanzte, beneidete im Stillen jedes Mädchen, das am Arm seines Liebhabers lachend und ungeduldig dem über alles geliebten Walzer entgegeneilte. Nun fuhr auch noch der junge Beuthien mit seiner Droschke vor, der vier etwas angeheiterte junge Burschen entstiegen. Jeder von ihnen trug eine rote Nelke im Knopfloch, und auch Wilhelm war auf diese Weise geschmückt.

Aber sie war dann wenigstens froh, aus Paulas Antworten entnehmen zu können, daß diese keine Ahnung von ihrem Verhältnis zu Beuthien hatte. Um so größer war ihre Angst vor der Mutter. Immer drängte sich das Geständnis auf die Zunge, aber immer schreckte sie wieder zurück. Und doch, irgend jemand mußte sie sich anvertrauen. Allein konnte sie es nicht mehr tragen.

Was half es, man mußte es versuchen. Unmöglich konnte man den weiten Weg von Ottensen nach Hause in der Nacht zu Fuß gehen. Lulu war erfreut über diese neue Gelegenheit, sich die beiden zu verpflichten. Sie begann den Fahrpreis in Zehnpfennigstücken abzuzählen. "Lassen Sie doch den Pfennigkram", schalt Beuthien, zog sein Portemonnaie und wog es protzig in der Linken.

"Fragt ihn doch." Ungläubig trennte man sich. Paula lechzte seitdem nach einer Wiederholung des wunderschönen Walzers. Aber wie sollte sie es anstellen? Zum Ausreißen hatte sie schon Mut, aber wenn man sie dort sähe, es ihrem Vater hinterbrächte? Sie suchte mit Beuthien näher bekannt zu werden. Sie nickte ihm zuerst zu, wo sie ihn sah.